Tipps vom "Tinder-Ghostwriter": Das ist auf Dating-Plattformen zu beachten

Bei der Suche nach der großen Liebe kann man auch Online sehr viel falsch machen. Dating-Coach Markus Dobler erklärt, wie es besser klappt.

Markus Dobler ist Ghostwriter für Singlebörsen. Für seine Kunden wird er zur Online-Dating-Hilfe, schreibt potenzielle Partner an und gibt nützliche Tipps, um das Profil ansprechender zu gestalten. Im Interview verrät er, worauf man acht geben muss, um online erfolgreicher nach der großen Liebe zu suchen. 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das beruflich zu machen?
Markus Dobler: Ich beschäftige mich seit 1999 mit Dating-Plattformen - damals selbst als Single. Ich wusste immer, was ich schreiben musste, um das Gespräch ins Laufen zu bringen. Lustigerweise habe ich zwar meine Frau außerhalb des Internets kennengelernt, mich aber dennoch weiterhin mit den Seiten beschäftigt. Ab 2014 kam mir die Idee, meine Hilfe anderen anzubieten und seitdem zeige ich meinen Kunden, wie es mache, damit sie es selbst umsetzen können.
Was sagt Ihre Frau zu Ihrem Job?
Meine Frau findet es witzig und wir sprechen manchmal beim Abendessen darüber. Sie hat viel Interesse und hilft mir auch öfters. Ich schreibe auf den Plattformen ja nicht für mich, sondern für Kunden.
Wie sieht Ihre Arbeit aus und wie gehen Sie vor?
Ich telefoniere erst mit dem Kunden. Wir sprechen über die Probleme in der Vergangenheit. Ich schaue mir sein Profil an und wir optimieren es. Danach übernehme ich das Schreiben getarnt mit dem Profil des Kunden. Ich schicke dann Screenshots an diesen weiter oder er ist miteingeloggt. Manchmal schreibt der Kunde auch selbst die Dinge, die ich vorgebe, und schickt mir Screenshots der Unterhaltung. Das kommt auf Person und Plattform an.
Fliegt es nicht auf, dass da jemand anderer schreibt?
Nein, das merkt niemand. Ich lerne den Kunden vorher gut kennen und passe mich dessen Verhalten an. Ist er zum Beispiel eher zurückhaltend, dann bin ich es beim Schreiben auch.
Wer sind Ihre Kunden - wer sucht Sie auf?
Großteils Männer zwischen 35 und 65 Jahren, die durch ihren bisher mäßigen Erfolg beim Dating ein wenig frustriert oder gar genervt sind. Aber auch einige Frauen, die gerne Hilfe hätten. 2/3 meiner Kunden sind Personen, die die Plattformen zwar probiert haben, aber irgendwas hat nicht so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt haben. Der Rest sind ältere Personen, die noch keine Berührung mit Singlebörsen hatten, aber es gerne ausprobieren würden.

Leute sollten in ihrer Liga suchen. Wenn du selbst aussiehst wie Quasimodo, wird es unwahrscheinlich sein, dass dich Heidi Klum auf Tinder matcht.

Markus Dobler, Online-Dating-Coach
Woran ist es bei Ihren Kunden vorher meistens gescheitert?
Es liegt meistens an den Bildern. Da kann ein Profiltext noch so toll geschrieben sein, wenn die Fotos nicht passen, dann sind die Chancen dahin. Man muss kein Topmodel sein, aber viele verkaufen sich auf ihren Bildern unter ihrem Wert. 4 von 5 meiner Kunden schicke ich tatsächlich erst mal zum Fotografen.
Wo sehen Sie die Probleme beim Online-Dating?
Leute sollten in ihrer Liga suchen. Wenn du selbst aussiehst wie Quasimodo, wird es unwahrscheinlich sein, dass dich Heidi Klum auf Tinder matcht. Man sollte sich immer zuerst selbst von 1 bis 10 benoten und dann etwas Ähnliches zu sich suchen. Da muss ich manchmal auch die Kunden einbremsen, die zu mir kommen. Mache durchschnittliche Typen glauben nämlich, durch einen Ghostwriter bekommen sie nun Topmodels – da muss man realistisch bleiben.
Wie startet man das Gespräch auf den Plattformen?
Die Kommunikation muss ins Laufen kommen! Ein "Hallo, wie geht's" ist die falsche Floskel, um mit einer fremden Person ein Gespräch aufzubauen. Besser eignen sich offene Fragen, auf die man tatsächlich antworten kann. Am besten, man setzt sich vorher ein wenig mit dem Profil der anderen Person auseinander: Was sehe ich auf den Fotos? Diese sagen oft etwas zum Leben und über Hobbys aus. Man muss zeigen, dass man kein Komplimente- und Sprüche-Klopfer ist, sondern sich Zeit genommen hat und die Person wirklich kennenlernen möchte.
Wer schreibt zuerst?
Wenn man Interesse hat, sollte man auch schreiben Es gibt hier keine Regel. Dieses absichtlich nicht zu schreiben und Warten ist dumm. Zeitlich gibt es allerdings einen Unterschied beim Alter. Jüngere sollten so schnell wie möglich schreiben, bei älteren Menschen reicht es auch am nächsten Tag.
Ist es besser länger zu schreiben oder soll man sich rasch treffen?
Unbedingt bald treffen. Das ewige Hin und Her schafft unrealistische Erwartungen, die sich immer größer aufbauen und keiner erfüllen kann. Ich empfehle, sich zuerst auf den Plattformen heranzutasten und die Basics auszutauschen. Dann ein Telefonat und einander Treffen. Es ist nicht förderlich, zu lange auf der Plattform zu verharren.

