Nuss-Genuss vor der Haustüre

Superfood, superköstlich und doch auch superkurios: Die Walnuss.

Während im Herbst im ganzen Land Walnüsse von den Bäumen fallen, um die sich kaum jemand bückt, kaufen wir chilenische Nüsse im Supermarkt. Das könnte auch anders sein. Beispiele aus Ostösterreich.

Nusskipferl, Nussstrudel, Riegelkrapfen – die Walnuss ist nicht wegzudenken aus der österreichischen Mehlspeislandschaft. Aber will man die regionalen Spezialitäten aus heimischen Lebensmitteln herstellen, scheitert man an der Hauptzutat: der Nuss. Zumindest in den Supermärkten beschränkt sich das Angebot meist auf Überseeware. China, USA und Chile sind die Hauptproduzenten, die Nüsse werden dort in riesigen Plantagen kultiviert. 

Das heimische Nusspotenzial ist allerdings vor allem in Gärten, auf Wiesen und Feldern zu finden, was die Ernte weder einfach noch rentabel macht. Dabei findet der Walnussbaum mit dem milden Klima und den durchlässigen, nährstoffreichen Böden Ostösterreichs ideale Bedingungen.

Einen Weg aus diesem Dilemma bietet Landwirtschafts-Quereinsteigerin Julia Taubinger mit ihrem "Nussland" im Mostviertel. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie vor ein paar Jahren eine Knackanlage gebaut, in der sie in guten Jahren 150 Tonnen heimisches Superfood knackt, um es dann roh zu verkaufen oder zu süßen oder pikanten Snacks, Pestos oder Musen weiterzuverarbeiten. 

"Die Bäume, die heuer tragen, sind übervoll, während andere der Frost erwischt hat", schaut Julia Taubinger der Ernte doch optimistisch entgegen. An 17 Übernahmestellen in ganz Ostösterreich können Landwirte und Privatpersonen ihre selbst gesammelten Nüsse abgeben und entweder knacken und reiben oder hacken lassen oder auch verkaufen. "Der Preis hängt von der Qualität ab und vom Verhältnis Schale zu Kern."

100 Kilo pro Baum

Ein älterer, solitär stehender Walnussbaum kann an die hundert Kilogramm Nüsse pro Jahr abwerfen, allerdings braucht ein Walnussbaum zehn Jahre, bis er überhaupt Früchte trägt. Sorten gibt es unzählige, sie unterscheiden sich nicht nur in Größe und Schalenhärte, sondern auch im Geschmack. "Geisenheim, Weinsberg, Aufhauser Baden" sind Sorten, die man unter der Marke "Weinviertelnuss" auswählen kann. 

Als Exot hat sich die prächtige Rote Donaunuss im Ybbser Raum ausgebreitet. Im Gegensatz zu den anderen ist bei ihr das zarte Häutchen, das den Nusskern umgibt, rosa bis dunkelrot, was sie besonders dekorativ für Torten und Keks macht.

Bei der Roten Donaunuss ist das dünne Häutchen, das den Kern umgibt, rot statt braun.

©Verein Veronuss

Grundsätzlich gilt: je frischer eine geknackte Nuss ist, desto besser. "Je länger die Nuss in der Schale bleiben kann, desto frischer bleibt sie", weiß Chef-Nussknacker Marcus Schindelegger vom Nussland. Bei guter Lagerung, nämlich luftig, kühl und nicht allzu trocken, halten Walnüsse in ihrer harten Schale zwei bis drei Jahre, ohne Qualität zu verlieren. 

Im Kern steckt jede Menge Positives für unseren Körper: Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe, Spurenelemente und ein hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Auf den Bauernmärkten ist das Nuss-Angebot derzeit üppig, wer seine Vanillekipferln heuer mit heimischen Nüssen machen will, sollte schnell zugreifen!

Walnuss-Wissen

  • Walnüsse, geknackt, gehackt, gerieben, Snacks, Muse, Pesto, Nussknackanlage: 
    Nussland, 3254 Bergland, Mostviertel, nussland.at
  • Walnüsse  von der Bäuerin:  
    Weinviertelnuss, 2214 Auersthal, weinviertelnuss.at
  • Knabbernüsse, Walnussöl: 
    Stühof Walnüsse, 2165 Stützenhofen, stuehof.at
  • Veredelte Walnussbäumchen: 
    Baumschule Haas&Haas, 2063 Zwingendorf, walnussbaum.at
  • Walnussöl und ganze Nüsse: 
    Ölmühle Hartlieb, 8451 Heimschuh, hartlieb.at
  • Nussbier: Brown Ale mit schwarzen Walnüssen: 
    Spechtbier, 3443 Kogl, spechtbier.at
  • Ausgezeichneter Walnusslikör: 
    Rankel's GeNUSS-Shop, 2473 Potzneusiedl, rankel.at
  • Wissenswertes: 
    Jonas Frei "Die Walnuss", Arten, Botanik, Geschichte, Kultur, AT Verlag, 49 €
  • Sortenporträts von rund 120 Nusssorten: fructus.ch
  • Infos zur Roten Donaunuss: Verein VeRoNuss, rotedonaunuss.com
Heidi Strobl

Über Heidi Strobl

Heidi Strobl schreibt seit 2005 wöchentlich über Essen&Trinken in der freizeit „Vom Acker bis zum Kochtopf“. Seit 2011 kocht sie für die Serie AM HERD mit prominenten Gästen. Bücher: „Der Kürbis“ 2001, „Dinner for one“ - schnelle Singlerezepte 2013.

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