Drei Gläser Weiß-, Rosé- und Rotwein stehen auf einem alten Holzfass mit Weintrauben.

Flaschenpost: Woran man guten Wein erkennt

Guter Wein muss nicht perfekt, aber lebendig, ausgewogen und charaktervoll sein. Warum Fachbegriffe oft weniger zählen als Gefühl.

Es gibt Fragen zu Wein, die selten gestellt werden, weil man sich nicht als völliger Ignorant outen will – obwohl sie eigentlich klug wären. Etwa die Frage: Was macht eigentlich einen guten Wein aus und woran erkennt man das? Freilich könnte man lapidar antworten: Was mir schmeckt, ist gut. Das zeugt von ausgeprägtem Selbstwertgefühl und ist wohl nicht zu widerlegen. Dennoch kommt man der Sache so nicht auf den Grund. 

Die Frage ist doch eher: Gibt es objektive Kriterien für Qualität? Nur fehlerfrei zu sein, reicht dabei nicht aus. Auch hier gilt: Was für pedantische Analytiker ein Weinfehler sein mag, ist womöglich für Laissez-Faire-Trinker pures Vergnügen. Ist Präzision oder Struktur ein Zeichen von Qualität? Womöglich. Vielleicht ist es Vielschichtigkeit, die gute Weine auszeichnet. 

Wobei kein Bestandteil über andere dominieren sollte. Eine Art sensorische Demokratie. Ganz sicher ist Lebendigkeit ein Kriterium für Klasse: Keine uniformen, gezähmten oder weich gewaschenen Weinchen, vielmehr Gewächse mit eigenständigem Charakter. 

Um das zu erkennen, braucht es ein wenig Übung, Konzentration und so etwas wie ein sensorisches Gedächtnis. Vor allem aber Gespür, einen unvoreingenommenen Gaumen und die Bereitschaft sich auf den jeweiligen Wein einzulassen. Was es nicht braucht, ist der überbordende Gebrauch von Fachterminologie. Klar, ohne ein paar Grundbegriffe wird es nicht gehen. Gerne verstecken sich jedoch Angeberei und Halbwissen hinter unverständlichem Gewäsch.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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