Ein Glas Rotwein wird eingeschenkt.

Zukunft Rotwein: Warum kühlere Lagen jetzt entscheidend sind

Die sich verändernden klimatischen Bedingungen sind eine Herausforderung für Winzer: Josef Umathum setzt in jungen Weingärten auf neue Strategien. Und: Wie Rotwein für Jüngere interessant wird.

Über Rotwein-Trauben heißt es landläufig, dass sie steigende Temperaturen besser aushalten könnten. Der voranschreitende Klimawandel stellt allerdings den stark von Umweltfaktoren beeinflussten Traubenanbau zunehmend vor Herausforderungen. „Es zeichnet sich schon lange ab, dass sich etwas verändert“, sagt Winzer Josef Umathum, der im Burgenland zu 80 Prozent Rotweine produziert. "Langfristig ist es keine Lösung, Sorten aus Sizilien zu importieren."

Er sieht die Herausforderung zukünftig nicht nur in den veränderten klimatischen Bedingungen. Vor allem sei es die „ständige Anpassung an diese Gegebenheiten“. Gerade im Weinbau funktionieren Adaptionen nicht von heute auf morgen wie in anderen Branchen. „Weinbau war immer strategisch und langfristig angelegt.“ Vielmehr sei Zeit ein wesentlicher Faktor. „Das gilt nicht nur für die Lagerung – sondern auch für die Bepflanzung.“ Er geht davon aus, dass sich „auf den historisch kühleren Lagen in Zukunft die wahrscheinlich besseren Bedingungen für die Reben finden werden“. Da sei es „naheliegend“, kühlere Parzellen zu suchen.

Als Beispiel für eine derartige zukunftsfitte Ausrichtung nennt Umathum etwa die Ried Kirchberg in Winden am See. Ihre Lage mit einer Talschneise ermögliche „abrupte, abendliche Abkühlung“ – eine gute Voraussetzung für die zunehmend gefragten frischen und lebendigen Weine. 

Auf der hügeligen Parzelle wächst zwar bereits seit dem 13. Jahrhundert Wein. Umathum ließ sie allerdings von den international im Weinbau tätigen Geologen Lydia und Claude Bourguignon aus Dijon analysieren und mit Blick auf zukünftige Weine bearbeiten. „Der Boden wurde zwei Jahre lang vorbereitet, belebt, aktiviert und begrünt, bevor 2005 Reben gepflanzt wurden“, erzählt Josef Umathum. 

Die Lage ist ideal für Blaufränkisch

Aufgrund der besonderen geologischen und mikroklimatischen Bedingungen entschied man sich dabei für die Sorte Blaufränkisch. „Besonders bei dieser Sorte ist eine späte Ernte bei Temperaturen möglichst unter fünf Grad von großer Bedeutung.“ Warum? „Durch die Kühle ziehe sich die feste Beerenhaut etwas zusammen, das markante Tannin des Blaufränkisch wird weicher“, erklärt er.

Die erste Ernte konnte man 2008 einfahren – doch Umathum sieht Zukunftspotenzial nicht nur in kühleren Lagen. Er setzt mitunter auch auf lange Lagerzeiten, die gereifte, aber dennoch fruchtige und üppige Weine mit Charakter hervorbringen. Der Blaufränkische „Ried Kirchberg“ reift daher zehn Jahre, als erster Jahrgang dieser Strategie kam jetzt der 2015 gekelterte Wein in den Verkauf. Das sei zwar ungewöhnlich. Im Hinblick auf zukünftiger Entwicklungen „sind wir aber der Meinung, dass wir einen Schritt weiter gehen müssen“.

Rotweinkonsum ist rückläufig

Was den Rotweinkonsum allgemein betrifft, ist dieser seit einigen Jahren rückläufig. Laut Österreichischem Weinbauverband belaufen sich die Rückgänge auf vier bis fünf Prozent pro Jahr. Dafür gibt es mehrere Gründe. Yvonne Jautz, Weineinkäuferin im Restaurant „Zum Schwarzen Kameel“ in Wien, ortet etwa zu wenig Information bei den Konsumenten. „Rotwein hat das Image, schwer und warm zu sein. Es würde schon einiges bewirken, Rotweine auch mal gekühlt zu trinken.“ Doch auch Trinkgewohnheiten haben sich verändert. „Heute wollen die Konsumenten leichtere und frischere Weine – auch bei Rotweinen“, weiß die Expertin. 

Dazu kommt ein demografischer Wandel. Vor allem der jüngeren Generation wird nachgesagt, weniger Alkohol zu konsumieren. Eine im September 2025 präsentierte Umfrage des Österreich Wein Marketings (ÖWM) zeigte etwa, dass bei den 20- bis 35-Jährigen Weißwein mit 69 Prozent deutlich an der Spitze liegt. Rotwein bevorzugen nur 41 Prozent. Allerdings: „Je älter die Befragten, desto attraktiver wurde Rotwein“, heißt es beim ÖWM. Die Vermutung: Rotwein sei geschmacklich nicht so leicht zu erfassen wie andere Weinstile. Dazu passen die erwähnten Beobachtungen von Wein-Experten, dass  leichtere und frischere Rotweine mit weniger Tanninen gefragter sind. Das könnte ebenso eine Chance für die Zukunft sein, analysiert die ÖWM. „Diese Rotweine könnten ein guter Einstieg für junge Weinkonsumenten sein, die erst Erfahrungen sammeln wollen."

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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