Warum der britische Trifle gerade zum perfekten Sommer-Dessert wird
In den vergangenen Jahren galt die Baisertorte Pavlova als Trend-Nachspeise. Nun wird das britische Dessert Trifle von jungen Köchen neu entdeckt.
Frische Früchte, eine vanillelastige Creme und flaumig-leichter Teig, etwa ein Biskuit – allesamt Zutaten, die perfekt zu einem Sommerdessert passen. Praktischerweise muss nicht einmal ein neues kreiert werden. Denn die erwähnten Ingredienzen finden sich allesamt in einem Trifle. Dabei handelt es sich zwar um das vielleicht typischste englische Dessert überhaupt. Die traditionelle Schichtspeise scheint aber gerade zur Trend-Süßspeise avancieren.
Und dabei sogar die in den vergangenen Jahren solcherart deklarierte Pavlova von ihrem Podestplatz verdrängen.
Trendiges Image dank junger Köche
Das ist insofern interessant, da beide Desserts lange Zeit das Image eines etwas verstaubten, altvaterischen Klassikers hatten, der vor allem bei Familienfeiern aufgetischt wurde. Eine neue Generation von Köchen hat nun aber laut New York Times Trifle neu entdeckt, den einst englische Auswanderer in die Neue Welt mitgebracht hatten.
Bis in die Südstaaten gehören auch in den USA Trifles bis heute zu Klassikern bei Feiern in Familie oder Nachbarschaft. Die neuen Kreationen geben dem guten, alten Trifle durchaus einen modernen Touch: Man experimentiert mit exotischen Früchten, Kräutern aus dem Restaurantgarten und veganen Cremen.
Neues gibt es auch in der Trifle-Heimat
Aber auch in der britischen Trifle-Heimat wird das Traditionsgericht neu interpretiert. Starkoch Heston Blumenthal bäckt etwa Brioche auf Bestellung, dieser schwimmt in einem Pudding mit Brandy. Max Rocha wiederum verwendet in seinem Restaurant im Londoner Stadtteil Shoreditch die Reste von süßen Aufläufen statt Biskuit.
Und sage noch einmal jemand, das britische Königshaus sei verstaubt: Zum "Platin Jubilee" von Queen Elizabeth II. wurde ein Zitronen-Amaretti-Trifle zum offiziellen Jubiläumskuchen gekürt. Und ihr Sohn Charles III. gab einen Trifle aus Erdbeeren und Yorkshire Parkin in Auftrag. Dieser in Zuckersirup getränkte Ingwer-Gewürzkuchen aus Haferflocken ist seinerseits ebenfalls ein Traditionsgebäck.
Was Trifle und Pavlova unterscheidet
Die runde Baisermasse, mit Schlagobers und (Sommer-)Früchten belegt, war der Trend-Nachtisch der vergangenen Jahre. Kaum eine Kochsendung oder ein Foodblog kam um die luftige Süßspeise herum. Sie macht auch ordentlich was her, optisch wie geschmacklich. Da hat der Trifle diesbezüglich zwar auch einiges zu bieten, überhaupt, wenn die Schichtspeise in einer großen Glasschale mit Fuß serviert wird.
Vor allem aber hat er eine längere Tradition. Schon im 16. Jahrhundert wurde Kuchen in Alkohol getränkt und mit einem einfachen Pudding in einer Schale geschichtet. Da passte der Name vermutlich besser. "A trifle" bezeichnet im Englischen nämlich eine Kleinigkeit – wenn man es auf die Zubereitung, vor allem das Zusammensetzen bzw. Schichten bezieht. Die durchaus üppigen Varianten, die dem Dessert dann im 18. und 19. Jahrhundert zum Höhenflug verhalfen, waren kalorientechnisch eher keine Kleinigkeit.
Drei Schichten gelten auch heute noch als Minimum, die Dreier-Abfolge kann sich auch wiederholen. Aber vier Schichten sind obligat: Biskuit, Obst, Vanillepudding und Schlagobers.
Dessert löst Nostalgiegefühle aus
Dass der Trifle zum Trend avanciert, hat mehrere Gründe. Er befriedigt es den Wunsch vieler nach Nostalgie und kulinarischem Wohlgefühl – und dass sich die Trifles auch in den sozialen Medien gut machen, ist kein Nachteil. Relativ leicht herzustellen sind sie ebenso. "Es ist ein veranstaltungsfreundliches Dessert, viele der Zutaten kann man im Voraus zubereiten", erklärt Lauren Schofield, eine New Yorker Konditorin in der New York Times.
Wenn dann die nächste kulinarische Sau durchs Trend-Dorf getrieben wird, können sich Trifle-Fans gelassen zurücklehnen – auch ohne Engländer zu sein. Wenn etwas so lange zurückreichende Wurzeln hat, sind temporäre Moden keine Kategorie. Tradition triumphiert über Trends, würden die Engländer wohl sagen.
Rezept: Trifle
Zutaten
ca. 400 g Biskuit, Sandkuchen (selbst gebacken oder Fertigprodukt) oder Kuchenreste
100 g Fruchtmarmelade
200 g Mandelstifte
ca. 150 ml Rum und Sherry (gemischt; auch Portwein oder Madeira mgl.)
1 P. Vanillepuddingpulver
500 ml Milch
4 EL Zucker
2 Becher Schlagobers
250 - 500 g Obst (z.B. Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren...)
Zubereitung
Kuchen mit Marmelade bestreichen. In 2 bis 3 cm dicke Stücke schneiden und Boden einer Glasschüssel damit auslegen. Restlichen Kuchen in Würfel schneiden und verteilen.
Großteil der Mandelstifte darüberstreuen.
Kuchen mit Rum und Sherry übergießen - der Kuchen soll gut getränkt sein, sich aber nicht auflösen
Vanillepudding laut Packung zubereiten, etwas abkühlen lassen. 1 Becher Schlagobers unterrühren.
Obst auf dem Kuchen verteilen. Mit Pudding übergießen.
Restlichen Schlagobers steif schlagen und über dem Pudding verteilen. Mit restlichen Mandelstiften und ev. Obst verzieren.
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