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Mode

So rockt der Pencil Skirt den Herbst

Minirock ade. Diesen Herbst wird es in der Mode wieder elegant und der Rock dabei eng. Zwei Stilberaterinnen geben Tipps für das modische Styling.

Femme fatale oder doch fokussierte Bibliothekarin? Selten beschwört ein Kleidungsstück derart konkrete und doch kontrastierende Bilder hervor wie der Bleistiftrock. Schmiegt er sich verführerisch an oder fällt er geradlinig herab? Deutet er an oder verhüllt er? In jedem Fall bringt er mit seiner engen Schrittweite Trägerinnen gerne zum Fluchen. Und ist nun doch zurück am Fashion-Olymp.

Gut 70 Jahre nachdem Christian Dior den „Pencil Skirt“ in seiner Herbst-Winter-Kollektion präsentiert und ihn Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe in "Niagara" und Marlene Dietrich im Hitchcock-Klassiker „Die rote Lola“ berühmt machten, ist er einmal mehr die vorherrschende Rockform der Luxuslabels: Ob in kraftvollen Erdtönen bei Yves Saint Laurent oder businesstauglich bei Calvin Klein, in traditionellem Tweed bei Gucci oder in formvollendeter Kombination zur Schößchenjacke von Givenchy: Kaum ein Designer führt nicht zumindest eine Bleistiftrock-Variante in der aktuellen Herbst-Kollektion.

Kurze Schritte am roten Teppich

Doch wir sehen den engen Rock derzeit nicht nur am Laufsteg, sondern auch am roten Teppich. Schauspielerin Zoë Saldaña erschien zur Premiere ihres Disney-Films „Elio“ in einer leuchtend gelben Variante. Branchenkollegin Julia Louis-Dreyfus entschied sich bei der Europa-Premiere des Marvel-Films „Thunderbolts“ in London für ein schwarzes Kostüm, dessen Bleistiftrock sogar bis zu den Knöcheln reichte.

The premiere for the film Elio at El Capitan theatre in Los Angeles

Zoë Saldaña bei der Filmpremiere von "Elio".

©REUTERS/Mario Anzuoni

Die Kombination machts

Stilberaterin Elisabeth Motsch überrascht die starke Präsenz dieses Kleidungsstücks nicht: „Frauen möchten sich wieder weiblicher kleiden.“ Das zeige sich derzeit an höheren Schuhen, anliegenderen Oberteilen – und engeren Röcken.

An sich, erörtert Modeexpertin Franka Mainusch, passt der Bleistiftrock zu jedem Anlass. Es sei also das Material und die Kombination, die den Stil bestimmen: „Im Büro wirkt er elegant mit Blazer und Pumps und auf der Straße cool mit Sneakers, Trainingsjacke oder oversized Blazer.“

Schauspielerin Kara Young hält bei den Tony Awards 2025 ihre Trophäe am Red Carpet in der Hand

Schauspielerin Kara Young bei den Tony Awards

©REUTERS/Jeenah Moon

Doch trotz oder vielleicht aufgrund seiner Vielseitigkeit gibt es einiges zu beachten. Zum einen ist die richtige Größe essenziell: „Ein Bleistiftrock sollte nicht zu eng sitzen. Wenn man kaum laufen oder sich setzen kann, ist es besser, eine Nummer größer zu wählen“, empfiehlt Franka Mainusch. Zu groß darf es aber auch nicht sein, warnt Elisabeth Motsch: „Ein zu locker sitzender Rock kann Falten werfen und wirkt immer unstimmig.“

Um eine ausgewogene Silhouette zu erzielen, empfiehlt Motsch ein lockeres, voluminöseres Oberteil. Damit sich keine Ausbuchtung bildet, wenn das Oberteil in den Rock gesteckt wird, rät sie zum Hüftgummiband. Damit wird der überschüssige Stoff nach innen und oben geschlagen. Auch festere Stoffe wie Wollgabardine helfen, Ausbeulungen zu vermeiden; am besten kaschiert ein Unterrock.

Ebenso, ergänzt Motsch, sollte sich die Unterwäsche nicht darunter abzeichnen: „Dadurch geht die Eleganz verloren.“ Und auch zu viel Stretch, erinnert Franka Mainusch kann schnell billig wirken.

Wer den Rock mit Stiefeln trägt, sollte ein Modell wählen, das nicht an der breitesten Stelle der Wade endet. Selten sehen zu kurzen Bleistiftröcken Stiefeletten gut aus. Die Länge ist aber noch aus einem anderen Grund entscheidend.

Strick der Inspiration

Auch wenn sich Dior gerne die Popularisierung des Bleistiftrocks auf die Fahnen heftet, hat dieses Design seinen Ursprung in einer kuriosen Anekdote.

1908 saß Edith Hart O. Berg als erste Amerikanerin in einem Flugzeug. Um zu verhindern, dass sich ihr Rock im (damals noch vorhandenen) Flugwind aufblähte, band sie kurzerhand einen Strick um ihre Knöchel. Mit gebundenen Rock verließ Edith später das Flugzeug und inspirierte einen französischen Designer – der fast bodenlange „Humpelrock“ war geboren. 

In seiner extremen Variante hielt er sich wenige Jahre. Schnell wurden zum Spott Humpelrock-Wettrennen veranstaltet. 1911 witzelte eine Postkarte: „Der Geschwindigkeitsbegrenzungsrock!“

Doch allzu schnell kommt man im kürzeren Bleistiftrock immer noch nicht voran. Modedesigner können nur hoffen, dass weder Femme fatale noch Bibliothekarinnen danach ein Bedürfnis haben.

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Schreibt seit 2021 als freie Autorin aus London für den KURIER über Politik, Royals und Lifestyle. Zuvor acht Jahre in der Wien-Chronik.

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