J’adore: Wie es zu einer Ikone unter den Parfüms wurde

Ein neuer Duft von Dior. Der Flakon verkörpert den Duft nach außen hin. Die Geschichte der Flakons und wie sie zur Ikone wurden.

Sie nehmen allmögliche Formen, Farben und kreative Designs an – von langen Flaschenhälsen, zu runden und eckigen aus Glas-, Porzellan- oder sogar mit echtem Gold verzierten Kreationen. 

Der Flakon jedes Duftes ist speziell für ihn geschaffen und passt nur zu ihm. Es trägt dazu bei, dass Parfüms in ihrer gesamten Faszination wahrgenommen und genossen werden. Flakons sind das Ergebnis einer doppelten Verwandlung: Sie übersetzen abstrakte Sinnlichkeit in eine Idee und eine Idee in das fertige Objekt. Heute sind Flakons das wichtigste Marketingwerkzeug der Beautyindustrie. Sie sollen zeigen, was man nicht sieht, und greifbar machen, was man nicht anfassen kann. 

Die Geschichte der Flakons 

Parfüms waren immer schon Luxusprodukte, auch im religiösen Sinne waren sie sehr kostbar und wurden deshalb seit geraumer Zeit in schön verzierten Gefäßen aufbewahrt. Als erstes (bekanntes) Parfüm kann man wahrscheinlich den Weihrauch bezeichnen, der bei den Ägyptern bereits vor mehr als 5000 Jahren verwendet wurde. Im Laufe der Zeit hat man begonnen, diverse Duftsalben herzustellen, und Düfte wurden weltweit ein Zeichen eines hohen Gesellschaftsstatus. Die Duftstoffe wurden damals in Gefäßen aus Alabaster, Keramik, Glas, bearbeiteten Edelmetallen oder Porzellan aufbewahrt. 

Die goldene Ära der Parfümerie

Um die Jahrhundertwende gab der französische Parfümeur François Coty dem bekanntesten Jugendstilkünstler René Lalique den Auftrag, für seine Düfte passende Flakons zu entwerfen. Somit gilt Lalique heute als der Erfinder der Parfumflasche. Der erste Flakon trug den Namen "Ambre Antique“, ein schmaler Flakon aus Milchglas, auf dem griechisch-antike Damen zu sehen waren. 

Lalique gilt als Erfinder der ersten Parfümflasche. Die Begegnung zwischen René Lalique und Coty stellt einen Wendepunkt in der Karriere Laliques dar, der bis dahin vor allem für seine Juwelierarbeit bekannt war.

©Screenshot parfumo.de

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Parfümflaschen der westlichen Welt aus Kristall erarbeitet und mit Blumen und Gold verziert. Im 20. Jahrhundert entstand erstmals auch der Beruf Flakondesigner. So veränderte der Flakon seine Funktion – aus einem Gefäß für den Duft verwandelte er sich in ein Kunstwerk, das den Charakter des Parfums widerspiegelte und das menschliche Auge reizte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verspürten viele Designer den Drang, den Kurs der Gesellschaft zu ändern. Auch unter den Düften war dies klar ersichtlich: Allein im Jahr 1947 wurden über neun neue Parfüms in Frankreich entworfen (was für die damalige Zeit viel war – in den Jahren davor waren es zum Beispiel nur sechs Parfüms). Darunter auch Düfte, die bis heute zu den Klassikern zählen: Nina Ricci wollte mit ihrem Duft "LAir du Temps“ an Hoffnung und Frieden erinnern. Christian Dior hingegen kreierte einen Duft, der wie Liebe riechen sollte: Miss Dior. Dies hatte auch Erfolg:

1947 revolutionierte Christian Dior die Mode mit dem wagemutigen und eleganten "New Look". Christian Dior gefiel es nicht, wie sich Frauen in der Nachkriegszeit kleideten. Mit seiner Kollektion wollte er den Frauen die Weiblichkeit zurückgeben. Die vintage Kleider sind in der "J'adore"-Exhibtion in Paris zu sehen. 

©Adrien Dirand für Dior

Eine Revolution 

Feminine Silhouetten, betonte Taillen und voluminöse Röcke waren der Beginn von Christian Diors erfolgreichem und gewagtem "New Look“ aus dem Jahr 1947. Eine Revolution in der Modewelt begann. Das Modehaus repräsentiert seitdem Eleganz und Luxus und zog somit auch rasch eine einflussreiche und prominente Kundschaft an. Mit dem Parfüm Miss Dior gelang nicht nur ein erster Schritt in die Welt der Düfte, sondern auch ein Vorreiter des ikonischen Dufts J’adore. 

