
Taille im Fokus: Rückkehr der Peplum Tops
Jahrelange dominierten geradlinige Oversized-Schnitte den Catwalk. Jetzt wird es wieder eng und kurvig – mit einem Modell, das es seit der Antike gibt und das fast ebenso lange die Modegeschmäcker spaltet: das Peplum Top.
Es ist eines dieser Kleidungsstücke, das jahrelang im hintersten Teil des Kastens vergraben liegt und dann hervorgeholt wird, um es eine Saison lang nahezu ohne Unterbrechungen zu tragen. Ist sein Design doch so markant, dass man sich entweder nicht satt- oder es nicht ansehen kann. Richtig gesehen: die Peplum-Tops sind zurück.
Jene Oberteile, die den Brustkorb eng umschlingen, um dann knapp über der Taille scharf abzuspringen, waren bei den jüngsten Modeschauen in Paris, Mailand oder London nicht wegzudenken. Bally-Kreativdirektorin Simone Bellotti schuf ein schwarzes Lederkostüm, das sie bei der Modeschau in Mailand mit einem pinken Federschal kontrastiert wurde. Der britische Designer Erdem Moralioğlu ließ Models in einer taillierten Jacke mit bombiertem Schößchen aus mitternachtsblauem Jacquard-Stoff über den Catwalk laufen. Und das amerikanische Model Amelia Grey schritt für Roberto Cavalli in einem kleinen Schwarzen mit Peplum-Silhouette über den Laufsteg.
Star zeigen es vor
Mit Pomp und Glamour hatte US-Socialite Kendall Jenner diese Passform bereits zu Jahresbeginn auf den Modeolymp gehoben, als sie sich im Jänner in Paris für das Luxuslabel Schiaparelli in einem gold- und hautfarbenen, trägerloses Korsettkleid zeigte – mit sichtbaren Stäbchen, übertriebenen Hüften und Chinoiserie-Stickerei.
Es folgten Schauspielerin Elle Fanning in einem Loewe Kleid mit Peplum-Detail bei den SAG Awards und Kollegin Anna Sawai (bekannt aus der Serie Shōgun) in blütenweißem Peplum-Top bei den Golden Globes. Bloggerin Aimee Song führte in Mailand eine kanariengelbe Version von Gucci aus und die amerikanische Influencerin Alex Consani entschied sich bei der Filmpremiere von „Der phönizische Meisterstreich“ in Cannes für ein schwarzes langärmeliges, schulterfreies Modell zu weiter, ebenfalls schwarzer Hose.
So klappt das Styling
Nach fast einem Jahrzehnt der geradlinigen Oversized-Schnitte, wird es also nun wieder eng und kurvig.
Doch was gibt es bei diesem Trend zu beachten? „Grundsätzlich gibt es zwei Varianten“, erläutert die Wiener Imageberaterin Eva Köck-Eripek. Einerseits, weite, locker geschnittene Tops, bei denen die Rüschen oft weit oben angesetzt sind. „Das wirkt dann eher mädchenhaft.“ Andererseits eng anliegende, figurbetonte Modelle. „Diese wirken sehr weiblich.“

Imageberaterin Eva Köck-Eripek.
©Karin BergmannDie Peplum-Tops kommen in allen Farben und Stoffen, von Baumwolle über Jeans bis zur Kunstfaser. Letztere ist aber besonders verbreitetet, weil die Modelle oft einen hohen Stretch-Anteil benötigen. Und weil die Körpermitte hier so stark im Fokus ist, passt dieser Schnitt zu Frauen mit zarter Taille besonders gut.
Ideal lässt sich das Peplum-Top oder – wie es früher hieß: das Schößchenjäckchen – zu schmalen Hosen und Röcken: Röhrenjeans oder Bleistiftröcken bieten sich besonders an. Aber es darf unten auch weiter werden: mit schmal geschnittenen Boot-Cut-Jeans, A-Linien- oder sogar Tellerröcken samt Petticoats. „Hier ist es wichtig, dass das Volumen erst wieder ab der Hüfte beginnt.“

Der Lagenlook hingegen ist etwas komplexer. Über das Peplum-Top funktioniert am besten eine ähnlich geschnittene Schößchenjacke oder: gar nichts. Für kühlere Tage empfiehlt die Imageberaterin daher einen Body darunter anzuziehen.
Trend der Antike
Wie so vieles in der Modewelt ist auch dieser Trend nicht neu, doch diesmal reicht sein Ursprung sogar zurück in die Antike. Peplum ist das englische Wort für „Schößchen“ und leitet sich vom griechischen Begriff peplos ab. Dieses bezeichnete im antiken Griechenland ein knöchellanges Frauenkleid, das – hier kommt die Ähnlichkeit – an der Taille gegürtet war, wodurch der Stoff darunter leicht abstand.
In deutlich steiferer Form – mit Hilfe eines Korsetts – wurde die Silhouette unter Königin Elizabeth I. wieder populär und in den 1840ern unter Königin Victoria besonders gefeiert. Dieses Erbe ist heute bei Modemarken wie Vivienne Westwood sichtbar, die sich oft an Korsagen und einer betonten Taille orientieren.

Diors Erfolgswurf
Doch die vielleicht bekannteste Version entstand ein Jahrhundert später, in der allersten Kollektion des französischen Designers Christian Dior. Als Reaktion auf die Jahre der Rationierung während der Weltkriege brachte Christian Dior 1947 die „Bar Suit “ heraus, ein voluminöses Kostüm mit fließenden Stoffen, weiten Hüften – und Wespentaille. Es war so begehrt, dass es in der ersten Saison wiederholt nach geschneidert werden musste und von der Presse den Spitznamen „New Look“ erhielt.
Millennials erinnern sich hingegen wohl eher mit gemischten Gefühlen an diesen Trend. In den Nullerjahren waren elastischen Peplums in Mode. Doch das gestreifte Modell, das nun wieder aus dem Eck des eigenen Kleiderschrank hervorgeholt wird, ist sogar noch etwas jünger. Stolz erworben 2011, als sich Jil Sander diese Form neu interpretierte.
Denn so sehr der Look auch polarisiert – sein Comeback ist garantiert. Peplum ist ein Design, das nie für allzu lange verschwindet.
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