Sophia Geiss (links) mit der “Andiamo“-Bag von Bottega Veneta und Sonia Lyson mit einer Birkin-Bag von Hermes

Taschen statt Aktien: Warum Birkin Bag & Co gute Wertanlagen sind

Welche Luxusartikel die Gen Z kauft, welche Labels gefragt sind und welches Taschenmodell der berühmten Kelly-Bag von Hermès Konkurrenz macht.

Steigt der Goldpreis, sind immer mehr Menschen auf der Suche nach einer passenden Investition. Vielen sind Aktien zu langweilig und Immobilien zu kompliziert. Warum also nicht in Dinge investieren, die wenig Platz brauchen und noch dazu Spaß machen?

Dazu eignen sich Luxusgüter wie Schmuck, Uhren oder Handtaschen bestens. Luxusobjekte, etwa von den begehrtesten Labels wie Tiffany & Co., Cartier, Bulgari, Chanel oder Hermès, gelten als lukrative Anlagemöglichkeiten. 

Aber aufgrund strenger Einkaufsrichtlinien, limitierter Editionen und langer Wartelisten wenden sich immer mehr Konsumenten Sekundärmärkten wie Vintage-Onlineplattformen und Auktionshäusern zu, um Luxusmode zu kaufen. 

Auch bei Investition in Mode sollte man beachten gewinnträchtige Stücke zu kaufen. Das sind Evergreens, Sammlerstücke oder Hot Drops. "Evergreens sind zeitlose Modelle, die mit traditionsreichen Marken wie Louis Vuitton, Gucci, Fendi und Dior verbunden sind", erklärt die Onlineplattform Vestiaire Collective, in ihrer Presseaussendung für Pre-loved Fashion.

Sehnsuchtsmodell: Die Kelly Bag von Hermès aus der aktuellen Sommerkollektion

©Montege: Hersteller/Midjourney

"Die Designs kehren als Neuauflagen oder modernisierte Versionen aus den Archiven zurück, behalten aber ihren ikonischen Status, wie die Jackie Bag von Gucci, die Lady Dior und die Fendi Baguette", heißt es weiter zur Erklärung für Verkäufer. Sammlerstücke sind seltene, limitierte Editionen oder Vintage-Stücke, Hot Drops die aktuellsten Trend-Teile, die auf dem Primärmarkt schwer zu finden sind. 

FENDI BAGUETTE Die zeitlosen Klassiker gibt es ab ca. 2.200 €

©Hersteller

Aber diese findet man wiederum dank intelligenter Suchmaschinen, wie etwa Lyst. Die weltweit größte Mode-Shopping-Plattform, zeigt ihren 200 Millionen Käufern pro Jahr nicht nur ein vierteljährliches Ranking der angesagtesten Modemarken, sondern auch, dass die Sammelleidenschaft der Unter-30-Jährigen zunimmt. 

Luxusboom und die Gen Z

Diese Generation investiert heute zum Beispiel gerne in kleine Luxusgüter wie Kaschmirpullis, Modeschmuck und Parfums. Von Labels wie Chanel über Fendi bis zu COS – ein Label, das auf die Verknappung von begehrten Modeartikeln der Luxuslabels reagiert und ähnliche Ware, aber viel günstiger, auf den Markt bringt. 

LOUIS VUITTON Capuzines X Murakami, 6.400 €

©Hersteller

50 Milliarden für Schmuck

Laut der Marktforschungsplattform straights research betrug der globale Markt 2023 alleine für Luxusschmuck 48,97 Milliarden US-Dollar. Bis 2032 soll es etwa doppelt so viel werden. 

Die Online-Plattform Mytheresa, Führer im Luxus-Premiummarkt, will heuer die Übernahme von Yoox Net-a-Porter von Richemont abschließen und damit einen Jahresumsatz von 3 Milliarden Euro anpeilen. Hermès gab bekannt, dass sein Jahresumsatz 2024 um 18 Prozent auf 4 Milliarden Euro gestiegen ist, woran Lederwaren, Schmuck und Parfums die größten Anteile hatten. 

Die Preise sollen bei Hermès heuer übrigens um etwa 6,7 Prozent angehoben werden –  abhängig von den kommenden US-Zöllen. Wer kann, sollte also noch schnell zuschlagen.

GUCCI Erhältlich über net-a-porter. Das aktuelle Modell ist hit-verdächtig, 3.300 €

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Aber mit solchen Luxusgütern wird nicht nur der reine Warenwert verkauft, sondern auch der Wert der Marke und – Emotionen. Das zeigt sich etwa beim Kauf des Love-Armreifs von Cartier. Das Symbol ewiger Liebe hat seit 1969 nichts an Beliebtheit als wertbeständiger Bestseller eingebüßt und zeigt, dass Gefühle wie Liebe beim Kauf mitspielen.

Die Generation der Unter-30-Jährigen sucht nach persönlichen Verbindungen zu ihren Investitionen, was Labels von Louis Vuitton bis Chanel bereits in ihren Kampagnen umsetzen, um "emotionalen Luxus" zu vermitteln.  

 LOVE VON CARTIER Wertbeständiger Bestseller: Der Armreif gilt seit 1969 als Ikone. Ab 6.600 €

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Für die junge Generation sind auch Nachhaltigkeit, ethische Überlegungen zu Herkunft und Verarbeitung wichtige Kriterien beim Kauf von Luxusmode. Ein Trend, der sich vor allem auf den Sekundärmärkten widerspiegelt und Online-Plattformen oder Auktionshäusern Zuwächse bringt.

