Flaschenpost: Die Aromendiktatur der Adventzeit

Advent- und Punschzeit als Feinde der elitären Weintrinker? Die erbitterte Debatte in der besinnlichsten Zeit des Jahres.

Ein tiefer Riss geht durch die Gesellschaft: Fiebern die einen seit dem Hochsommer der stillsten Zeit des Jahres entgegen, überfällt die anderen Schockstarre, wenn im November die ersten Fichten vor den Amtsgebäuden aufgestellt werden. Adventfreunde und -feinde stehen einander feindselig gegenüber. Setzt bei den einen in Erwartung exotischer Punschspezialitäten Speichelfluss ein, schüttelt es die anderen vor Grausen beim bloßen Gedanken an den Rausch aus dem Plastikkanister. Gesellschaftsforscher beobachten selbst in Familien eine schier unüberwindbare Kluft.

Die erbitterte Debatte würde nicht zuletzt durch die sozialen Medien befeuert. Punschphobiker werfen den Anhängern Geschmacksverstümmelung vor, während sich letztere in ihrer sensorischen Freiheit beschränkt fühlen und ihrerseits mit schwerem Geschütz auffahren. Von Aromendiktatur und gleichgeschalteten Geschmackspapillen ist gar die Rede. Insbesondere elitäre Weinnarren versuchten den Quertrinkern den Genuss am Punsch zu vergällen. Mit Polemik, es handle sich dabei etwa um industriell gefertigtes Konzentrat aus Zucker und künstlichen Aromen, lasse man sich nicht von beleuchteten Einkaufsstraßen und Adventmärkten vertreiben. Für die Punschfraktion wenig überraschend würden ihnen nun auch die Medien in Form von so genannten Gourmetmagazinen weismachen wollen, es handle sich beim Weintrinken um Genusskultur – alles Fake News!  

Mehr über Wein lernen?

Der Steirereck-Sommelier René Antrag zeigt, wie man in 10 Video-Lessons zum Weinkenner wird. Hier geht's zur Wein-Academy

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare