Karfiol

Warum der Karfiol anderswo Blumenkohl heißt

Marktgeschichten, Folge 65: Der Oktober präsentiert sich farbenfroh und üppig, am Markt und in der freien Natur.

Von Nicole Ott

Es herrscht geschäftiges Treiben, als ich an diesem Samstag über den Bauernmarkt spaziere. Die Standlerinnen haben ihre Ware in hübsche Körbe geschlichtet und vor jedem Stand bildet sich schnell eine Schlange an Kunden. 

Ich sehe viele bekannte Gesichter, das Café ist ja nicht weit und so ergibt sich manches Tratscherl mit Stammgästen. Schnell bin ich an der Reihe und so lege ich alle Herbstfrüchte auf die Budel. Äpfel, Birnen, Weintrauben, die ersten Schälnüsse, die letzten Himbeeren, so farbenfroh und üppig wird sich der Marktstand wohl länger nicht mehr zeigen. 

Zu guter Letzt fallen mir noch kleine Karfiolköpfe ins Auge, schön verhüllt mit grünen Blättern, das wird eine feine Beilage heute Abend. Bei uns steht wieder einmal ein Tarockabend mit lieben Freunden an, viel zu lange haben wir pausiert, weil uns im Sommer zu oft ein Ausflug ins Freie lockte. Mit den kürzeren Tagen zieht mit dem Herbst auch die Qualität der Muße wieder in mein Leben, so lassen sich Schlechtwettertage schnell versüßen.

Schönes Gemüse

Zuhause in meiner Küche verpasse ich den Karfiolköpfen ein schnelles Bad im heißen Wasser, schneide sie der Länge nach durch, massiere sie mit herrlich duftendem Olivenöl und schlichte sie nebeneinander auf das Backblech. Ich bin fasziniert von der Schönheit dieses Gemüses, wer hätte gedacht, dass der schnöde Karfiol solche Qualitäten hat? 

Kennengelernt habe ich ihn als Kind mit Bröseln und Butter, später als tomatisierten Eintopf mit viel Gemüse und Reis weiterentwickelt. Unvergessen ist das würzig-saftige Karfiol-Taboulé des schlichten Cafés am Strand in der Bretagne. Den frischen Wind des Atlantiks in den Haaren, der Anblick der Gischt auf dem grün-blauen Meer, der Liebste, der glücklich seine Meeresschnecken verputzt – von solchen Erinnerungen lässt es sich im Herbstnebel gut leben.

Das Rezept für das Taboulé habe ich auch in meinem kleinen Heft notiert – Karfiol in der Küchenmaschine zu Miniröschen hacken, viele frische Kräuter dazu, Rosinen in Apfelsaft und Essig marinieren, alles vermengen und mit einer Limettenmarinade abschmecken. Am Schluss mit dunkelbraun gerösteten Pinienkernen bestreuen – voilà.

Zurück zum Karfiol

Das Motto "Von der Wurzel bis zum Blatt" lässt sich hier besonders leicht umsetzen. "Schreib rein, dass die gebackenen Blätter besonders gut schmecken!", ruft mir der Liebste aus dem Wohnzimmer zu. 

Wie recht er damit hat, merken später am Abend auch die Freundinnen, die begeistert das karamellisierte Grün knuspern. Dazu gibt es Anekdoten: "Habt ihr gewusst, dass der Karfiol aus den Blüten des Kohlgemüses besteht? Darum hat er überall eine Blume im Namen, nur im Osten Österreichs hat er sie verloren." Dass dieses Rezept mein schnellstes ist, werden sie beim Nachkochen bemerken. Schließlich haben wir den bunten Oktober noch vor uns, wollen Drachen steigen lassen und die letzten Schwammerln suchen.

Nicole Ott schreibt an dieser Stelle einmal im Monat von inspirierenden Gesprächen rund um saisonale Produkte und kreiert exklusiv für die freizeit ein Rezept damit. 

Info

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Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau

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