Mediterrane Metropole Istanbul: märchenhafte Schätze und cooler Lifestyle
Auf zum hippen Museumsbau von Renzo Piano, in das neue Posh-Viertel Karaköy,zu schicken Restaurants am Bosporus und zum Diamanten im Topkapi-Palast. Osmanisches Erbe trifft westlichen Lifestyle.
Istanbul
Mit dem Flugzeug ab Wien etwa zwei Stunden. Der Weg ist das Ziel: Alternativ mit der Bahn einige Tage mit Umsteigen, https://austrian.com,
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"Wir sind in einer 16-Millionen-Stadt, da haben wir keine Namensschilder“, sagt der Taxiboy am Flughafen Sab zu einer Reisegruppe, die erst nach längerem Geo-Caching vor dem Ausgang des Flughafens im asiatischen Teil Istanbuls auf ihn trifft. Dann zeigt er auf eine Liste in seinem Handy, mit hunderten gelb markierten Namen, "da hätten wir viel zu tun, wir sind in Istanbul!“
Vier Tage, vier Routen. Die freizeit führt mit Dolce Vita durch das lange Wochenende:
Mit den täglichen Pendlern sind es etwa 25 Millionen Menschen, die hier leben und arbeiten. Verkehrsprobleme? Keine. Taxifahrer rollen einfach bei Rot in die Kreuzung ein und fädeln so in eine nie stillstehende Autokolonne, die sich langsam aber stetig Richtung Zentrum bewegt. Meistens wählen die Fahrer den Weg Richtung Taksim über die Bosporusbrücke, die den europäischen mit dem asiatischen Teil der türkischen Metropole verbindet.
Zwar gibt es mittlerweile den Eurasien-Tunnel unter dem Bosporus, aber der ist den meisten zu teuer, das kostet extra. Auf dem langen Weg vom Flughafen über die Bosporusbrücke kommt man dafür an zahlreichen Kultplätzen vorbei. "Im Hotel Pera Palace nahmen viele Legenden Istanbuls ihren Anfang. Das Hotel war während der Zeit des Orient-Express Herberge von Agatha Christie oder von Mustafa Kemal Atatürk, ihre original Zimmer sind noch immer erhalten“, erzählt der Fahrer, der vom Gründer der Republik schwärmt, der hier auf Nummer 101 wohnte.
Wer zum ersten Mal nach Istanbul kommt, sollte unbedingt erst die bekanntesten Sehenswürdigkeiten ansehen, sie sind der Schlüssel zu Kultur und Lifestyle, wie man ihn heute in Istanbul erleben kann. Vor allem die byzantinischen Kuppeln der Hagia Sophia, der quirlige Große Basar mit tausenden Shops von orientalischen Süßigkeiten bis zu Lederwaren und Cafés oder der prächtige Topkapi-Palast mit seinem 86-karätigen Löffelmacher-Diamanten und den goldenen Sultan-Gemächern sind ein Muss.
Kenner der Stadt bleiben gerne in nur einem Viertel, etwa in Balat, dem jüdischen Viertel, oder in Kadiköy im asiatischen Teil, um die Gassen näher zu erforschen. Die Metropole ist mehr als vier Mal so groß wie New York und dafür braucht man Zeit.
Istanbul "is the new cool“, liest man auf Plakaten, die die vielen Baustellen in Beyoglu abdecken, hinter denen Istanbul erneuert wird und auf denen Musik- und Theater-Festivals angekündigt werden, die auch im Herbst wöchentlich in der ganzen Stadt stattfinden. In dem Viertel treffen neoklassizistische Gründerzeithäuser auf Barock-Architektur und Art déco. Und die ottomanische Periode zeigt sich mit tausenden kleinen Minaretten, verteilt in ganz Istanbul.
Zu Fuß durch Beyoglu
Rund um das Hotel Pera Palace in Beyoglu merkt man sofort, dass die Stadt nie schläft. Man wird förmlich mitgerissen vom Tempo der vorwiegend jungen Menschen, die sich entlang der Hauptstraße İstiklal Caddesi schieben und zur Seite springen, wenn sich die alte rote Tram den Weg durch die Menge bimmelt. Hier shoppt man rund um die Uhr, Theater, Bars und Clubs kennen keine Sperrstunde.
Wer sich den Weg durch die Einkaufsmeile bahnt, die mit bunten Fußballflaggen der Istanbuler Vereine Galatasaray geschmückt ist, erlebt entlang der 2,8 Kilometer langen Fußgängerzone, hautnah die Kulturgeschichte der Stadt, die von den alten Griechen, Persern, Römern, Byzantinern geprägt wurde. "Diese klassizistische Passage erinnert an Paris und gehörte einst der berühmten französischen Familie von Charles Aznavour“, erzählt Kulturmanager Koray Suren einer Gruppe von Musikern, die für ein Festival angereist ist.
