Beziehungen: Wie Österreicher ihre Liebe zeigen

Eine innige Umarmung da, ein Kuss auf den Mund dort – und zwischendurch ein tätschelnder Arm auf dem Rücken, der signalisiert: Ich bin da, ich stehe hinter dir. Die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Mann Douglas Emhoff fallen bei gemeinsamen Auftritten immer wieder durch ihre öffentlichen Liebesbekundungen (im Englischen "public display of affection", kurz "pda", genannt) auf. Geht es nach einer aktuellen österreichischen Studie, spricht die zur Schau gestellte Zuneigung Bände über die Beziehungsqualität der beiden.

Die repräsentative Umfrage, beauftragt  von der Online-Partneragentur Parship, belegt einen klaren Zusammenhang zwischen ausgetauschten Zärtlichkeiten und der Zufriedenheit mit der Beziehung. Befragt wurden 1.000 Österreicher, die in einer Partnerschaft leben. 

Paare, die regelmäßig knutschen, gaben in der Studie am häufigsten an, mit ihrer Partnerschaft "sehr zufrieden" zu sein (69 Prozent). Liierte, die einander mehrmals wöchentlich Komplimente machen und verbal Zuneigung bekunden, sind ebenfalls äußerst glücklich (67 Prozent). Gleiches gilt für Paare, die regelmäßig Sex haben (67 Prozent), kuscheln oder Händchenhalten (je 66 Prozent). Alles, was der US-Beziehungsberater Gary Chapman vor 30 Jahren in seinem Standardwerk "The Five Love Languages" unter dem Begriff "Physical Touch" (Zärtlichkeiten) subsumierte.

Jedes zweite Paar umarmt sich täglich

Was Zärtlichkeiten in der Paarbeziehung betrifft, scheinen die Österreicher, Wert auf Rituale zu legen. Das Bussi zur Begrüßung und zum Abschied gehört für 60 Prozent dazu, jedes zweite Paar umarmt sich täglich. Streicheln, Komplimente und abendliches Kuscheln auf der Couch finden bei knapp zwei Drittel der Paare zumindest mehrmals wöchentlich statt. Von leidenschaftlichem Knutschen oder Sex mehrmals pro Woche berichten 37 bzw. 28 Prozent der befragten Liierten. Materielle Aufmerksamkeiten wie kleine Geschenke oder Blumen sind hingegen eher die Ausnahme.

"Nähe in Beziehungen ist ein wichtiger Bestandteil, um das Gefühl der Verbundenheit zu spüren", weiß die Paarberaterin Claudia Sima. "Und hier ist nicht nur die Rede von körperlicher Nähe, sondern auch vom liebevollen und wertschätzenden Umgang miteinander."

So wird etwa das "Bindungs- und Liebeshormon" Oxytocin durch körperliche Nähe produziert. "Vielleicht ist es nachvollziehbarer, dass sich Paare öfter wegen Kleinigkeiten streiten, wenn schon länger keine körperliche Nähe stattgefunden hat", sagt Sima. In einer Beziehung gilt es aber auch darauf zu achten, dass Partner ein unterschiedliches Nähe- und Distanzbedürfnis haben können. "Manchmal ist es notwendig, darüber zu sprechen und zu reflektieren, was jedem guttut und zu respektieren, wenn die jeweils andere Person auch einmal ein bisschen Distanz braucht."

Frischverliebte haben den meisten Sex

Besonders zufrieden zeigen sich in der Umfrage Paare, die weniger als zwei Jahre oder mehr als 20 Jahre zusammen sind. Bei den Frischverliebten gaben sogar 91 Prozent an, mit ihrem Sexleben "äußerst glücklich" zu sein. 64 Prozent von ihnen werden mehrmals pro Woche intim, viel mehr als in der Durchschnittsbevölkerung.

Auch nach mehr als 20 Jahren Liebe gehören neben dem täglichen Abschiedsbussi kleine Zärtlichkeiten wie ein Gute-Nacht-Kuss, Komplimente oder Kuscheln für die meisten Österreicher zum Beziehungsalltag. Ein wichtiger Baustein für ewiges Liebesglück, sagt Sima. "Sanfte und liebevolle Berührungen und Worte vermitteln das Gefühl, gesehen zu werden, was in langjährigen Beziehungen oft auf der Strecke bleibt." 

In dieser Hinsicht scheint das womöglich nächste "First Couple" der USA also vieles richtigzumachen.