Warum Mode aus Skandinavien so gut zu unserem Lifestyle passt

Natürlich, nachhaltig, nordisch: Der skandinavische Stil erobert die internationale Modewelt.

In "Emily in Paris" ist Schauspielerin Lily Collins zwar geographisch in der französischen Hauptstadt, modisch hingegen zieht es sie immer wieder nach Skandinavien. 

In der neuesten Staffel trägt Emily etwa ein blumiges Gilet von Stine Goya, während ihre Freundin Mindy in Staffel drei mit Hosenanzug von Rotate Birger Christensen glänzte. Diese Marke hatte zuvor Emily mit einem Partykleid ausgestattet, das mit übergroßer pinker Schleife komplettiert wird.

Bunt gemustert

Neben Schauspielerin Lily Collins (die von Skandinavien so begeistert ist, dass sie sich vergangenes Jahr in Kopenhagen ein Haus gekauft haben soll) sind auch andere Stars Fans: US-Socialite Kendall Jenner führte den ikonischen, blau-grünen Gingham-gemusterten Sweater von Stine Goya aus und Hailey Bieber zeigte sich in grasgrünem Blazer des dänischen Labels Ganni.

Lily Collins

©EPA/MOHAMMED BADRA

Aber warum ist nordische Mode derzeit so gefragt? "Weil sie zu unserem aktuellen Lifestyle passt", sagt die Wiener Imageberaterin Eva Köck-Eripek. "Skandinavische Mode war immer schon von Lässigkeit, Lockerheit und Funktionalität geprägt." Die Menschen sind aktiv, viel mit dem Fahrrad unterwegs und das schlägt sich in der Mode nieder: "Zum Rock werden Gummistiefel oder klobige Moon Boots kombiniert – etwas, das für elegante Pariserinnen undenkbar wäre." 

Ganni 

©EPA/JAMES ROSS

Oft kommen Jeans und Strick zum Einsatz, die Schnitte sind selten hauteng.

In den jüngsten Jahren, begünstigt durch Homeoffice und die Vermischung von beruflichem und privatem Alltag, hat sich bequeme Mode auch bei uns durchgesetzt. Hosen haben mehr Stretchanteil und wir tragen Sneakers zum Kleid. Das wäre laut Köck-Eripek vor zehn Jahren nicht möglich gewesen.

Frische Ideen

Die Skandinavier bringen frische Designideen, die in der Modewelt zunehmend geschätzt werden: "Nordische Designerinnen treffen bei Oberbekleidung ins Schwarze und machen den Lagenlook zur Kunstform", sagte Streetstyle-Fotografin Noorunisia während der Copenhagen Fashion Week zur Vogue

Aber natürlich ist nordische Mode in den vergangenen Jahren auch gereift. Sie lässt sich nicht länger in Schubladen stopfen, ist nicht mehr nur kunterbunt oder minimalistisch. 

Jennifer Joensson Lundedal auf der Copenhagen Fashion Week

©EPA/Liselotte Sabroe

Weniger Wasser, mehr Transparenz 

Dazu kommt die Nachhaltigkeit. Laut einer Umfrage des Nordic Swan Ecolabels legen 60 Prozent der nordischen Kunden Wert auf umweltfreundliche Produktion. Zum Vergleich: In Österreich achten laut Umfrage von Arbeiterkammer Wien und Greenpeace nur 44 Prozent auf die Umweltstandards, während 78 Prozent den Preis in den Vordergrund stellen. 

Die nordischen Labels reagieren auf die Nachfrage der Bevölkerung. Die Jeansmarke Nudie setzt auf Bio-Baumwolle, die größtenteils im Regenfeldbau gewonnen wird (und dadurch den Wasserverbrauch reduziert). Und allein im Jahr 2022 hat das Label zudem 65.386 Jeans kostenlos repariert, um ihre Lebenszeit zu verlängern.

Die Marke Filippa K hat es sich hingegen zum Ziel gesetzt, bis 2025 die Hälfte aller Kleidungsstücke bis zur Herkunft der Fasern zurückverfolgen zu können. Derzeit ist das bei knapp einem Drittel möglich. 

Und dem dänischen Label Ganni ist es gelungen, seine absoluten CO2-Emissionen im Jahr 2023 um sieben Prozent zu reduzieren. 

Ganni Girls

Um diese Marke hat sich in den vergangenen Jahre ein regelrechter Fanclub gebildet. Model Bella Hadid, Sängerin Olivia Rodrigo oder auch die britische Schauspielerin Daisy Edgar-Jones haben sich als #gannigirls geoutet. Der Hashtag wurde 2015 von Model Helena Christensen und Schauspielerin Kate Bosworth geprägt, als sie zum Mittagessen in der gleichen Ganni-Jacke erschienen. Allein heuer wurde er laut Guardian auf Instagram 114.000 Mal verwendet.

Auf der Shopping-Website Net-A-Porter sind in den vergangenen sechs Monaten Anfragen zu Ganni-Kleidern um 748 Prozent gestiegen. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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