"Ein paar Schritte weiter liegt die italienische Kirche, die Basilika St. Antonius und unsere internationale Schule mit einem großen Park. Wenn man die Flaniermeile Richtung Galata-Turm geht, findet man in unzähligen kleinen Geschäften rundum Musikinstrumente. Vor allem E-Gitarren und Saxofone.“ Kunst- und Modeliebhaber schlendern lieber in die entgegen gesetzte Richtung der Mall. Denn dort bieten schicke Designer-Shops, handgefertigtes Design aus Frauenkooperativen an. Und in der Casa Botter, dem ersten Art-Nouveau-Gebäude Istanbuls, ist heute eine Contemporary-Kunstgalerie untergebracht. Einen besonderen Sundowner mit Ausblick über das Goldene Horn genießt man am besten bei der Aussichtsterrasse Pierre Loti.
Begibt man sich abseits der Hauptstraße, sollte man festere Schuhe tragen. Es geht steil bergab und bergauf. Nicht umsonst wird Istanbul die "Stadt auf den sieben Hügeln“ genannt, ein Name, der vom byzantinischen Konstantinopel übernommen wurde. Koray Suren führt seine Gäste gerne ins schicke Serenita bergab. Im neuen Gourmet-Hotspot serviert die junge Küchenchefin Aylin Yazicioglu geeiste blanchierte Mandeln zu Gazpacho mit Gurkensorbet. Sie ist auch Chefin von Nicole, einem "Fine dining“-Restaurant nebenan. Schlendert man wieder bergauf, kommt man wie zufällig an spannenden Orten, wie dem ältesten Hamam, dem Filmmuseum oder an einem verborgenen exklusiven Insider-Club, wie dem Soho House Istanbul, vorbei.
Kunst und Meer in Karaköy
Gleich beim Taksim-Platz liegt auch das Festivalzentrum AKM, das Atatürk-Kulturzentrum. Wer hier ein Konzert besucht, kann auf der Terrasse der schicken Brasserie Divan, mit Blick über den Bosporus, frischen Branzino genießen. Vom AKM führt die İstiklal Caddesi bis zum Pera-Museum, in dem sich Besucher gerne in einer interaktiven Installation vor dem Highlight der orientalischen Sammlung, dem "Schildkröten Dresseur“ fotografieren lassen.
Zeitgenössische Kunst, etwa Ólafur Elíassons Spiegelobjekte oder Skulpturen von Tony Cragg, findet man in Karaköy, in Galataport.
Das neue schicke Stadtviertel, das sich vom Ufer des Goldenen Horns bis zum Bosporus zieht, gilt als der neue gentrifizierte Posh-Bezirk. Neben dem hohen Minarett im Tophane-Park errichtete Renzo Piano aus einem alten Lagerhaus das Istanbul Modern, einen flachen Glas-Stahl-Museumsbau für Kunst. Ein historisches Postgebäude wurde zur schicken Shoppingmall umgestaltet, mit Luxusgeschäften und Fine-dining-Restaurants.
Auch das Fine-Jewelry-Nobelgeschäft Sevan Biçakçi, von dem der Schmuck für Cate Blanchett stammt, den sie im Film "Ocean 8“ trug, ist hier zu finden. Heute dürfen in Galataport sogar Kreuzfahrtschiffe anlegen. Der Blick zu Meer und Bosporusbrücke bleibt aber ungestört, der Terminal ist unterirdisch.
Der Verkehr über die Brücke reißt auch nie ab, denn sie verbindet die asiatischen mit den europäischen Ausgehvierteln und wurde zur Landmark für das quirlige Nachtleben auf den Rooftops zwischen Galataport und dem jungen In-Viertel Kadiköy.
Kuriose Fakten. Wussten Sie, dass …
… in Karaköy Goldenes Horn und Bosporus zusammenfließen und man mit einer Fähre von hier in etwa 30 Minuten Strände in Kadiköy erreichen kann?
… das Gemälde "Der Schildkröten Dresseur“ aus dem Jahr 1906, 2004 bei einer Kunstauktion einen Rekordpreis von 3,5 Millionen Dollar erzielte?
… es im ehemaligen Konstantinopel 3.690 Moscheen gibt, davon sind 700 noch original ottomanisch, die anderen sind Neubauten.
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