Best Dressed zu Weihnachten: Festmode einst und was man 2024 trägt
Einst trug man brave Anzüge und simple Kleider zum Fest, heute ist alles erlaubt. Die Geschichte des Feierns und der Weihnachtsmode.
Warum hängten Bauern eigentlich noch im 18. Jahrhundert Sauerkraut auf den Christbaum? Wenn sie kein Lametta zur Verfügung hatten, eine Erfindung des 17. Jahrhunderts, dekorierten sie ihn mit Kraut – als Symbol für Eiszapfen. Traditionell diente bäuerlicher Baumschmuck als Nahrung und sollte verspeist werden, ergänzt mit Käse, Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen.
Auch die Weihnachtsmode ist wie eine Zeitreise, bei der man sieht, wie sich nicht nur Modetrends, sondern auch das Feiern und gesellschaftliche Normen verändert haben.
Designs der festlichen Kleider richteten sich früher nach der Verfügbarkeit von Stoffen, die Schnitte nach kulturellen und sozialen Strömungen und der Feierlaune der Zeit.
Heute entwerfen sämtliche Modelabels eigene Holiday-Festive-Kollektionen, in denen sich Stile vergangener Epochen mit zeitgenössischem Lebensstil vereinen. Dabei kommen kostbare Stoffe wie Goldlamé und Brokat zum Einsatz. Üppiges Silberlametta ziert heuer Christbäume und Kleider und zeigt so, dass man wieder richtig glamourös feiern will – wie die Hollywood-Stars der 1920er- und 1930er-Jahre.
Das war nicht immer so. In den 1940er-Jahren hatten sich die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich geändert. Sparmaßnahmen führten zu Rationierungen von Stoffen, die Kleidung musste praktisch und konservativ sein, die Schnitte stammten dabei meist von Utility-Bekleidung der Zeit. Rocksäume wurden kürzer, um Material zu sparen, Designs einfacher.
In der Weihnachtszeit peppte man seine Kleider einfach mit Accessoires wie Broschen und Schals auf. Schlicht, aber stilvoll unter dem Weihnachtsbaum zeigten sich Stars wie Lauren Bacall und Humphrey Bogart in den späten 1940er-Jahren mit elegantem, einfachem Etui-Kleid, aufgepeppt mit einer Stoffblume, und im schwarzen Anzug.
Auch dass in den 1940ern Sandalen mit Korkplateau in Mode kamen, wie sie Designer Salvatore Ferragamo für die Hollywoodstars entwarf, kam daher, dass Kork und Holz leichter verfügbar war als echtes Leder.
Golden-Age trifft Zeitgeist
Dass Mode sich aus den wirtschaftlichen Gegebenheiten der Zeit entwickelt, ist bis heute so. So können etwa die futuristischen Hightech-Stoffe in Silber und Gold aus Metallicgeweben, wie sie gerade en vogue sind, mittels KI und neuen Produktionsprozessen kostengünstiger hergestellt werden, etwa bei Savage X Fenty.
Was zur Folge hat, dass auch bei festlichen Anlässen das Motto gilt: erlaubt ist, was gefällt, Gold- und Brokat-Stoffe sind leistbar geworden. So greifen Modedesigner gerne auf die Styles der Goldenen Ära zurück, als Gold der Inbegriff von Luxus, Dekadenz und Überfluss war, was in der glamourösen Mode der 1920er-Jahre gipfelte.
Rebellion und Empowerment
Die 1920er-Jahre waren rebellisch, wild und opulent. Kleider im Flapper-Stil mit tiefer Taille, Fransen und kunstvoller Perlenstickerei waren im Trend.
In den 1930er-Jahren waren wiederum bodenlange Abendkleider aus weißem Satin angesagt und wurden von Filmstars wie Ginger Rogers, Claudette Colbert oder Jean Harlow über den roten Teppich geführt.
Damals musste noch nicht gespart werden, wie später bei den Kleidern der 1940er-Jahre. Aber nachdem Christian Dior 1947 seine erste Modekollektion zeigte, kam ein neuer Look auf: Er wollte nach dem Krieg Frauen wieder Glamour verleihen. Statt schmal geschnittener Kleider, die von Uniformen inspiriert waren, hatte die neue Mode von Cristóbal Balenciaga, Schiaparelli, Lanvin, Givenchy oder Yves Saint Laurent runde Schultern, schmale Taillen und betonte Hüften. Zum Einsatz kamen wieder teure Stoffe wie Satin, Samt und Taft.
Die 1950er-Jahre läuteten eine neue Ära des Wohlstands und der Kleiderschnitte ein. Busen, Po und Hüften wurden betont. Und die Accessoires mussten genau zum Outfit passen: Handschuhe, Schuhe, Hüte und Handtaschen wurden auf das Kleid abgestimmt und waren nicht selten aus demselben Stoff geschneidert.
So machte etwa Elizabeth Taylor, als sie 1950 in einem A-Linien-Kleid aus goldenem Satin und roten Lippen für eine Weihnachtswerbung posierte, die neue Silhouette populär. Nur zwei Jahre später posierte Marilyn Monroe avantgardistisch im Transparentlook unter dem Weihnachtsbaum: Sie trug als Weihnachtslook nur eine High-waist-Transparent-Strumpfhose, über die sie ein Satinband gebunden hatte, sodass ihr Slip darunter zu sehen war und einen Satin-BH mit Holderneck.
Erst die Swinging Sixties veränderten die Mode und die kulturellen Normen nachhaltig. Mit Metallicstoffen und Mustern wollte man vor allem sich selbst darstellen. Was sich mit der glitzernden Disco-Mode in den 1970er-Jahren fortsetzte. Hässlicher wurde es dann zu Weihnachten wieder in den 1980ern: Man trug XL-Weihnachtspullis mit Rentieren und Schlitten.
Heute trägt man unter dem Christbaum einen Mix & Match aller Stile. Etwa aus Luxus und Streetwear bei Rihannas Pyjama-Look, dem neuen Minimalismus in Schwarz, gepaart mit Female Empowerment bei der minimalistischen Festive Collection von Cos, mit Sanduhrsilhouette und Goldglitter beim Minikleid von H&M, oder im Vintage-Lamé-Style der Sixties, wie es einst Kim Novak zeigte, beim Holiday-Look Max Maras.
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