Kolumne

Bordeaux: Das Geld wert oder nicht?

Bordeaux oder nicht Bordeaux, das ist hier die Frage.

Bordeaux gilt als Schlaraffenland für viele Weinliebhaber, oder besser, für einige betuchte Weinliebhaber. Denn das französische Anbaugebiet besitzt einen winzigen Schönheitsfehler – gute Bordelaiser Gewächse sind zumeist grotesk teuer. Vor allem die Preise bekannter Châteaus bewegen sich in Sphären, wo bei Otto und Inge Normaltrinker Atemnot aufkommt. Das scheint die Fangemeinde weltweit nicht zu stören, zumal erlesene Rotweine durchaus Prestigewert besitzen. Man schmückt sich mit ihnen wie mit überdimensionierten Autos oder auffälligen Uhren und genießt zudem den Ruf des Kenners. Wissen über Wein gilt als Zeichen von Feingeist – mag es sich dabei auch oft bloß um Halbwissen handeln.

Wissen über Wein gilt als Zeichen von Feingeist – mag es sich dabei auch oft bloß um Halbwissen handeln.

Fraglos werden im Bordeaux mitunter feine Tropfen fabriziert – ob es sich dabei um die besten der Welt handelt, darüber scheiden sich zunehmend die Geister. Für erbitterte Markentrinker mit festgezurrten Vorlieben mag das stimmen. Aber immer mehr, vor allem junge Weinfreaks lassen die Bordelaiser Gewächse links liegen. Nicht nur der Preis stößt ihnen sauer auf, auch der Geschmack lässt sie nicht mehr vor Ehrfurcht erschaudern. Man wirft den Châteaus schnöde Kommerzialisierung vor – orientierten sie sich doch einmal am Gusto des amerikanischen Kritikerpapstes Robert Parker, dann an dem neureicher Russen oder Chinesen. Das mag stimmen oder nicht – Tatsache ist, dass es inzwischen in etlichen Weinregionen aufregenderen Stoff gibt.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare