Popstars besingen das Liebes-Aus: "Ein Rachelied darf sein“

Miley Cyrus und Shakira verarbeiten ihre Trennung vor Publikum. Paartherapeuten über Vergebung, unangebrachte Ratschläge und den Trennungsmonat Jänner.

Sie kann sich selbst Blumen kaufen – und Rekorde brechen. US-Sängerin Miley Cyrus’ (30) neuester Popsong „Flowers“ wurde zum meistgehörten Lied innerhalb einer Woche gekürt, wie Streaminganbieter Spotify kürzlich mitteilte. Über 100 Millionen Mal wurde Cyrus’ Abrechnung mit ihrem Verflossenen, Schauspieler Liam Hemsworth, bisher gehört.

Trennungsschmerz mit Musik zu therapieren, ist im Trend, bewies unlängst auch Sängerin Shakira (45). „Du hast einen Ferrari gegen einen Twingo eingetauscht, eine Rolex gegen eine Casio.“ In ihrem Hit „BZRP Music Session #53“ teilte die Kolumbianerin ordentlich gegen ihren Ex, den ehemaligen Fußballer Gerard Piqué, und dessen mutmaßlich neue Freundin aus.

Nach zwölf Jahren Beziehung hatten sich die beiden bereits im Juni vergangenen Jahres getrennt. Die Veröffentlichung ihrer Rache-Hymne, die es längst zum Social-Media-Phänomen gebracht hat, hätte die 45-Jährige aber nicht besser timen können. Denn der Jänner gilt als Trennungsmonat, wie die Paartherapeuten Roland und Sabine Bösel (www.boesels.at) erklären.

Feiertagskonflikte

So erreichen die beiden zu Jahresbeginn (und nach dem Muttertag) stets die meisten Anfragen von Paaren. Kein Wunder, sagt er. „In weihnachtliche Zusammenkünfte wollten viele den Kontakt für ein ganzes Jahr packen. Darin liegt Konfliktpotenzial.“

Was den Rest des Jahres unter den Teppich gekehrt wurde, kam über die Feiertage hoch, Zeit zu zweit zu kurz. „Das Schenken zu Weihnachten ist erledigt, manche haben sich dafür in Unkosten gestürzt und merken das nun finanziell“, ergänzt Ehefrau Sabine Bösel. Der Jänner ist zudem dunkel und „fühlt sich trostlos an. Viele machen die Paarbeziehung dafür verantwortlich.“ Auch gute Vorsätze stellen auf die Probe: „Eine Menge Neujahrsvorsätze bedeuten Stress. Gerade für Paare ist es sinnvoll, sich über das ganze Jahr verteilt auf Commitments zu einigen, nicht geballt am Jahresbeginn.“

Therapeuten und Ehepartner: Sabine und Roland Bösel   

©Fürtbauer

Vergebung

Führt an der Trennung nichts mehr vorbei, steht Kommunikation an erster Stelle (siehe re.) Ob die Experten den musikalischen Bewältigungsstrategien etwas abgewinnen können? „Mit Rache macht man in der Regel keine guten Erfahrungen“, nimmt Roland Bösel vorweg.

Wenngleich sie anfänglich helfen könne, mit dem Schmerz zurechtzukommen. „Ein Rachegedanke oder vielleicht auch ein Lied, das darf sein“, meint Sabine Bösel. Sich aber „wirklich“ zu rächen, sei niemals eine Lösung – vor allem wenn jemand vielen Menschen als Identifikationsfigur dient. Langfristig sei die bessere Strategie, zu vergeben, „und zwar auch und gerade sich selbst“. Was Paare mit Außenstehenden teilen, sei gut überlegt. „Auch bei nicht berühmten Leuten ist Vorsicht mit dem Umfeld geboten“, weiß die Expertin.

Was tun, wenn die Beziehung bröckelt

Da gebe es frei nach Erich Fromm diese Aussage, erklärt Roland Bösel zu Beginn: „Liebe ist kein Zustand, sondern eine Aktivität.“ Darin, so der Paartherapeut, liege „viel Weisheit. Damit können Beziehungen gelingen“. Soll heißen: Eine Beziehung will gepflegt werden; sie profitiert von gemeinsamen Ritualen. „Wir raten dabei von Berufs wegen zu Paar-Dialogen. Und dazu, die sogenannten fünf Sprachen der Liebe zu sprechen“ – verbale Wertschätzung, körperliche Zärtlichkeiten, Hilfsbereitschaft, Zeit zu zweit  und Geschenke, die von Herzen kommen.

Sabine Bösel ergänzt: „Wir sehen immer wieder, dass Paare, die aktiv etwas für ihre Beziehung tun – auch in Zeiten, in denen es ihnen gut geht –, die Krisen, die das Leben vorbeibringt, leichter überstehen.“  

Und wenn der Moment gekommen ist, zu gehen? Trauer, Wut, Scham, Enttäuschung, Schmerz, Schuldgefühle – das alles gehört zu Trennungen dazu,  wissen die Experten. Wenn beim Beziehungsende keine Gefühle auftreten, „müsste man sich fragen, was da vorher wohl passiert ist“.  Wer den Schlussstrich zieht, sollte das Gespräch suchen und „die Verbindung so auflösen, sich so  verabschieden, dass eine neue Beziehung möglich ist“.      

Wer gerade selbst Trennungsängste durchmacht, werde dazu raten, der Beziehung noch eine Chance zu geben. Wer verletzt wurde, vermittle eher „Trenn-dich-Botschaften“. Guten Freundinnen und Freunden schenke man daher „am besten Zeit und Zuhören. Keine Ratschläge“, ergänzt der Gatte.

„Auch wir haben uns als Beobachter mit Vermutungen darüber, ob ein Paar zusammenbleiben oder sich trennen wird, schon oft genug geirrt.“ Diese Entscheidung treffen Betroffene am besten, wenn sich beide sicher fühlen und sich Eskaliertes wieder beruhigt hat. „Also nicht gleich in dem Moment, wenn einer eine Affäre gesteht.“

Über Ex-Fußballer Piqués Affäre weiß dank Shakiras Hit-Rachefeldzug nun die ganze Welt Bescheid. Sogar der französische Autobauer Renault äußerte sich auf Twitter kürzlich zum Liebes-Aus der Kolumbianerin und des Spaniers: „Twingo wird dich immer unterstützen, Shakira, whenever, wherever.“

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

Kommentare