
Teure Tische: Wo der Schwarzmarkt bei Reservierungen mitmischt
Restaurant-Reservierungen in New York werden teuer am Schwarzmarkt verscherbelt. Drohen uns auch "amerikanische Verhältnisse"?
Mehrere hundert Euro für einen Restaurantbesuch hinzulegen, sind in New York keine Besonderheit. Aber solche Beträge schon für die Reservierung? In der Tat hat sich diese ungewöhnliche Praxis für die angesagtesten Lokale, die wochen- oder sogar monatelang ausgebucht sind, etabliert.
Das Geschäft läuft über Drittanbieter, die aktuelle Reservierungen von Tischen weitervermitteln. Auf manchen Onlineplattformen können sie gar ersteigert werden. Oft sollen die freien Plätze überhaupt von automatisierten Bots aufgekauft - und dann profitabel weitervermarktet werden.
Um diese Auswüchse einzudämmen, wurde sogar ein Gesetz erlassen. Reservierungen dürfen nur mehr mit Zustimmung des jeweiligen Restaurants verkauft werden.
Droht die Reservierungs-Abzocke auch bei uns?
Drohen solche "amerikanischen Verhältnisse" womöglich auch in der heimischen Spitzengastronomie? In manchen angesagten oder hochdekorierten Restaurants in Österreich sind die Plätze mitunter auch rar oder man muss Wartezeiten in Kauf nehmen. Man sei aber "weit entfernt" von einem amerikanischen System.
"Das kenne ich nirgends in Europa", betont Mario Pulker, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer. "Die USA sind ein völlig anderer Markt, mit einem anderen Konsumverhalten. Es gibt dort genug Leute, die viel Geld haben und an einem bestimmten Abend eben in einem bestimmten Restaurant essen wollen."
Extreme Teuerung: "1.000 ist das neue 500"
In der gehobenen Gastronomie in den USA gab es zuletzt enorme Preissprünge. "Die Preise sind extrem gestiegen und die Skala ist noch immer offen nach oben - 1.000 ist das neue 500." Das heißt: Statt früher 500 Dollar, zahlt man jetzt 1.000 für einen Restaurantbesuch.
Dahinter stehen nicht nur gestiegene Kosten, die Gastronomen mussten ihre Preisgestaltung ändern. "Früher gab es in der Spitzengastronomie eine Art Preisdeckel, wo auch Topbetriebe nicht drüber gingen." Gerade in den USA sei eine gute Flasche Wein mittlerweile unter 200 bis 300 Euro kaum zu haben. "Aber man muss sie zu diesem Preis erst mal verkaufen."
Ein Achterl aus der Wachau um 65 Euro
Wirtschaftlichen Druck spüren auch die heimischen Gastronomen der Spitzenkategorien, weiß Pulker. "Auch die Kollegen mussten die Preise anheben." Doch das Niveau ist hierzulande noch immer verträglicher als in anderen Ländern. Er habe selbst im Vorjahr in Frankreich ein Achterl Wein vom Wachauer Weingut Knoll um 65 Euro erlebt. "Da waren auch wir hin und weg."
Der Hype bestimmt die Nachfrage
Abgesehen von gestiegenen Kosten: Je mehr ein Restaurant, ein Koch oder eine Köchin gehypt wird, desto stärker steigt die Nachfrage nach Restaurantplätzen. Das ist auch in Österreich so. Überhaupt, seit das Thema High-End-Cuisine immer mehr Menschen begeistert.
Das bestätigt auch Heinz Reitbauer, der mit dem "Steirereck" im Jänner den dritten Michelin-Stern verliehen bekam (als zweites Restaurant in Österreich neben Juan Amador). "Es gibt Zeiten, wo die Wartezeiten durchaus mehrere Monate dauern können. Aber wir schauen schon darauf, dass es auch kurzfristig Tische gibt."
Neue Phänomene: Spezialmenüs und Reisen
Ein neues Phänomen, das Pulker wahrnimmt, sind Spezialveranstaltungen für eine kleine Gruppe, aber dafür mit speziellem Angebot, etwa besondere, seltene Weine als Speisenbegleitung. "Eher neu sind auch Städtetrips zu Gastro-Hotspots für Gruppen", sagt Pulker. Das Konzept: Neben der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten sind auch Restaurantbesuche in der Region geplant. Auch hier sind frühe Buchungen ein Thema, oft schon ein Jahr im Voraus, um die Plätze für mehrere Personen in diesen meist eher kleinen Top-Lokalen zu sichern.
Andere wollen sich wiederum zu einem besonderen Anlass den Besuch im Drei-Sterne-Lokal gönnen. Auch das werde dann längerfristig geplant. "Und oft wird das ganze Jahr darauf gespart."
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