Hier soll es angeblich den besten Döner der Welt geben
Ferhat Döner ist ein Social-Media-Phänomen, für ihn stehen die Menschen täglich Schlange. Doch zahlt sich das Anstellen aus?
Von Mirad Odobašić und Naz Küçüktekin
Von wegen, die Hipster haben in Favoriten nichts zu suchen. In der Schlange, die sich unweit des Kepplerplatzes tagtäglich bildet, sieht man einige junge, hippe Gesichter. Geduldig recken sie ihre Hälse dem leckeren Duft entgegen, der aus dem unscheinbaren Döner-Laden strömt. Hier, in der Favoritenstraße 94, liegt aber nicht nur der Duft der riesigen Fleischspieße in der Luft. Es ist der süße Geruch eines Hypes.
Seit September vergangenen Jahres pilgern Feinschmecker aus ganz Wien ins Herz des bevölkerungsreichsten Wiener Gemeindebezirkes. Ferhat Döner heißt ihr Ziel. Mischt man sich unter die Menschen in der Schlange, erfährt man, dass hier nicht nur Favoritner anstehen, sondern auch Touristen. „Wir haben auf TikTok davon mitbekommen und wollten selbst schauen, ob der Döner wirklich so gut schmeckt“, sagt eine junge Deutsche, die sich mit ihrer zehnköpfigen Clique in Stellung gebracht hat.
Auch ein junger Mann erzählt, erstmals hier zu sein. Er habe ebenfalls über Social Media vom Ferhat-Döner-Hype erfahren. Allerdings hat er das begehrte Döner-Sandwich schon einmal probiert: Ein Freund habe ihm einmal eines mitgebracht. Welche Wartezeit er nun dafür aufnimmt, selbst eines zu holen? „Wenn es sein muss, eine Stunde“, sagt er. Aber so lange wird es nicht dauern. Denn es geht zügiger voran als angenommen. Eine viertel Stunde dauert es vom Ende der Schlange bis zum Döner in der Hand.
Zurück zum Ursprung
Ferhat Yildirim beschäftigt in dem kleinen Laden mit den wenigen Tischen 14 Leute – obwohl hier nur zwei Bestandteile des Döners, das Brot und Fleisch, zubereitet werden. Das geschieht per Hand, mit größter Sorgfalt.
Im hinteren Teil des Ladens befindet sich die Backstube. Alle elf Minuten wirft der Ofen frisch gebackene Brote heraus. Gemacht ist es nach türkischer Art, aber mit Mehl aus der Steiermark. Das Rindfleisch vom Tiroler Bauern wird vom Chef höchstpersönlich jeden Tag zubereitet, um dann auf offenem Feuer gegrillt zu werden. „Nur ein bisschen Salz und Pfeffer. Mehr kommt nicht hinein. Bei uns soll man wirklich das Rindfleisch schmecken“, sagt Ferhat Yildirim.
Wenn es nach ihm ginge, bräuchte der Döner weder Sauce noch das „Scharf“. Zurück zum Ursprung, so hat es der bodenständige Dönermeister gelernt.
Seit seinem 13. Lebensjahr arbeitet Yildirim in der Kebab-Branche. Zunächst noch in der Türkei (er stammt aus einem kleinen Dorf in der Provinz Konya), seit 1992 in Wien. Warum Österreich? „Wegen der Arbeit“, sagt er, während sich hinter ihm ein Polizeibeamter durch die Schlange zur Kassa vorarbeitet. Dieser ist hier nicht, um für Ordnung zu sorgen, sondern um das Mittagessen für ihn und seine Kollegen zu holen. Dasselbe tun regelmäßig auch zwei junge Rotes-Kreuz-Mitarbeiter. Warum? „Haben Sie den Döner schon gekostet? Wenn Sie es getan haben, dann werden Sie es schon verstehen“, sagt einer von ihnen.
Nach dem ersten Bissen wird deutlich, was er meinte. Man schmeckt in diesem Döner die Liebe des Machers zu seinem Handwerk heraus. Das Fleisch ist so zart, dass es schmilzt im Mund, das Weckerl ist knusprig.
Kein Wunder, dass ein bekannter YouTuber (dem Ferhat Döner seine Bekanntheit auch zu verdanken hat), diesen Döner als den besten auf der ganzen Welt anpreist. Auch dem Döner-Laien wird schnell klar, dass der Döner bei Ferhat auf einem anderen Level zelebriert wird.
Höheres Level
Über die Dönerkultur ist Ferhat Yildirim aber bis heute entsetzt. „In der Türkei ist der Döner eine der hochwertigsten Speisen, die man essen kann. Dafür wird nur das beste vom Rind verwendet. Hier in Wien wird es als billiges Fast Food verkauft. Die meisten machen ihren Spieß nicht mal selber, sondern lassen ihn tiefgekühlt aus Deutschland liefern.“ Bevor er nach Favoriten kam, führte er einen Laden im 2. Bezirk, doch der wurde mit der Zeit zu klein.
Seinen großen Erfolg und die lange Schlange vor seinem Laden erklärt Ferhat Yildirim übrigens so: „Die Kundschaft schmeckt eben den Unterschied.“
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