Ideale Mode für Hitzetage: Warum die Farbe gar nicht entscheidend ist

Wenig Haut zeigen und aufs Material achten: Die richtige Outfit-Wahl, um an heißen Tagen nicht ins Schwitzen zu kommen

Viel nackte Haut und helle Farben: So lautet oft das Motto bei Hitze, wenn es um die Frage der Kleiderwahl geht. Dass diese Faustregeln allerdings keine Berechtigung hat, zeigen mehrere Studien.

Bereits in den Achtzigerjahren untersuchten Forscher aus Tel Aviv und der Harvard-Universität gemeinsam, welche Kleidung den Körper am meisten erwärmt.

Weiß, Schwarz oder kurze Hosen am besten?

Bei Temperaturen zwischen 35 und 46 Grad wurden vier Outfits getestet: Ein schwarzes Beduinengewand (wie sie tatsächlich von den Wüstenbewohnern in Israel oder Nordafrika getragen wird), weiße Beduinenkleidung, eine beige Militäruniform und kurze Hosen mit T-Shirt.

Die Forscher kamen zum Fazit, dass die Haut der Probanden in kurzen Hosen am schnellsten erhitzte, gefolgt von der hellen Uniform. Die Beduinengewänder schnitten am besten ab. Überraschend: Ob Weiß oder Schwarz machte keinen Unterschied.

Die Farbe ist egal

Auch eine Studie mit Tauben, die prüfte, ob schwarze oder weiße Federn besser vor Hitze schützen, ergab keine signifikanten Unterschiede. Die Farbe der Kleidung spielt kaum eine Rolle. Im Alltag ist der Temperaturunterschied von etwa einem Grad fast nicht zu spüren. Schwarz erhitzt sich zwar etwas mehr, reflektiert aber auch die Sonne besser und schützt so mehr vor UV-Strahlen.

Nicht zu eng

Wichtiger ist: Der Stoff soll ausreichend dick sein. Helles Material lässt mehr UV-Strahlung durch. Statt auf die Farbe sollte viel mehr auf den Schnitt der Kleidung geachtet werden. Diese sollte nicht eng am Körper anliegen.

Entscheidend ist vor allem, dass die Kleidung luftig und weit ist, sie also Luftzirkulation zwischen Kleidung und Haut zulässt. So kann Wärme abtransportiert werden.

Puristischer Luxus: Seiden-Hemdkleid von The Row um 3.190 Euro

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Trendlabel Toteme: Hemdbluse aus Baumwoll-Popeline, 260 €

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Weite Hose aus Leinen in Mintgrün des Stockholmer Labels Arket, 48 Euro

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Luftig: Hellblaues Hemd von The Frankie Shop aus Bio-Baumwolle, 155 €

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An den Outfits von Beduinen kann man sich also durchaus ein Beispiel nehmen.

Auch bei ihnen sind Kunstfasern tabu. Vor allem Polyester ist ein Schwitzgarant, weil es nur wenig atmungsaktiv ist. Geeigneter sind Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Seide, aber auch Viskose. (Details siehe Liste rechts)

Leinen-Zweiteiler von Pierre Maheo (Frühling/Sommer 2024)

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Weit geschnitten:  Chloe für den Frühling/Sommer 2023

©EPA/TERESA SUAREZ

Hochgeschlossen, aber luftig: Saint Laurents Sommer 2023

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Materialkunde

Viskose
Wurde  Kunstseide genannt,  sehr luftdurchlässig und robust. Aus Cellulose, die aus Holz gewonnen wird. Durch chemische Verfahren – die je nach Hersteller mehr oder weniger nachhaltig sind – entstehen Fäden. Die höchsten Standards findet man in der heimischen Produktion der Firma Lenzing – das sogenannte Lyocell-Verfahren  (Marke: Tencel)

Leinen
Besteht aus den Fasern des Flachses, wird für  kühlende Eigenschaften geschätzt. Nachteil: knittert leicht

Baumwolle
Sehr saugfähig, pflegeleicht. Als Popeline gilt Baumwolle, wenn sie dicht gewebt ist (gleichzeitig sehr atmungsaktiv). Bei konventionellem Anbau kommen chemische  Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Bio kommt ohne diese Pestizide aus.

Seide
Kühlend angenehmes Tragegefühl, Schweißflecken sind jedoch schnell sichtbar. Feine Faser, die von Raupen gesponnen wird.   Bei der Herstellung ökologischer Seide werden Tierwohlstandards berücksichtigt und  Chemikalienrückstände vermieden
Quelle: umweltberatung.at

 

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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