Mini-Paprika

Rosenmonat: Selbstgemachte Köstlichkeiten für den Kurzurlaub zuhause

Marktgeschichten, Folge 61: Nicole Ott schreibt einmal im Monat von inspirierenden Gesprächen rund um saisonale Produkte und kreiert exklusiv für die freizeit ein Rezept damit.

Im Juni verwöhnt uns der Frühsommer mit viel Sonnenschein, wunderschöner Blütenfülle und angenehmen Temperaturen. So denn, nützen wir die längsten Tage des Jahres und füllen wir die Körbe mit selbstgemachten Köstlichkeiten für den Kurzurlaub zuhause.

Der Markt liegt in seiner ganzen Frühsommerpracht vor meinen Augen, als ich an diesem Junimorgen zum Café spaziere. Ich erspähe Kisten voller Melanzani, Erdbeeren und Kirschen – Tomaten und Paprika warten in allen Größen und Farben darauf, für das leichte Abendessen später am Tag ausgesucht zu werden. Beim Morgenkaffee überlege ich mir, wie ich die bunten Minipaprika, die Erol mir eingepackt hat, füllen werde.

Beim Anblick des Ältesten, der heute als Barista emsig hinter der Bar werkt, fallen mir die täglichen Spielplatzbesuche im Pötzi-Park ein, die vor so vielen Jahren Teil unseres Lebens waren. "Erinnerst du dich noch an den Ziegenbock, den wir immer zuerst gerochen haben, bevor er aus seinem Stall gekommen ist?", frage ich ihn. "Stinkbombe nichts dagegen", schmunzelt er. "Die Zicklein waren dafür immer besonders süß und sind auf alle Dächer gekraxelt", erinnert er sich. Für mich als Kind der 70er-Jahre sind Ziegen sowieso die Bauernhoftiere Nummer 1, Heidi, dem Geißenpeter und dem Almöhi sei Dank. Und so macht es Spaß, beim Käsestand cremig-milden Ziegentopfen zu kaufen, mit viel frischen Kräutern und ein wenig Knoblauch verrührt wird er zur Süße der gebackenen Paprika herrlich harmonieren.

Zuhause bleibt für das Nachtmahlkochen nicht viel Zeit, während die Paprika backen, verrühre ich schnell ein paar Erdbeeren mit Rahm, eine kleine Nachspeise muss in unserem Haus immer sein. Die Kräuter hole ich von der Fensterbank, schnell ist die pikante Topfencreme zusammengerührt und die Paprika werden gefüllt und verpackt. Die langen Tage und der Sonnenschein haben mich zum spontanen Picknick inspiriert. 

Die Cantucci habe ich als beste Ehefrau von allen schon gestern gebacken, der Hollersirup kommt wohlgekühlt ins Tiefkühlsackerl und schwups wird alles zusammen mit einer Decke und dem Badezeug in den Rucksack und in den Radkorb gepackt. Dann schwinge ich mich aufs Rad und ab gehts auf den Ring, damit ich im Volksgarten, so wie jedes Jahr, die farbenfrohen Rosenbüsche bewundern kann. Wie unglaublich viele unterschiedliche Formen und Farben eine einzelne Blume haben kann!

Tipp

Die Flüssigkeit, die sich auf dem Topfen ansammelt, abgießen, damit sie nicht das Rezept verwässert.

Weiter gehts zum Donaukanal, wo ich den Liebsten in einer sonnigen Bar auf einen Apero treffe, bevor wir mit unseren Drahteseln auf die Donauinsel fahren, um dort zu picknicken. Ein kleiner Schwumm im Wasser geht sich auch noch aus und als ich dann später auch die allerletzten Topfenreste mit dem frischen Baguette auftunke und auf das glitzernde Wasser schaue, denke ich mir, wie schön das Leben sein kann. Da fällt dem Liebsten ein Urlaubsschwank aus Sizilien ein, als wir dachten, die verwilderten Ziegen hoch auf den Felsen über Cefalù wären Gemsen und begeistert dem ganzen Hotel von der unglaublichen Sichtung erzählten. "Nach Sizilien würde ich auch gern wieder einmal reisen", schwärmt der Liebste. Der nächste Urlaub kommt bestimmt.

Zur Person

Zur Person

Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau

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