Wie sich Pornografie auf die Beziehung auswirken kann

Das Thema Pornografie belastet einige Beziehungen. Ob nun die Frage danach, wie beide sie für sich nutzen können oder doch die Entdeckung der Porno-Verlieben des Partners – eine Thematik, die Gemüter und Paare spaltet.

Sexualität ist ein breitgefächertes Thema, unter das auch die Nutzung von Pornografie fällt. Kari Rusnak ist lizenzierte Paarberaterin. Sie berichtet davon, dass sie in ihrer Paartherapie häufig diese Thematik behandelt. Dabei funktioniert der Zugang zu den "Sex-Filmchen“ entweder durch die Überlegung, welche Art der Nutzung in einer Beziehung akzeptabel ist oder über einen Vertrauensbruch, nachdem die Pornografie-Gewohnheiten des Partners entdeckt wurden. Das führte dazu, dass sich die Paartherapeutin gefragt hat, ob die Paare, mit denen sie arbeitet, in Bezug auf Pornokonsum die durchschnittliche Bevölkerung angemessen abbildet. Um hier eine Antwort zu erhalten, hat sie sich ein paar Recherchen angesehen und ist zu folgendem Ergebnis gekommen.

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Die erste Umfrage, die sich Rusnak angesehen hat, war die National Couples and Pornography Survey aus dem Jahr 2021. Diese wurde durchgeführt vom Wheatley Institute der BYU. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass eines von fünf Paaren über Konflikte wegen des Gebrauchs von Pornografie berichteten. Und das, obwohl 70 Prozent der Befragten den Gebrauch von Pornografie für akzeptabel hielten. Auch haben die Forscher festgestellt, dass es eine große Kluft zwischen Männern und Frauen gibt.

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Männer sich Pornos ansehen, ist laut Studie doppelt so hoch wie bei Frauen. Wohingegen Frauen doppelt so oft wie Männer angaben, dass sie noch nie einen Porno zuvor gesehen hatten. Außerdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Männer unter 30 Jahren täglich pornografische Inhalte konsumieren, 2,5-mal höher ist als bei Männern über 30 Jahren. Ein weiterer entscheidender Faktor, den die Forschenden herausarbeiten konnten: Paar ohne Konsum von Pornografie berichteten über eine höhere Beziehungszufriedenheit.

Geschützt werden diese Forschungsergebnisse auch von den Untersuchungen des Survey Center on American Life aus dem Jahr 2022. Die Wissenschaftler stellten fest, dass etwa 60 Prozent der Amerikaner in ihrem Leben pornografische Inhalte gesehen haben. Auch fanden sie heraus, dass sich Männer wesentlich häufiger denselben Film ansahen als Frauen. In ihrer Studie meldeten vor allem Männer in den Dreißigern und Vierzigern den höchsten Konsum an pornografischen Inhalten. Doch das war noch nicht alles: Sie stellen zudem fest, dass Männer, die sich Pornos ansahen, tendenziell einsamer fühlten. Des Weiteren gaben 80 Prozent der befragten Porno-Seher an, dass sie sich hinsichtlich ihres persönlichen Aussehens unsicherer fühlten. Damit ergab sich die Gesamtschlussfolgerung, dass diejenigen, die sich Pornos ansahen, höhere Korrelationen mit negativen sozialen Bedingen aufwiesen. Allerdings konnten die Forschenden nicht eindeutig schlussfolgern, dass die Ursache einzig und allein am Konsum pornografischer Filme lag.

Rusnak erklärt in der Psychology Today, dass einige Paar Pornos gemeinsam nutzen, um ihr Sexualleben aufzupeppen. Jedoch sei dies seit langem problematisch und umstritten, weil darin Frauen ausgebeutet werden und das Bild vom Geschlechtsakt verfälscht wird. So wurden in jüngerer Zeit Bedenken geäußert, dass es aufgrund unrealistischer Erwartungen an Sex mit einem echten Partner zu sexuellen Funktionsstörungen kommen könnte. Dennoch ist das Fazit der Paartherapeutin, dass man den Konsum von pornografischen Inhalten nicht verstecken sollte. Denn es sei einige gängige Praxis und es kann Paare ermutigen, über sexuelle Wünsche und Vorstellungen zu sprechen. Durch die offene Kommunikation können so Konflikte in diesem Bereich vermieden werden. Dabei besteht laut Rusnak das Ziel darin, zu verstehen, wie jeder Partner darüber denkt und wenn es Unterschiede gibt, wo sie einen akzeptablen Kompromiss finden können. Untermauert wird ihre Aussage durch Untersuchungen John Gottmann, einem amerikanischen Psychologen. Seine Forschung hat ergeben, dass Paare, die über Sex sprechen, von einem zufriedenstellenderen Sexualleben berichteten.

Zum Abschluss gibt Rusnak noch einige Tipps, wie ein Paar das Gespräch über diese Thematik beginnen können:

1. Bittet euren Partner, seine Gefühle mitzuteilen.

2. Wenn ihr jemanden trefft, der neu ist, fragt ihn, was er von Pornografie hält.

3. Teilt eurem Partner mit, welche Grenzen ihr in Bezug auf die Art der Pornografie oder die Häufigkeit der Nutzung habt.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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