Strandklub statt Fine Dining: Wie sich die Mole West neu erfindet

Das Strandlokal wird seit einigen Monaten unter Wiener Führung umgestaltet. Der neue Chef hat uns verraten, was er noch vorhat

Wer in den vergangenen Monaten öfter die Mole West besucht hat, dem wird ein schleichender Veränderungsprozess aufgefallen sein. Zuerst wurde das Restaurant optisch, dann auch personell und kulinarisch umgestellt. Das altbekannte Motto der Mole West „casual fine dining“ ist nirgends mehr zu finden – das neue Selbstverständnis der Gastro-Institution lautet jetzt schlicht: „Der Strandklub am Neusiedler See“.

Dahinter steckt der Masterplan von Stefan Gruze. Der frühere Investmentbanker und Ex-CEO des Immobilienkonzerns „Wienwert“ hat das Neusiedler In-Lokal mit seiner Immobilienfirma und einem Partner (ein Rechtsanwalt) übernommen. Bisher hat sich Gruze zu seinem Gastro-Coup bedeckt gehalten. Mit dem KURIER hat der 39-jährige Geschäftsmann erstmals über seine Pläne im Burgenland gesprochen.

Wie es zur Übernahme kam

„Alle glauben, dass ich als Immobilieninvestor vorhabe, etwas viel Größeres zu bauen. Das stimmt nicht. Mole West bleibt Mole West, sie wird nur heller, freundlicher und internationaler werden“, entkräftet Gruze gleich eingangs kursierende Gerüchte. Seit Oktober 2021 befindet sich das Lokal am Meer der Wiener jetzt schon in Wiener Hand.

Er selbst sei vor der Übernahme nur „ein oder zwei Mal als Gast hier gewesen“, erzählt der Neo-Gastronom. Der Kontakt zum Mole West-Gründer Bernd Karolyi sei zufällig entstanden. Man sei sich bei der Übernahme aber schnell handelseinig geworden. Nur sechs Wochen habe es vom ersten Gespräch bis zum unterzeichneten Vertrag gedauert. Die Übernahme der Mole West sehe er vor allem als Investment in den heimischen Tourismus, sagt der Immobilien-Experte.

Seitdem wurde Stück für Stück umgestellt. Die alte Speisekarte ist verschwunden und wurde durch eine komplett neue ersetzt. Extravagante Gustostückerl finden sich darauf nach wie vor – Beispiele: die King Prawns (19 Euro), Tuna Tatar (12 Euro) oder Kartoffelgnocchi mit schwarzem Trüffel (19 Euro). Daneben finden sich aber auch bodenständigere Klassiker wie das Wiener Schnitzel und Burger in fleischiger und veganer Ausführung. Geändert haben sich auch die Öffnungszeiten. Das Frühstück wurde gestrichen, dafür beginnt der kulinarische Tag in der Mole West jetzt um 11.30 Uhr mit der kompletten Speisekarte.

©Mole West

Für Küche und Service hat sich der neue Boss Profis an Bord geholt – das Personal hat davor in Lokalen der Querfeldgruppe (Café Landtmann, Café Mozart) gearbeitet. „Ich bin ja selbst kein Gastronom. Wenn man die Mole West übernimmt, braucht man Leute, die Gastronomie von der Pike auf gelernt haben und ihr Handwerk verstehen“, sagt Gruze.

Grüße von den Balearen

Das große Ziel des neuen Players am See ist, die Mole West zu einem „coolen, modernen Strandklub, wie er auch auf den Balearen oder in Südfrankreich stehen könnte“ zu machen. Wie das gelingen soll? Gruze: „Den ersten großen Schritt, um dieses internationale Flair zu bekommen, haben wir mit der Speisekarte jetzt auf jeden Fall schon geschafft. Der nächste Schritt wird eine Generalsanierung sein, die wir nächstes Jahr machen wollen“.

Information

Öffnungszeiten
Die Mole West ist täglich von 11.30 bis 0 Uhr geöffnet, auch an allen Sonn- und Feiertagen. Ruhetag gibt es keinen, auch die Wintersperre ist Geschichte. Nur zu Weihnachten (24.-26. 12.) bleibt das Lokal geschlossen 

 

Reservierung
vor dem Besuch wird dringend empfohlen. Tische können für bis zu acht Personen unter molewest.at reserviert werden

 

2004: Gründungsjahr
Vor 18 Jahren wurde das Restaurant am Ufer des Neusiedler Sees von der Familie Karolyi eröffnet 
 

Wie das Lokal dann aussehen wird? Einen kleinen Vorgeschmack lässt sich der Neo-Gastronom vom Neusiedler See entlocken: „Ein bisschen wie eine moderne Jacht“.

Paul Haider

Über Paul Haider

Der Nordburgenländer wurde im Lokaljournalismus sozialisiert und war sieben Jahre lang bei einer regionalen Wochenzeitung tätig. Seit 2021 schreibt er im Chronik-Ressort des KURIER über: eh alles. Wiederkehrende Themen sind die pannonische Flora, Fauna und die Leute dazwischen. Ist immer an den Fragen interessiert, die man sich so noch nicht gestellt hat. Kontakt: [email protected] 0664 60700 51220

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