Marktgeschichten: Das kann man mit Roten Rüben machen

In dieser grauen Jahreszeit holen wir uns mit tiefroten Rüben Farbe ins Leben. Im Handumdrehen entsteht eine elegante Galette.

Der Markt ist noch ins Winterkleid gehüllt, als ich an diesem frühen Morgen ins Café eile. „Grau in Grau“ wäre der passende Titel für das Stadtbild, so bleibe ich bei Erol stehen, um mich an dem bunten Obst und Gemüse zu erfreuen. Ich nehme ein paar Blutorangen mit, die werden später aufgeschnitten und mit den Mitarbeiterinnen geteilt. 

„Kinder, esst Farben“, klingt mir meine mütterliche Ermahnung noch in den Ohren, als mein Blick auf eine Kiste Roter Rüben fällt. „Habt ihr gewusst, dass Rote Rüben mit Mangold verwandt sind?“, frage ich in die Runde der Standler, die mit rot gefrorenen Nasen hinter dem Gemüse stehen. Der Anblick rührt mich, ich geh  rüber zu uns und packe ihnen neben den üblichen Espressi  noch zwei Kuchenstücke dazu. Welch Luxus, im wohlig Warmen arbeiten zu können! Der Älteste hantiert an unserer neuen Kaffeemaschine. „Die Blätter der Roten Rüben sind besonders gesund“, sage ich ihm.

Meine Gedanken sind immer noch beim Wintergemüse und beim  sympathischen Konzept, die ganze Knolle zu verwerten, Vitamine hoch zwei sozusagen. „Ich habe Rote Rüben hier im Café mit meiner ersten Köchin kennengelernt, ihre drachenblutrote Suppe, mit Sauerrahm und Kren verfeinert, war mein Aha-Moment. Außerdem hat sie die Knollen ‚Raunen‘ genannt, ist das nicht zauberhaft?“ Die junge Mitarbeiterin sieht mich  zweifelnd an, spätestens beim Verkosten des Raunensalates mit Mandarine, Krentopfen und Forelle wird sie sich von der Rübenschönheit überzeugen können.  Da bekomme ich Schützenhilfe vom Ältesten: „Ich koche die Raunen immer 20 Minuten, da sind sie noch super knackig, dann kommen sie zum Grillgemüse“. „Ich backe sie zugedeckt mit Lorbeer, Olivenöl und ganzen Knoblauchzehen, dann sind sie ein wenig karamellisiert und einfach herrlich“, kontere ich. 

Aus dem Packerl

Zu Hause fällt mein Blick im Kühlschrank auf das Packerl gegarter Raunen, ein Überbleibsel vom Urlaub in den Bergen, wo Frischgemüse manchmal Mangelware ist. „Challenge accepted“, denke ich mir, schauen wir, ob meine Freundinnen recht haben und vakuumiertes Gemüse genauso gut schmeckt. Ich knete den neuen Mürbteig – Pâte Brisée – mit der Hand, auf dass die Butterstücke erhalten bleiben und der Teig  aufblättert. Dann wird der Kühlschrank nach anderen Restln durchforstet. 

Tipp

Um rote Flecken aus Schneidbrettern zu entfernen, Zitronensaft auf die Flecken gießen und kurz einwirken lassen. 

Da ein angebrochenes Packerl Topfen, dort ein Stückerl Feta, schwuppdiwupp, die Füllung ist fertig. Der Teig ist schnell ausgerollt, die Raunen schon fertig, in zehn Minuten ist die Galette im Backrohr. Vom Keksbacken sind auch noch Mandelstifte übrig, die müssen wirklich weiter, bevor mich die ersten Sonnenstrahlen im Februar aus der Küche in den Wald locken. Der Mandelknusper wird mit Chili geschärft, um die Erdigkeit der Raunen ein wenig zu dämpfen – Restlküche vom Feinsten, würd ich mal sagen! 

Über Nicole Ott

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