Fesch gefischt: Wieso Stars wie Royals auf die Barbour-Jacke stehen

Zum 130-jährigen Jubiläum des britischen Modelabels: Wie die Outdoormarke für Angler und Jäger zum Must-have der Stars wurde

Barbour

Gebrauchskleidung

1894 eröffnet John Barbour in South Shields seinen ersten Shop – mit Gebrauchskleidung für Jäger und Angler.

Dreifach royal

Das Privileg als Hoflieferant erhielt Barbour erstmals 1974 von Prinz Philipp, 1982 folgte Königin Elizabeth und 1987 dann auch der damalige Prinz Charles.

400 Millionen Euro Umsatz machte Barbour 2023. Doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor.

Queen Elizabeth trug sie, aber auch Steve McQueen. Prinzessin Kate hat mindestens vier. Schauspieler Benedict Cumberbatch geht mit ihr durch London und David Beckham zieht die Jacke zum Spaziergang mit Hund an. 

Designerin Alexa Chung peppte mit ihr nicht nur das Festivaloutfit auf, sondern entwarf auch eine Kollektion. Und der Premierminister Rishi Sunak ließ vergangenen Sommer eine "Mr. President"-Sonderedition anfertigen, um sie US-Präsident Joe Biden als Gastgeschenk zu überreichen.

Kaum eine Jacke wird zu derart unterschiedlichen Anlässen von derart unterschiedlichen Modeikonen getragen wie jene des Outdoorlabels Barbour, das heuer 130. Jubiläum feiert. 

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©REUTERS/POOL

Mit 400 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr ist das Label zudem weiter auf Erfolgskurs. Im September wurde zum 40. Geburtstag der beliebten Beaufort-Jacke ein Flagshipstore in Japan eröffnet. Einen Monat später wurde eine weitere Flaggschiff-Boutique in Mailand angekündigt. Und heuer, im Jubeljahr, gibt es eine Jacken-Kollektion mit Gucci-Stoffen.

Gebraucht, gewollt

Wie aber gelang dem Modelabel, das John Barbour 1894 im nordenglischen South Shields als Gebrauchskleidung für Angler und Jäger aus der Taufe gehoben hat, der Sprung in die Kleiderkästen der Stars und Royals und – in der Folge – der Masse?

Zum einen sind die Wachsjacken – das Aushängeschild der Marke – mit rund 350 Euro zwar nicht gerade günstig, aber doch leistbarer als der 2.340 Euro teure Trenchcoat von Burberry. Zum anderen bietet das wechselhafte englische Wetter gutes Terrain für Outdoor-Mode. Selbst wer bei blauem Himmel den Spaziergang startet, ist nicht davor gefeit, einen plötzlichen Regenguss abzubekommen.

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Außerdem sind die Briten eine Frischluftnation – nicht nur, weil die Häuser so zugig sind. Denn am Wochenende – egal wie kühl oder bewölkt – geht es an den Strand, in die Gärten, zur Jagd. Gerne und oft lässt sich die Königsfamilie mit Gummistiefeln und Spazierstock ablichten. Und dann kommt einmal mehr Lady Diana ins Spiel. Der Schnappschuss der Prinzessin im regnerischen Schottland im Sommer 1985 ging um die Welt. Und damit die wadenlange, khakigrüne Barbour-Jacke, die sie trug.

Nennung in Stil-Bibel

Bereits im englischen Stylehandbuch The Official Sloane Ranger der 1980er, das den Stil der Londoner Elite um den Sloane Square aufschlüsselte, war Barbour zu finden, erinnerte Stylistin Alice Hare unlängst in der Daily Mail. Mit den Stichworten "zerknittert, ölig und verschwitzt. Große Taschen für große Hände, gebrauchte Patronen und Labrador-Leinen".

Doch während anderen britischen Outdoor-Marken der Sprung manchmal in den Fashion-Olymp gelingt – man denke an die Hunter-Regenschuhe, die vor ein paar Jahren auch in Österreich an Regentagen aus dem Kleiderschrank geholt wurden –, schafft es Barbour, langfristig dort zu bleiben. Weil das Label sich zwar ändert, aber doch seiner britischen Art treu bleibt. Als der Stil der Chelsea Kids außer Mode zu kommen drohte, tauchte Barbour einfach andernorts auf: über den Hippie-Kleidern der Festivalbesucher.

©Dave Benett/Getty Images

Was würde zu den Musikfestivals inmitten britischer Felder bei typisch britischem Wetter aber auch besser passen als eine schlamm- oder erdfarbene Jacke, die dünn genug ist, um sie in die Tasche zu stopfen, chic genug, um sie lässig ums Kleid zu binden, und stabil genug, um vor Wind und Regen zu schützen? Sie ist genau richtig klobig für den Stilbruch mit Trägerkleidchen und Jeansshorts, aber dabei nicht zu derb, sodass die Trägerin nicht darin verschwindet.

Ein Stück Erinnerung

Und dann ist da natürlich die Langlebigkeit. "Die Barbour-Jacke", sagte Barbour-Männermoden-Chef Ian Bergin zu Elle, "hält sehr lange." Und so würde sie im Laufe der Zeit immer mehr zur eigenen Jacke werden. "Sie enthält all die Orte, an denen man gewesen ist, die Menschen, die man getroffen hat, und die Dinge, die man gemeinsam unternommen hat. Sie wird für einen wertvoll und vertraut und damit Teil des Lebens. Sie ist persönlich. Es ist nicht nur eine Sache, die man hat. Deshalb neigt man dazu, sie lange Zeit zu behalten."

Als Chefin Margarete Barbour der früheren Queen zum Silberjubiläum 1977 eine neue Jacke schenken wollte, lehnte diese zunächst dankend ab. Sie hätte lieber ihre aktuelle Jacke nachgewachst.

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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