Die Lieblingsbrillen der Promis stammen aus der Steiermark
Stars wie Dua Lipa und Kendall Jenner zeigen sich immer öfter mit den Gestellen einer Hartberger Manufaktur. An das Konzept der Gründer wollte zunächst jedoch kaum jemand glauben
Was hat Popstar Dua Lipa mit dem steirischen Hartberg zu tun? Überraschend viel.
Die Sängerin postete jüngst auf ihrem Instagram-Account Selfies mit einer Sonnenbrille der heimischen Manufaktur Andy Wolf. „Ein Gänsehautmoment“, sagt Wolfgang Scheucher (der Wolf im Firmennamen) bei der Führung über das rund eine Autostunde von Graz entfernte Firmengelände. Dass sein Jugendfreund Andreas Pirkheim (besser bekannt als Andy) und er die gemeinsamen Kreationen heute regelmäßig auf prominenten Nasen – Model Kendall Jenner und Sängerin Rihanna sind ebenfalls Fans – entdecken, hätte ihnen vor 16 Jahren kaum jemand zugetraut.
2006 beschlossen Pirkheim und Scheucher, sich mit ihrer eigenen Brillenmarke selbstständig zu machen. Mit einem für damalige Zeiten ungewöhnlichen Konzept: In Österreich produzierte Gestelle – ganz ohne sichtbarem Logo. „Wir wurden gefragt, ob wir nicht lieber etwas Gescheites arbeiten wollen. Oder die Produkte nicht einfach irgendwo im Ausland produzieren lassen“, erinnert sich Scheucher schmunzelnd.
Dass im Gegensatz zu fast allen anderen Brillenmarken der Firmenname nie prominent außen am Gestell platziert wurde, hat laut Pirkheim einen simplen Grund: „Wir wollen, dass unsere Kundschaft auf ihre Brille angesprochen wird. Der Träger und die Trägerin sollen im Mittelpunkt stehen. Wer das Logo schon von Weitem sieht, braucht ja nicht mehr fragen.“
Recycling als Zukunft
Den Kritikern zum Trotz wurde damals eine alte Produktionsstätte in Hartberg übernommen und losgelegt. Der ursprünglichen Fläche ist man mittlerweile entwachsen, weitere Hallen mussten angebaut werden.
Im Inneren zeigt sich, wofür so viel Platz benötigt wird. „Jede unserer Brillen durchläuft bis zur Fertigstellung 90 Arbeitsschritte“, erklärt Stefan Rosenberger vom Designteam. Ein Teil des Platzes wird für die auf Holz bzw. Baumwolle basierenden Acetatplatten benötigt. Andy Wolf ist bekannt für die große Farbenvielfalt der Brillen – jede braucht ihr eigenes Rohmaterial. Dieses wird ausschließlich in Europa bezogen, ein Teil davon ist recyceltes Material. Das Ziel: Bis 2025 sollen 75 Prozent der Kollektion aus sogenanntem „Acetate Renew“ entstehen. Durch die Rückgewinnung von Kunststoff-Abfallstoffen entsteht ein Pulver, das als Rohstoff für die Herstellung von Cellulose-Acetatplatten dient.
Zahlreiche Schritte erfolgen nur in Handarbeit: Mitarbeiterinnen erhitzen die Scharniere auf 150 bis 250 Grad und pressen diese dann in das Acetat. Eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale der steirischen Gestelle: „Beim Übergang von Front zu Bügel darf keine Kante spürbar sein“, sagt Rosenberger.
Rund eine Woche verbringen die Gestelle im Trommelraum. Mithilfe von Holzstückchen und Kugeln aus Polierpaste werden sie hier poliert. Bevor die Brillen die Manufaktur Richtung Optiker verlassen, wirft ein für die Qualitätskontrolle zuständiges Team einen Blick auf jedes Modell.
Diebe greifen jetzt zu
Obwohl die Marke Andy Wolf aus Eigenbedarf entstand, ist der Großteil der Kundschaft heute weiblich. Pirkheim: „Für den Mann reicht es, wenn die Brille 15 Jahre hält. Da ist Veränderung im Gesicht nicht wirklich gefragt.“
Die Kritiker sind übrigens längst verstummt: Fünf Jahre lang hat es laut den Gründern gedauert, bis die Marke endlich wahrgenommen wurde. Heute ist Andy Wolf in 69 Ländern erhältlich. Wann Wolfgang Scheucher und Andreas Pirkheim bewusst wurde, dass sie es geschafft hatten? „Optiker werden leider immer wieder ausgeraubt. Anfangs sind unsere Modelle immer hängen geblieben“, erzählt Pirkheim lachend. „Irgendwann waren unsere dann auch mal weg. Da wussten wir: Jetzt kennt man uns. Jetzt zahlt es sich aus, unsere Produkte zu klauen.“
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