Das berühmte Massai-Collier 

©Adrien Dirand für Dior

Der ikonische Duft von Dior 

Als Diors erste Boutique in Paris im Februar 1947 eröffnete, wurde jede Woche mehr als ein Liter reiner Duft versprüht. Obwohl es in der Nachkriegszeit nicht einfach war, Material für den Duft zu finden (da viele Arbeiter streikten und es keine Kohle zum Verbrennen gab), erkannte Dior schnell, dass Luxus das Geheimnis des Erfolgs war und konzentrierte sich deshalb auch vermehrt auf Parfüms. Als Inspiration für die Flaschendesigns wollte Christian Dior eine moderne und elegante Frau symbolisieren. Eine Amphore: feminin, kurvenreich, zeitlos. Die Ringamphore ist ein Symbol für etwas, das eine kostbare Flüssigkeit enthält, genau wie Miss Dior. Die Amphore, eine Form, die einer Mischung aus Sanduhr und Blume ähnelt, zeugt von klassischer Schönheit und Jugend. Diors „New Look“ beendete die durch den Krieg erzwungene Ära der Sparsamkeit in Mode und Kosmetik.

Miss Dior ist das erste Parfum des Hauses Dior. Zeitgleich mit dem skandalösen und revolutionären "New Look" wurde Miss Dior im Jahr 1947 erschaffen.

©Julia Elzea bei Dior Ausstellung

In den 50er Jahren übten der Expressionismus und Surrealismus auch einen Einfluss auf das Flakon-Design aus. Salvador Dali entwarf zum Beispiel das Design der Flakons für "Le Roy Soleil“ von Schiaparelli. 1946 war der Flacon für Normalsterbliche kaum erschwinglich gewesen. 1997 kam der Baccarat-Flacon nochmals in limitierter Auflage auf den Markt. 1500 Deutschmark – also 750 Euro für die Parfümflasche. Weltweit gab es davon nur 3000 Stück. 

Le Roy Soleil (Eau de Toilette) ist ein beliebtes Parfum von Salvador Dali für Damen und erschien im Jahr 1997.

©Screenshot parfumo.de

Blumen als Sinnbild der Weiblichkeit 

Viele Künstler und Designer kreieren Flakons, die ein Sinnbild für Weiblichkeit und das Natürliche sein sollen. Blumenformen, Obstsorten oder weibliche Silhouetten werden hier damals, sowie heute als Inspiration genommen. Die Geschichte von J’adores langem Flaschenhals zum Beispiel geht auf Christian Diors bedingungslose Liebe zu Blumen zurück. Er betrachtete Frauen als Blumen– und entwarf Kleider, die von deren zarter Schönheit inspiriert waren. Diese Verbindung von Mode und Natur führte zur Kreation von J’adore. Wieder soll das Flacon an das Weibliche sowie an das Fruchtig-Leichte erinnern: Der Flakon greift die sinnlichen Kurven der legendären Amphore auf, die Christian Dior einst kreierte, und er trägt das berühmte Massai-Collier, wie ein Schmuckstück um den Hals einer Frau. "Meine Modelle sind alle Frauen der Welt“, sagte Dior einst. 

J’adore – Heute 

 Im besten Fall sind Flakons kleine Kunstwerke, die den Charakter eines Duftes in eine Form gießen. Genau dies versuchte nun Francis Kurkdjian mit der Neudefinierung von dem Parfüm L'Or J'adore. Als Leiter der Parfümkreation bei Dior verbindet Francis Kurkdjian verschiedene Aspekte der Marke – Christian Dior, Dior Couture und Parfüm –, um Duft als Kunstform zu konzipieren, geleitet von den Worten Christian Diors: "Die Tradition respektieren und die Frechheit wagen“. Die Kollektion J'adore ist zweifellos eine Ikone der Duftwelt.

Ein immersives Erlebnis lud dazu ein, dieses Dufterlebnis mit allen Sinnen zu erfahren und in den Kreationsprozess von Francis Kurkdjian einzutauchen. Anlässlich der Pariser Fashion Week veranstaltete Dior eine exklusive Ausstellung im Beaux-Arts de Paris, um den neuen Duft L'Or J'adore zu zelebrieren. Vintage Kleidungsstücke und Fotografien von Yuriko Takagi machten eine spannende Zeitreise in die Modewelt, und virtuelle Skulpturen und KI-Räume von Medienkünstler Refik Anadol verkörperten den Duft und die Welt des Parfüms. Anhand dieser Ausstellung wurde wieder klar ersichtlich, wie unzertrennlich die Mode- und Duftwelt voneinander sind. Düfte sind die ultimative Essenz der Mode.

Leiter der Parfümdirektion Francis Kurkdjian wollte anhand dieser Ausstellung den Duft sinnlich verkörpern: „Duft ist von Natur aus unsichtbar, etwas, das man nicht sehen kann. Die Flasche dient der Visualisierung dieser immateriellen Düfte und ist eine Möglichkeit, etwas Unsichtbares in eine sichtbare Form zu verwandeln. Der Duft selbst hat eine ähnliche Wirkung. Man kann es nicht sehen, aber man kann es fühlen, und es ruft visuelle Bilder und Emotionen hervor“. 

Julia Elzea

Über Julia Elzea

Als Social-Media-Redakteurin gestaltet sie die Kanäle der Kurier-Freizeit von Facebook über Instagram bis hin zu Pinterest und TikTok. Julia ist ausgebildete Fotografin und hat Theater- Film und Medienwissenschaft studiert. Zu ihren Leidenschaften zählen Kunst, Kultur, Musik, Reisen und Sport. Sie mag es neue Dinge auszuprobieren, neue Orte zu entdecken und sich neuen Herausforderungen zu stellen.

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