Bierarium

Krügerl kurios: Auf ein Bier ins Museum

Bierdosen aus Kiribati oder mit eingebautem Fotoapparat: Kurt Balazs betreibt das größte private Brauerei-Souvenir-Museum Österreichs. Alles fing an mit der Maturareise.

Eines stellt der Mann gleich zu Beginn klar: „Ich bin kein Messie“, sagt Kurt Balazs, und das festzuhalten macht durchaus Sinn. Wenn es um das Thema Bier geht, neigt der Burgenländer dazu, so gut wie alles aufzuheben, ja regelrecht aufzuspüren, zu sortieren, zu kategorisieren und letztlich auszustellen. Seine Leidenschaft hat ihm eine imposante Sammlung eingebracht. Und mehr als das: In Oberwart betreibt er das wahrscheinlich größte private Brauerei-Souvenir-Museum Österreichs. 

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Auf 130 Quadratmetern stellt er 11.000 Bierdosen aus 179 Ländern aus, dazu 100.000 Bierdeckel, 6.000 Bieröffner und 1.500 Biergläser. „Sammler“, sagt Balazs, „sind glückliche Menschen, denn sie wissen nicht nur die großen, sondern auch kleine und besondere Dinge zu schätzen.“

Seit 1998 präsentiert Kurt Balazs seine Schätze der Öffentlichkeit, „mit solch einem Echo hätte ich nicht gerechnet.“ Der Eintritt ist (nach Voranmeldung) kostenfrei (www.bierarium.at)

©Bierarium

Mit der Liebe zum Gerstensaft liegt er voll im Trend

Laut Bierkulturbericht bewerten knapp 90 Prozent der Österreicher Bier als sehr wichtig für die heimische Getränkekultur. 59 Prozent trinken es regelmäßig. Und Kurt Balazs sorgt mit seinem Bierarium dafür, dass die Kuriositäten und seltsamen Blüten, die dieses Metier austreibt, präsent bleiben. Was ist da von den Brauereien im Laufe der Jahre nicht alles hergestellt worden!

Bier mit Blitz: Diese Dose von Heineken ist zugleich ein Fotoapparat 

©Bierarium

Badeschlapfen bis Fotokamera

Golfbälle. Uhren. Sonnenbrillen. Badeschlapfen. Eine Kappe mit eingebautem Bieröffner. Emailleschilder sowieso. Eine Dose, die man links und rechts aufklappt und dann eine Stereoanlage preisgibt. Oder das: eine Heineken-Dose mit eingebautem Fotoapparat. Man weiß nicht recht, ob für Werbezwecke oder doch für Spione. Irgendwann, scheint es, hat es nicht mehr gereicht, Bier einfach zu trinken. Und das ruft begeisterte Sammler auf den Plan – weltweit.

Retro-Bestseller: Models am schottischen Bier Tennent’s, 80er-Jahre

©Walter Horvath/Bierarium

Balazs’ Tauschpartner sitzen in 35 Ländern. Das Internet hat den Handel natürlich erleichtert. Früher, da war die Sache noch komplizierter. Da schrieb er als Junger Botschaften an, um die Brauereiadressen ferner Länder zu erbitten. Unter Tauschenden wurde per Brief kommuniziert. Viel Porto ging da drauf. Aber auch Mundpropaganda half. Ein Russe schickte Balazs Dosen aus Aserbaidschan oder Armenien. Ein ausgewanderter Optiker aus Wr. Neustadt Ware aus Bhutan. Und ein burgenländischer Juwelier, der in Hawaii lebt, konnte mit Büchsen von der Insel dienen.

Mit dem Sammeln begonnen hat der Oberwarter schon vor 49 Jahren, eine Maturareise nach Mallorca war die Initialzündung. Heute kann er Dosen aus Ländern wie Nordkorea, Vanuatu, Kiribati, Lesotho oder Samoa vorweisen. Das zieht auch Promis an. STS über Boris Bukowski bis Thomas Stipsits waren bereits auf Besuch.

Sammeln eint viele Menschen. Laut Psychologen sind die Gründe die Lust an der Jagd, zugleich vermittelt es ein Gefühl der Sicherheit in einer sich verändernden Gesellschaft. Für den „Museumsdirektor“ ist der Austausch mit Gleichgesinnten das Wichtigste: „Was mir am meisten bedeutet, sind die Freundschaften, die so entstehen.“ Mit Bierarium-Besuchern im Keller seines Wohnhauses sitzt er danach gerne zusammen und genießt ein kühles Helles. Und auch der Familie gefällt’s. Balazs, schmunzelnd: „Meine Frau ist voll auf meiner Seite – und weiß so immer, wo ich bin.“

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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