Seit 10 Jahren gibt es Tinder bereits.

©Izabela Habur/iStockphoto
Welche Dating-Plattformen empfehlen Sie?
Das kommt auf die Absichten an. Auf kostenlosen Plattformen wie Tinder geht es bisschen unseriöser zu. Auf kostenpflichtigen Seiten sind die Leute eher an einer ernsten Partnerschaft interessiert und investieren mehr Zeit - aber klar, sie zahlen schließlich auch dafür. Mein Favorit ist Parship. Für einen 25-Jährigen macht diese Singlebörse aber weniger Sinn, weil da die gleichaltrige Auswahl nicht so groß ist. Dennoch: Auch auf Tinder kann man den Partner fürs Leben finden. Man muss nur mehr aussortieren, wer es wirklich ernst meint, wer ein Fake ist und wer nur seinen "Marktwert" checken möchte.
Was war denn der schrägste Moment als Ghostwriter?
Da gab es bereits viele. Eine Kundin hat mir mal freie Hand bei der Auswahl gelassen, wen ich auf einer Plattform anschreiben darf. Ich habe dann versehentlich ihren Steuerberater angeschrieben, den sie in Realität nicht leiden konnte. Er meinte nur: "Das können wir ja beim nächsten Termin vertiefen". Wusste dadurch sofort Bescheid, dass die beiden sich kennen und habe ihr erzählt, dass ich ihm geschrieben habe. Nach einem kurzen Schreck ihrerseits, hat sie durch seine Antwort aber gemerkt, dass keine unangenehme Situation entstanden ist.
Zur Person

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Markus Dobler ist Dating Coach. Für seine Kunden übernimmt er die Kommunikation auf Dating-Plattformen, um ihnen bei der Suche nach der großen Liebe zu helfen.

Mehr Informationen findet ihr auf seiner Website.

Anleitung: Wie sieht das perfekte Dating-Profil aus?

Um schon von Beginn an einen guten Eindruck zu hinterlassen, einem Kennenlernen mit dir nicht im Weg zu stehen und auch mehr Chancen auf ein Match mit dem Traumpartner zu bekommen, muss auch dein Profil ansprechend sein.

Profilbild

Gute Fotos sind das Allerwichtigste. Präsentiere dich, wie du tatsächlich bist und aussiehst. Nur Selfies sind hier nicht die beste Wahl. Am besten, du suchst einen Fotografen auf und sagst ihm, du brauchst Bilder für eine Dating-Plattform. Du kannst aber auch deine Freunde fragen, ob sie dich fotografieren können. Es macht Sinn, sich beim Hobby zu zeigen, um da schon mit Gemeinsamkeiten punkten zu können.

Fotos mit Sonnenbrille sind ebenfalls nicht zu empfehlen, da viele Personen auf die Augen achten. Im Zweifelsfall einen Freund oder Freundin oder eben mich fragen, ob die Fotos passen. Liebe Männer: Tragt Kleidung. Eure Trainingsergebnisse mögen zwar eindrucksvoll sein, lassen sich aber auch angezogen ausreichend erkennen.

Profiltext

Mach neugierig! Eigenschaften aufzuzählen ist ja "lieb" und "nett", aber kein Mensch kann sich darunter etwas vorstellen. Bist du humorvoll, dann beweise es mit einem lustigen und lockeren Spruch. Für ein Bewerbungsschreiben überlegst du dir ja auch etwas. Du hast gar keine Idee? Schreib etwas Absurdes, das Fragen aufwirft - dadurch hast du den perfekten Ice-Breaker für den Einstieg im Chat.

Alexander Gutmaier

Über Alexander Gutmaier

Redakteur bei freizeit.at. Der gebürtige Wiener mit dem Spitznamen "Lex" studierte Werbung & Marktkommunikation und machte sich danach auf seinen beruflichen Weg in die großen Redaktionen Österreichs. Dabei war er bereits für Lifestyle- & Mode-Magazine als auch im TV-Bereich tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen Musik, Kochen sowie jegliche Art, sich selbst herauszufordern - besonders, wenn er dadurch Dinge zum ersten Mal machen kann.

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