Frau im Business-Look

Das Ende der klassischen Business-Mode: Anzug und Kostüm sind out

Der Anzug und das Kostüm sind von gestern: Sneaker, Blazer, das Stecktuch und bunte Socken erobern Österreichs Büros.

Anzug und Krawatte bei den Herren, das Kostüm und die Lederpumps bei Damen: Was vor einigen Jahren in österreichischen Büros noch gang und gäbe war, stirbt immer mehr aus. Die klassische Businessmode hat ausgedient. Das bestätigt auch Imageberaterin Eva Köck-Eripek: „Die schlichte, klassische Businessmode genügt nicht mehr. Sie ist eine gute Basis, aber es fehlt an Individualität.“ Diese würden Frauen mit mehr Farbe und Mustern sowie extravaganten Schnitten einbringen. Bei Männern hingegen werden die Hosen kürzer, das Stecktuch hat die Krawatte abgelöst und bunte Socken sind angesagt. Auslöser für den Wandel war unter anderem die Corona-Pandemie.

Komfort geht über Chic

Im Homeoffice war der Anzug genauso unnötig wie die hohen Schuhe und die Krawatte. Komfort bekam einen neuen Stellenwert und die viel zitierte Jogginghose hat in modischer Form den Aufstieg ins Office geschafft. 

Aber es sind auch die jungen Business-Frauen, die sich heute anders kleiden wollen als die Managerinnen von damals. Sie fühlen sich in klassischen Büro-Outfits verkleidet, es passt nicht zu ihrem Lifestyle und ihrer Persönlichkeit. Die modische Grenze zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmt immer mehr: Mit dem Rad in die Arbeit fahren, danach noch in die Bar. Das Outfit muss für alle Eventualitäten gerüstet sein.  Jeans, Oversize-Blazer und Turnschuhe treffen den Zeitgeist. Und auch Männer trauen sich mehr. 

„Die schlichte Business-Mode ist eine gute Basis, aber es fehlt ihr an Individualität“, sagt Imageberaterin Eva Köck-Eripek.
 

©Karin Bergmann

Änderung am Schuhmarkt

Die klassischen Lederschuhe scheinen von gestern: Der Sneaker ist sowohl bei Damen als auch bei Herren gekommen, um zu bleiben. Das bemerkt auch der Schuhhandel. Gerhard Bachmaier, Geschäftsführer von Högl: „Wir können deutlich sehen, dass Sneaker den Platz traditioneller Lederschuhe einnehmen.“ Er erklärt auch die Gründe dafür: „Die Art und Weise, wie wir früher formell definiert haben, ist eine andere. In der Vergangenheit war dieser Lebensstil ein sehr relevanter Markt, repräsentativ für die klassische Business-Kleidung. Jetzt hat er sich dramatisch reduziert.  Formalität wurde zu einem Designthema, das modeorientierte Kunden anspricht, aber sicherlich nicht mehr eine Art verbindliche Lebensregel ist.“

➤ Hier mehr lesen: Boom der Vintage-Designertaschen: Woran man ein Original erkennt

Dresscodes in Poltik und Wirtschaft

Kompetenz wird also nicht mehr am Outfit gemessen. Doch in Wirtschaft und Politik gibt es strenge Dresscodes. Eva Köck-Eripek: „Gewisse Faktoren wie die Farben Dunkelblau, Grau und Schwarz in Kontrast mit Weiß sowie klassische Schnitte vermitteln noch immer Kompetenz und Autorität.“ Prinzipiell gelte: Je höher die Position, desto eher sei man mit Krawatte und Lederschuhen unterwegs. Aber auch konservative Männer geben sich heute lässiger. Und selbst Politiker verfolgen den legereren Stil – den Auftakt dazu machte Ex-Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, der zu seiner damaligen Angelobung in Sneakern kam. Er ging, doch der Trend blieb. Auch Vizekanzler Werner Kogler ist etwa fast nie mit Krawatte anzutreffen. 
 

„Vorreiter“: Wolfgang Mückstein trat als erster Politiker mit Sneakers auf

©APA/APA-POOL/ROLAND SCHLAGER/ROLAND SCHLAGER/apa

Leder und zuviel nackte Haut

Dennoch gibt es bei aller Lässigkeit einige No-Gos, erklärt die Beraterin: „Schwarze Lederkleidung oder zu viel Nacktheit bei Frauen sind zu vermeiden.“ Männer sollten beim Anzug auf den Stoff und die korrekte Passform achten. Denn: „Von lässig zu nachlässig ist es oft nur ein kleiner Schritt“, so Eva Köck-Eripek.

Über Brigitte Biedermann

Kommentare