
Weinlese 2025: Warum Österreich heuer Spitzenqualität erwarten darf
Wo wird der Wein heuer in Europa besonders gut? Für haltbare Prognosen ist es noch zu früh, doch Österreich scheint Chancen auf einen Jahrhundertjahrgang zu haben.
Die Weinlese ist in vollem Gange und in einigen Kellern blubbern schon die gärenden Moste. Die Ernte wird in einigen Regionen aber bis weit in den Oktober hinein dauern. Vor allem Trauben in erstklassigen Einzellagen hängen oft noch am Stock. Es entscheidet nicht zuletzt das Wetter der nächsten Wochen, wie der Wein wirklich wird. Die Winzer wünschen sich nun warme Tage und kühle Nächte, die für Aromatik und Frucht-Säure-Balance sorgen. Doch letztlich ist das Können der Weinmacher ausschlaggebend für das Ergebnis. Was sich beurteilen lässt, ist die Qualität des Leseguts und der Zustand der Trauben am Stock, ihre Reifeentwicklung und Gesundheit. Und das sieht zumindest in Österreich gut aus.
Gerne wird vor Lesebeginn ein Jahrhundertjahrgang proklamiert – heuer könnte es tatsächlich funktionieren. Der Witterungsverlauf in den heimischen Anbaugebieten war günstig: Genügend Niederschlag im Frühling, eine zeitgemäße Blüte und kaum Frost- oder Hagelschäden. Lediglich die Steiermark und die Wachau waren von Hagel betroffen.
Der Juni war sonnig und warm, der Juli kühl und regnerisch, August heiß, September eine gute Mischung aus Sonne und Regen. Ein abwechslungsreicher Witterungsverlauf ist die Voraussetzung für ausgewogene, vielschichtige Weine, die auch noch über Finesse verfügen. Betete man früher für möglichst viel Sonnenschein, ist man nun im Zuge des Klimawandels für jeden Tropfen Regen dankbar. Zwar gibt es hierzulande auch in heißen Jahren Niederschlag, aber weniger häufig und dann oft in kurzer Zeit zu heftig. Nur intakte Böden können auch größere Wassermengen aufnehmen und speichern.
Spitzenqualität auch international?
In allen heimischen Anbauregionen ist man glücklich oder zumindest zuversichtlich – sowohl was Menge als auch Qualität betrifft. So zeigt sich etwa Willi Bründlmayer mit den bisherigen Ernteergebnissen höchst zufrieden: „Die Grundweine für Sekte sind fantastisch“, freut sich der erfahrene Kamptaler Spitzenwinzer, „kerngesund und aromatisch!“ Spielt das Wetter in den nächsten Tagen mit, erwartet er auch für seine Spitzenlagen das Beste. Im restlichen Niederösterreich, Wien, Burgenland und in der Steiermark hört man Ähnliches. Selbst der Lesebeginn bewegte sich heuer erstmals wieder im langjährigen Durchschnitt.
Das ist nicht überall so: Selbst in vielen deutschen Weingebieten war der Sommer heiß und trocken. So beginnt etwa im Rheingau die Lese drei Wochen früher als in durchschnittlichen Jahren. Doch auch hier ist man optimistisch. Genau wie an der Mosel, in der Pfalz, in Franken, Württemberg und Rheinhessen: Die Rieslinge etwa würden zwar aufgrund der hohen Temperaturen tendenziell konzentrierter ausfallen, aber trotzdem lebendige Säure besitzen.
Auch in der Champagne, wo die Grundweine früh geerntet wurden, ist man zuversichtlich, einen Spitzenjahrgang einzufahren – im Burgund hingegen bleibt es spannend: nach großer Sommerhitze regnete es kurz vor der Lese in Strömen. Es wird ein Jahrgang für Liebhaber kräftiger, konzentrierter Weine. In Frankreich wie in ganz Südeuropa.
Gut sieht es laut dem renommierten italienischen Fachmagazin Gambero Rosso im Veneto, im Piemont und in Südtirol aus. Viele anderen Regionen Italiens kämpften hingegen mit enormer Hitze und Trockenheit. Nur in Sizilien, wo man den Weinbau längst an die Hitze adaptierte, berichtet man von bester Qualität.
Auch für Spanien war es ein herausforderndes Weinjahr. Neben extremen Hitzewellen und kaum Niederschlag kämpfte man hier mit Waldbränden und deren Folgen. Lediglich in höher gelegenen Weingärten konnten deutlich frischere Trauben gelesen werden. Des einen Leid – des anderen Freud: Während die meisten Weinregionen unter Gluthitze und Trockenheit stöhnten, jubelten britische Winzer über den Rekordsommer: Die Grundweine für Sekte im Süden Englands schmecken aromatisch wie noch nie.
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