Trendfrisur Bob: Aus lang wird jetzt immer öfter kurz

Frauen entscheiden sich zunehmend gegen die Wallemähne. Der Bob ist 100 Jahre nach seinem ersten Hype beliebt, wie schon lange nicht mehr.

Ein Blick in den Backstagebereich bei den internationalen Modeschauen gab bereits vergangenen Herbst einen Vorgeschmack auf einen der wichtigsten Frisurentrends 2022: Hinter den Kulissen in Paris und Mailand, wo normalerweise bereits Stunden vor Beginn der Präsentation das lange Haar der Models aufwendig geföhnt wird, ging es auffallend unaufwendig zu.

Zahlreiche der gebuchten Schönheiten hatten es den Stylisten mit der Wahl ihres Haarschnitts leicht gemacht: So viele Frauen mit kurzen Haaren wie schon lange nicht mehr wurden für die Defilees anlässlich der Frühjahr/Sommer-Kollektionen 2022 von den Modehäusern gecastet.

Die knapp schulterlangen Looks, die es bei Dior zu Abendkleidern und bei Max Mara zu Lederlooks zu sehen gab, waren wegweisend für das, was der Wiener Friseur Hannes Steinmetz nun auch auf den Köpfen seiner Kundinnen beobachtet: „Der Wunsch nach Veränderung scheint dieses Jahr groß. Kein anderer Haarschnitt ist dafür so sehr geeignet wie der Bob.“

Bob bei Max Mara

©Max Mara

Zwar gab es kurze Haare schon zuvor an so mancher modemutigen Persönlichkeit zu sehen, breite Popularität erlangte der Bob allerdings erst in den 1920er-Jahren. Ein Zeitpunkt, in dem sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft veränderte: Sie durfte wählen, verdiente ihr eigenes Geld – und wollte ihre Emanzipation auch in Form der Frisur zum Ausdruck bringen. Bei den Coiffeuren wurde immer öfter nach einem Bob verlangt.

Trendwende

100 Jahre später ist die Entscheidung, sich von den eigenen langen Haaren zu trennen, für Frauen nach wie vor eine große. „Die wallende Mähne ist in den vergangenen Jahrzehnten wieder zu einem Schönheitsideal geworden. Sie stellt eine gewisse Form von Uniformität dar“, weiß Steinmetz. Das ändere sich langsam wieder. Der Co-Inhaber des Steinmetz-Bundy Privatsalons sieht nun eine ähnliche Entwicklung wie in den Goldenen Zwanzigern: „Es findet eine Trendwende weg vom möglichst langen Haar zu kurzen Varianten statt.“ Wer sich einen Bob bzw. Bubikopf schneiden lasse, setze optisch ein starkes Statement. „Ohne dabei an Weiblichkeit zu verlieren.“

©Steinmetz-Bundy Privatsalon / Hilde Van Mas

Pflegeleicht

Varianten des Bobs gibt es unzählige (siehe Infokasten links), alle haben laut dem Wiener Haarprofi jedoch eines gemeinsam: „Es handelt sich im Grunde um eine wartungsfreie Frisur, die im Alltag herrlich unkompliziert ist.“ Wird vom Profi ein akkurater Schnitt gemacht, der einmal im Monat aufgefrischt wird, könne man auf sämtliche Stylinggeräte wie Glätteisen oder Lockenstab verzichten.

Wer sich nach jahrelangem Wallemähne-Dasein erstmals an eine kürzere Frisur herantrauen möchte, kann mit einem sogenannten Long Bob starten. „Wobei, wenn die Entscheidung erst einmal bei der Frau gefallen ist – oft nach dem Ende einer Beziehung, in der der Mann keine Kurzhaarfrisur an ihr sehen wollte –, wird sie sowieso bald zum Kürzen zum Friseur zurückkehren. Da wird dann endlich der eigene Kopf durchgesetzt.“

Maria Zelenko

Über Maria Zelenko

Seit 2015 beim KURIER. Schreibt seit über einem Jahrzehnt über alles, was die Mode- und Kosmetikwelt bewegt.

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