
Rot ist meine Sohle: Wieso hohe Absätze wieder in sind
Schluss mit der Gemütlichkeit – nun sind wieder hohe Absätze gefragt; besonders die ikonischen mit der roten Sohle.
Ein Moment, der Geschichte schrieb: Paris, Anfang der 1990er-Jahre. Schuhdesigner Christian Louboutin feilte in seinem Atelier an einem Prototyp. Doch der schwarze High Heel wirkte in der Realität so viel klobiger als in seiner Zeichnung ... In diesem Moment, so erzählt es die Legende, lackierte sich die Assistentin gerade ihre Nägel. Christian Louboutin warf einen Blick auf das leuchtende Rot – und griff sich das Fläschchen.
Gut dreißig Jahre später blitzt der Farbton Pantone 18-1663 TPX wieder besonders häufig an den Füßen der Stars. Schauspielerin Lindsay Lohan rundete ihr hellkariertes Outfit beim Interview mit Good Morning America (anlässlich ihres neuen Films „Freakier Friday“) mit limoncellogelben Louboutin-Sandalen ab. Rot glänzte bei der Premiere des fünften Bridget Jones-Films auch die Rückseite von Renée Zellwegers Pumps.

Zendaya führt ihre spitzen Stöckelschuhe so gerne aus, dass sie als Muse für das neue Modell „Miss Z“ gilt. Und Sängerin Sabrina Carpenter greift selbst bei Konzerten gerne zu glitzernden Varianten des französischen Designers.
Sneakers ade
Doch der Trend betrifft längst nicht nur eine konkrete Marke. Das modische Pendel verlässt ganz generell wieder die Ecke der Gemütlichkeit. Vergessen scheint derzeit das Jahr 2020 – als die Businesswelt pandemiebedingt von der Couch aus am Zoom-Meeting teilnahm und der weltweite High-Heel-Umsatz um 65 Prozent einbrach. Nun sind Oversized-Modelle wieder passé – und mit ihnen auch die herrlich bequemen flachen Schuhe.
Die Salzburger Stilexpertin Elisabeth Motsch bestätigt diese Entwicklung: „Die Mode wird derzeit wieder weiblicher. Wir sehen mehr Taille, mehr eng anliegende Kleidung – und mehr hohe Schuhe.“

Unlängst auf Besuch in der Modemetropole Mailand sah die Stilexpertin kaum noch einziges Paar Sneakers. Die Mailänderinnen waren entweder in Birkenstock-Sandalen unterwegs (wenn es sich einen legeren Anlass handelte) und ansonsten vorwiegend in eleganten Sling-Pumps.
Ein Balanceakt
Auch bei den Fashionshows der großen Modemarken sind Models wie Besucherinnen wieder verstärkt auf hohen Absätzen unterwegs. Sabrina Carpenter traf hier einmal mehr den Zahn der Zeit, als sie vor einigen Wochen in Paris mit gefährlich hohen, cremefarbenen Peep-Toes auftrat.
Auf TikTok hat Nicki Minaj unterdessen eine skurrile Challenge losgetreten. Nachdem die Rapperin ein Foto gepostet hat, das sie in einbeiniger Kniebeuge auf zwei Hanteln balancierend – in hohen, schwarzen Louboutins – zeigte, zogen andere Stöckelschuhträgerinnen nach: mit akrobatischen Varianten auf Kochtöpfen, Proseccoflaschen oder gestapelten Büchern.
Die richtige Wahl
Bequemlichkeit beiseite lässt sich doch nicht leugnen: Kein Accessoire kann die Haltung und Ausstrahlung derart verändern wie ein passendes Paar High Heels. Der Rücken wird aufrechter, die Beine wirken länger sowie die Waden definierter und der Gang wird kleiner dafür betonter.
Worauf sollte man also achten, wenn man Lust auf ein bisschen Absatz hat? Zum einen, meint Stilexpertin Motsch, sollte man die eigene Figur berücksichtigen. Ein breiterer Absatz lässt die Wade schmäler erscheinen, wer hingegen ein zierliches Gesicht hat, findet oft in spitzen Schuhen ein harmonisches Pendant. Wer Pumps zur Hose trägt, sollte darauf achten, dass diese nicht zu knapp über dem Knöchel enden – das kann schnell nach unvorteilhaftem Hochwasser-Look aussehen. Besser: Hosen, die unter der Wade enden.

Doch all das wird nebensächlich, wenn ein Punkt übersehen wird. Denn die Schmerzen in hohen Schuhen, meint Elisabeth Motsch, kommen nicht von der Absatzhöhe. „Manchmal hat man ein Paar Schuhe, in denen man ewig laufen kann. Und dann hat man ein Paar in der gleichen Höhe, mit denen man gar nicht zurechtkommt.“ Der Unterschied: „Das Fußbett. Der Unterfuß muss komplett auf dem Schuh aufliegen. Da darf keine Luft dazwischen sein.“ Dann kann es sogar in Louboutins klappen.
Obwohl, am besten sehen sie sowieso aus, wenn man die Füße lässig am Bürotisch ablegt. Im eigenen Chefinnensessel, versteht sich.
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