"Im Wiener Dorotheum steigt Angebot wie Nachfrage bei Auktionen für Handtaschen und Accessoires. Bei Modeschmuck punkten aufgrund ihrer langen Geschichte eindeutig die Marken Chanel und Dior", gibt Dorotheum-Expertin Regina Herbst Tipps. "Preissteigerungen gibt es bei Limited Editions, aber auch bei Klassikern. Taschen der Luxusmarken Hermès, Chanel und Louis Vuitton werden zur 'Wertanlage des 21. Jahrhunderts'."

BIRKIN BAG HERMES Jahrelange Wartezeit für den Klassiker

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Stars treiben den Preis

"Sie sind Statussymbole, die man in der Öffentlichkeit zeigen und mit sich tragen kann." Egal ob handgefertigte Handtaschen, Luxusuhren oder Modeschmuck, die Mischung aus Handwerkskunst, Geschichte und kultureller Relevanz trägt zur Wertbeständigkeit der Sammlerstücke bei. 

Und der Promi-Faktor sorgt für den Kauf-Anreiz: Models, Sportstars und hippe Netflix-Serien gelten als Preistreiber für Luxusgüter. So erwarb Rapper Drake bei einer Sothebys-Auktion den Kronenring von Hip-Hop-Legende Tupac Shakur für eine Million Dollar.

BOTTEGA VENETA Erhältlich über net-a-porter. Ikonisches Flechtwerk, Taschen ab 1.600 €

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Jahrelange Wartezeiten - aber nicht für jeden 

"Catch it, if you can" ist das Motto jener, die Handtaschen als Wertanlage suchen. Wer in Luxushandtaschen investieren will, hat es nicht leicht, denn die gefragten Modelle sind schwer zu bekommen. Man braucht neben dem nötigen Kleingeld vor allem Geduld, die Wartelisten bei Hermès & Co sind lang. 

"Zuerst müssen wir ein Käuferprofil erstellen, dann wird vom Unternehmen entschieden, auf welche Warteliste er kommt", erklärt eine Verkäuferin im Hermès-Shop Wien, auf die Frage, ob man die Kelly-Bag aus der Vitrine gleich mitnehmen könnte. Und Wartelisten gibt es unterschiedliche: für Neukunden, Promis und Stammkunden. Da kann es schon ein paar Jahre dauern, bis man seine Investition auch ausführen kann. 

Geschuldet ist das nicht nur der Verknappung als Marketingstrategie, sondern auch der langen Produktionszeit einer echten Hermès-Bag: Bis zu drei Arbeitstage braucht ein Handwerker für eine Kelly oder Birkin-Bag, die dank ihrer hochwertigen Verarbeitung per Hand, inklusive "Sattelstich" und Finish aus Bienenwachs, ihren Wert behält. 

So kam 2024 ein ganz besonderes Stück im Wiener Dorotheum zur Auktion. "Die Hermès Birkin Ghillies aus der Erstpräsentation 2012 von Pierre Hardy, Kreativdirektor für die 'Haute Bijouterie' bei Hermès, wurde für das Doppelte des Rufpreises, für 19.500 Euro, verkauft", erzählt Expertin Herbst.

CHANEL 25 Steppleder, Kette, Logo – als Wertecode, 6.800 €

©Chanel

Luxustaschen: Preis verdoppelt sich alle fünf Jahre

Im März bekommen Sammlerinnen wieder eine Chance, ein begehrtes Stück bei einer Dorotheum-Online-Auktion zu ersteigern: 

  • eine Birkin Bag 40, Rufpreis, 9.500 Euro
  • eine Kelly 32, Rufpreis 5.500 Euro
  • eine Chanel Classic Flap mit 2.200 Euro Rufpreis. 

"Wir beobachten eine starke Nachfrage nach klassischen Modemarken. In Sachen kleine Luxusgüter sind es nach wie vor Hermès, Chanel, Louis Vuitton, Yves Saint Laurent, Dior, Gucci, Prada", so Regina Herbst. Laut Marktuntersuchungen verdoppelt sich der Wert der Luxustaschen in der Regel alle fünf Jahre, das hängt auch vom Modell ab. So kostete eine mittelgroße Chanel Classic Flap-Bag vor zehn Jahren etwa 4.900 US-Dollar. Heute muss man etwa 10.200 US-Dollar dafür berappen. 

MARGAUX VON THE ROW Der ausverkaufte Klassiker, 5.750 €
 

©Hersteller

Nur ein Außenseitermodell schaffte es bisher in die hyperexklusive Taschenklasse der Topseller vorzudringen: die Margaux von The Row. Mit Preisen ab etwa 3.600 US-Dollar liegt die Margaux auf einer Linie mit Chanels Flap Bag oder einer Fendi-Baguette. Und kam außerdem ganz ohne Logo aus. 

Kendall Jenner, Hailey Bieber, Jennifer Lawrence, Zoë Kravitz und Harry Styles machten sie begehrenswert. Doch der Hype währte kurz. Gerüchten zufolge soll das Modell, das seit 2018 auf dem Markt ist, nicht mehr produziert werden. Verknappung ist auch hier die Strategie für Wertsteigerung. Deshalb setzte die Gen Z stattdessen auf ein Pendant: die Bowling Bag von COS, die denselben Luxus-Appeal verströmt. Oder man sucht auf Willhaben oder Vestiaire Collective: dort gibt es Vintage-Kelly Bags ab etwa 6.000 Euro.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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