Zwei Jahre renoviert: Der Mayer am Pfarrplatz eröffnete neu

Einer von Wiens ältesten Heurigen wurde umgebaut – zwei Jahre lang bei laufendem Betrieb. Geändert wurde viel, merken soll(te) man im besten Fall wenig.

Da werde sich der Mayer aber anschauen, wenn so ein toller neuer Heuriger aufsperrt. Just neben dem Mayer. – So (oder so ähnlich) soll der Dialog zweier Damen beim Anblick des neuen Heurigen am Döblinger Pfarrplatz abgelaufen sein. Was sie nicht wussten? Sie waren beim Mayer.

Vorgetragen hat die Anekdote Geschäftsführer Clemens Keller am Donnerstag. Zwei Jahre lang wurde der Mayer am Pfarrplatz in Döbling, einer der ältesten Heurigen Wiens, umgebaut – bei laufendem Betrieb. Seit Donnerstag ist er fertig renoviert.

Was den Besucherinnen und Besuchern gleich auffallen wird? Im besten Fall wenig. Die „BWM Architekten“, die für die Renovierung verantwortlich zeichneten, waren angehalten, alles, was geht, zu erhalten – und nur zu renovieren, wo es nicht anders ging. Buckelige Wände wurden erhalten, die Fassade so erneuert, dass die Weinreben im Hof nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Alles in Abstimmung mit dem Denkmalamt – dieses sei ein Partner gewesen, kein Gegner, wie man betont.

Historisch gewachsen

Ein Heuriger, sagt Architekt Erich Bernard, sei das genaue Gegenteil von dem, was Architektur will. Kaum Planung, alles historisch gewaschen. Erneuert wurde trotzdem viel.

Die neue Schank

©Julia Schrenk

Im Hof links, wo einst das Heurigenbuffet war, befindet sich nun das Stüberl 1683, in Anlehnung an jenes Jahr, in dem dort erstmals Wein gekeltert wurde. Von dort aus kommt man ins Legendenstüberl, ein auf die Wände geklatschtes Gästebuch quasi. Mit Einträgen und Fotos von Dagmar Koller, Georg Danzer, Fred Sinowatz.

Auch dort, wo einst die Küche untergebracht war, in einem kleinen Raum mit Gewölbedecke, befindet sich nun ein Gastraum. Anstelle des Kühlhauses gibt es eine Kinderspielecke. Die Schank ist neu, ein Genuss-Shop wurde eingerichtet.

Der Dornröschenhof, jener Hof, über den man vom Rebenhof vorne in den Gastgarten nach hinten kommt, ist nun überdacht. Dorthin wurde auch das Heurigenbuffet übersiedelt. Im Garten hinten wurde ein Veranstaltungsraum geschaffen – und eine neue Terrasse, die barrierefrei erreichbar ist.

©Martina Siebenhandl

Am wenigsten verändert wurde die ehemalige Kaminstube. Ein Zugeständnis an die Stammgäste. Mehrere große Tische, wie das beim Heurigen eigentlich üblich ist, mussten aber auch hier vielen kleinen weichen. „Die Zeiten der großen Tische beim Heurigen, zu denen sich immer jemand dazugesetzt hat, sind leider vorbei“, sagt Keller.

Ein neuer Name musste aber auch hier her: Beethovenstüberl. (Immerhin hat Beethoven hier einst gewohnt und an der 9. Symphonie gearbeitet).

Die Kaminstube heißt jetzt Beethovenstüberl

©Julia Schrenk

Gekostet hat der Umbau „mehrere Millionen Euro“, sagt Geschäftsführer Keller. Konkreter will er nicht werden. Bezahlt wurde er von Hans Schmid, Gründer der Werbeagentur GGK, Präsident der Vienna Capitals und seit 2007 Besitzer von Mayer am Pfarrplatz, Pfarrwirt, Mayer am Nussberg. Ein „gefühlsorientiertes Investment“ sei es für ihn gewesen, erzählt er.

Der Mayer, der liege ihm am Herzen, seit er als Student mit „schweißnassen Händen“ neben Größen wie Oskar Werner gesessen habe.

Julia Schrenk

Über Julia Schrenk

Waldviertlerin in Wien. Seit April 2011 in der KURIER Chronik. Immer interessiert an spannenden Geschichten aus und über Wien.

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