Close-up of a bunch of grapes in a vineyard in the mountains of Galicia.

40 Jahre Weinskandal: Wie ein Phönix aus der Asche

Ein Skandal erschütterte 1985 den österreichischen Weinbau – und wurde zum Wendepunkt für Qualität und Herkunft

Für gewöhnlich werden nationale Jubiläen über Gebühr gefeiert. Veranstaltungen und Ansprachen bis zum Abwinken. Bei manchen runden Jubiläen zeigt man sich hingegen zurückhaltend. 40 Jahre Weinskandal – davon will in Österreich von offizieller Seite kaum jemand etwas wissen. Im Frühling 1985 wurde der erste Fall von Weinpanscherei entdeckt, im Juli kochte der Skandal dann richtig hoch.

Kellereiinspektoren fanden bei heimischen Winzern Diethylenglycol im Wein. Mit Hilfe des Frostschutzmittels wurden aus billiger Plörre scheinbar hochwertige Gewächse. Chaptalisation, also Aufzuckerung von Wein war damals Gang und Gebe, süße Weine waren angesagt. Einigen Weinbauern schien Zucker nicht zu reichen und Frostschutzmittel wurde damals bei Prüfungen nicht registriert.

Die wundersame Vermehrung von Spätlesen fiel auf, weil ein burgenländischer Winzer die Unverfrorenheit besaß, Glykol in rauen Mengen als Betriebsausgabe geltend zu machen. Obwohl er nur einen kleinen Traktor besaß. Danach ging es Schlag auf Schlag, selbst in Deutschland wurde gepanschter Wein gefunden. Deutsche Großhändler waren nämlich auch nicht faul: Sie mischten minderwertigen eigenen mit Glykolwein aus Österreich.

Die heimische Weinwirtschaft brach komplett ein, österreichische Weine verschwanden aus den Regalen. Obwohl niemand körperlich zu Schaden kam, der Ruf war ruiniert. Ob das folgende Weingesetz und der Aufschwung der heimischen Weinwirtschaft ein sogenannter Kollateralnutzen der Panscherei waren, darüber kann man streiten.


Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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