Paaradox - Szenen einer Redaktionsehe: Und jetzt: das Wetter!
So robust der Mann gegenüber scheinen mag – er ist es nicht. Der Regen ist zu nass, der Wind ist zu stark, die Haube findet er nicht. Eine Herausforderung für seine Wetterfee.
Sie
Bestellungen ans Universum: Daran glaubt der Mann gegenüber nicht, auch wenn es mir zuletzt mehrmals gelungen ist, auf diese Weise einen Parkplatz für uns zu organisieren – exakt vor dem Lokal, in dem wir einen Tisch reserviert hatten. Für ihn ist das "purer Zufall“, den es zu belächeln gilt, vielleicht hat er sogar recht damit. Umso weniger verstehe ich seine Dialoge mit dem Wettergott, "da oben“. Bitte, dreh den Wind ab, dafür bin ich wieder brav, fleht er, verknüpft mit der magischen Vorstellung eines individuell regulierbaren Klimas, das auf die Hufnaglschen Grundbedürfnisse abgestimmt ist: schlendern in Shorts und Schlapfen, wohlige Wärme für Muskel und Knochen, weiße Spritzer im Freien.
Schönheit des Winters?
"Da lebst du im falschen Land“, sage ich an dieser Stelle und verweise auf die Schönheiten eines Winters, der uns leider zunehmend abhanden kommt. Meinen Vorschlag, wärmenden Ingwertee zu schlürfen, weist er brüsk von sich und schreit: Wäh, wie grauslich! Stattdessen fragt er, warum ich auch im Sommer Socken trage – ein subtiler Verweis auf meine chronische Kaltblütigkeit. Am Versuch, ihn mit den Besonderheiten der weiblichen Physiologie, im Allgemeinen, und meiner Charakteristik, im Speziellen, vertraut zu machen, scheitere ich.
Da meint er: Du bist irgendwie komisch. Also schließe ich damit: "Hauptsache, mein Herz braucht keine Socken.“ Ich finde, das ist ein relativ unkomplizierter Zugang zum Thema, er hingegen jammert weiter und wickelt sich zitternd einen Schal um den Hals, in den man Babys hüllen könnte, so weich ist er. Ganz durchschaue ich diese Attitüden nicht – denn alles, was die Natur zu bieten hat, scheint niemals Hufnagl-gerecht. Im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt, dazwischen zu windig, zu regnerisch, zu nebelig, zu trüb, zu schwül, zu irgendwas. Zeit für eine Innovation: die kleine Klimaanlage zum Einbauen für sensible Ehemänner. Wobei: Ich könnte es ja nochmals mit einem Wunsch ans Universum probieren.
Er
Unlängst saß meine Frau mit einer Freundin zusammen, und die beiden überboten einander mit Erfahrungsberichten als Beweise für folgende These: Wenn man Wunsch und Wille aus tiefer innerer Überzeugung mit ausreichend Energie versorgt, kann man dem Schicksal auf die Sprünge helfen. Ich hörte den Frauen, die vom Selbstverständnis der Übersinnlichkeit (oder allenfalls des Veltliners) beseelt waren, zu. Dann fragte ich: "Warum ist der Garten in Anbetracht deiner Fähigkeiten noch immer voller Blätter, du müsstest doch nur einen himmlischen Laubsauger bestellen?“ Augenblicklich war die gute Ehe-Fee wieder geerdet: Dafür brauche ich keine Hilfe von oben, ich hab’ ja dich. Die Freundin lachte, ich verdrehte die Augen, und Hund Gustav wechselte samt seines wuscheligen Astralkörpers instinktiv den Raum.
Ein Deal
Genau genommen bedaure ich es, dass dieses Wünschdirwas-Dings bei der Parkplatz-Sensation, die in einem von hundert Fällen passiert, an ihre Grenzen stößt. Ich wäre nämlich sogar für Deals mit dem Universum bereit. Ich würde ohne jeden Widerstand (vielleicht sogar mit einem Lächeln, das wäre Verhandlungssache) zu Punschständen schlendern, mich im Fasching verkleiden und Tulpenzwiebellöcher bis zum Umfallen graben, wäre dafür die Jahrestemperatur auf konstante 25 Grad eingestellt. Eh nur dort, wo ich gerade bin, damit die Jahreszeiten-Adoranten nicht jammern.
Gnä Kuhn beispielsweise beklagt verlässlich Kälte und Dunkelheit, sagt aber gleichzeitig: Das gehört so, das macht den Zauber des Advents aus. Was genau die Magie eines Weihnachtsbummels bei Schneeregen und Sturmböen ausmacht, erschließt sich mir nicht. Ich weiß nur, dass ich Mütze, Schal, Handschuhe brauche, die Schultern hochziehe, die Augen zusammenkneife und die dick vermummte Gestalt neben mir anflehe: "Chefin, bitte einmal Sonnenmenü mit Weinbegleitung!“ Und sie sagt: Leider gerade aus … und ruft justament: Jööö, Maroni!
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