Marktgeschichten - Kaszeit: Was man mit käsigen Restln machen kann

Geschichten übers Essen gibt es viele – da kommen innerhalb eines Jahres ganz schön viele zusammen.

Ich schaue aus dem Fenster auf die verschneiten Berggipfel, die sich in der Abendsonne rot verfärben. Wie schön und still sind die Tage "zwischen den Jahren", wo wir nach dem weihnachtlichen Trubel ein wenig zur Ruhe kommen können. Unten höre ich die Mittlere mit dem Pipsi lachen, unglaublich, dass die kleine Maus in diesem neuen Jahr sitzen, krabbeln und gehen lernen wird. Dazu muss 2024 aber standesgemäß willkommen geheißen werden, wieder einmal lasse ich mich von den eleganten Französinnen inspirieren und plane meine kulinarische Geheimwaffe, um jeden Abend zu etwas Besonderem zu machen: Gougères

Käse-Sammelsurium

Ich inspiziere die Tiefkühllade und finde das Sackerl mit den geriebenen Käseresterln, die brav in der eisigen Kammer darauf warten, vielen Gerichten den letzten Schliff zu verpassen. "Denk an Schinkenfleckerl, eine Quiche, Kaspressknödel, die Möglichkeiten sind endlos", erzähle ich der Mittleren, die sich gerade begeistert einen Espresso an der neuen Kaffeemaschine herunterdrückt. 

"Ich bin jede Woche am Markt und kaufe Käse an den beiden Käseständen, große Stücke werden geteilt und vakuumiert, Restln werden gerieben und enden als Käse-Sammelsurium im Tiefkühler", ergänze ich, ein wenig Haushaltsführung von der Oma hat noch niemandem geschadet.  

Während ich ein Stück cremigen Bergkäse verkoste, denke ich an die erstaunliche Entwicklungsgeschichte unserer vielen Käsesorten. Vor vielen, vielen Jahren lagerte eine findige junge Bäuerin die Milch in einem Kälbermagen und war wahrscheinlich sehr überrascht über die erstaunliche Wirkung des Labfermentes

Und vielleicht war der erste Schimmelkäse auch ein Zufallsprodukt in einem heißen Sommer, als die Menschen eine dunkle, kühle Höhle als Aufbewahrungsort für ihren kostbaren Käse aussuchten und entdeckten, dass Edelschimmel konservierend und geschmacksverbessernd war.

Tipp

Käse muss atmen können – am besten in Käse- oder Pergamentpapier wickeln

Schwierige Entscheidung

"So viele Geschichten rund ums Essen, das gibt’s auch nur in eurer Familie", lacht mich der Schwiegersohn aus. "Denk doch, wie spannend unser Leben heute ist, weil wir Menschen so neugierig sind", kontere ich. Darum rufe ich in diesem neuen Jahr alle Leserinnen auf, sich ihrer steinzeitlichen Vorfahren zu besinnen und neue Dinge zu probieren. Gougères bieten hier gleich mehrere Möglichkeiten: einmal der Brandteig, oder ist es das erste Mal im Leben, dass der Kampf mit dem Spritzsack gewagt wird? So oder so, die vielleicht wichtigste Frage bleibt zum Schluss: Sollen wir die köstlichen, ofenwarmen, knusprig nach Käse duftenden Stücke, natürlich mit einem französischen Crémant, besser noch einem Champagner begleitet am Silvesterabend zum Aperitif verspeisen? Oder doch lieber am 1. Jänner, wenn wir dem Neujahrskonzert lauschen? 

Über Nicole Ott

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