Klack, Klack, Kult: Feiert die Schreibmaschine ein Comeback?
Klobig, kantig und gebraucht: die Schreibmaschine. Ihr Erfinder wurde vor 200 Jahren geboren. Tom Hanks und andere Nostalgiker halten sie nach wie vor in Ehren.
Sie hämmert, klappert, klopft und rattert. Und wirkt auch sonst alles andere als kleinlaut. Die Schreibmaschine. Vor mehr als 150 Jahren hatte sie ihren ersten hochoffiziellen Auftritt – am Wiener Kaiserhof. Vor etwa einer Generation aber hat sich der betagte Apparat mit der herausragenden Tastatur geradezu klammheimlich aus unserer mittlerweile so verschlankt wirkenden Großraumbürowelt verabschiedet.
Ein Adieu mit Ansage. Der Personal Computer hat Peter Mitterhofers Jahrhunderterfindung langsam, aber nachhaltig gekillt.
Nicht ganz. Denn einige Unbeirrbare halten am Zauber der mechanischen Textverarbeitung fest. Paul Auster etwa. Der Autor („Die New-York-Trilogie“, „4 3 2 1“) behauptet von sich, dass er seit 1974 alle seine Romane und Erzählungen auf einer Schreibmaschine verfasst habe, einer Olympia Traveller.
Oder Tom Hanks. Der Hollywoodstar besitzt mehr als 250 teilweise historisch bedeutsame Exemplare, die er mitunter eigenhändig bei Auktionen oder Sammlern aufgespürt hat. Wie auch der US-amerikanische Historiker und Pulitzer-Preisträger David McCullough, für den „Schreibmaschinen untrennbar mit der Menschlichkeit verbunden sind“, erzählt er in dem preisgekrönten Dokumentarfilm "California Typewriter" von seiner Obsession.
„Typewriter Tuesday“
Oder Barbara Kaudelka („CopStories“, „Letzter Gipfel“). Vor eineinhalb Jahren hat die Wiener Schauspielerin und Kolumnistin begonnen, auf ihrem Instagram-Account den „Typewriter Tuesday“ auszurufen. Seither postet sie unregelmäßig Fotos von Fundstücken wie einer Underwood Champion Portable, Baujahr 1946, oder einer Olivetti Valentine aus dem Jahr 1970. Stets mit klugen Texten versehen, ist dieser Spleen mittlerweile zur kleinen Galerie einer großen Leidenschaft angewachsen.
„Ich hatte seit der Kindheit ein Faible für sie“, erklärt Kaudelka ihr Hobby – das Sammeln ausgemusterter Schreibmaschinen. Mittlerweile restauriert sie manche Exemplare auch eigenhändig. Ob auf Flohmärkten, beim Antiquitätenhändler, in Kellerabteilen, auf Dachböden oder auf Tauschbörsen im Internet, schaut man genau hin, ist man überrascht, wie präsent die bis zu 15 Kilo schweren Maschinen bis heute sind.
Tasten von 2.000 Maschinen
Ein Mekka für Schreibmaschinenfans aus aller Welt ist natürlich das ihrem Erfinder gewidmete Museum in Partschins in Südtirol. Dort, im Meranerland, starb der Tischler und visionäre Tüftler Peter Mitterhofer 1893 enttäuscht über die mangelnde Anerkennung seiner bahnbrechenden Entwicklung. Geboren wurde er ebendort. Und zwar vor 200 Jahren. Aus diesem Grund ist ihm heuer auf den vier Etagen des Museums eine Sonderausstellung gewidmet.
Die hier ausgestellten mehr als zweitausend Exponate repräsentieren dabei mehr als Technikgeschichte.
Angefangen von seinem ersten, vorwiegend aus Holz hergestellten Prototypen „Wiener Modell 1864“, das nie fertiggestellt wurde, über die legendäre Chiffriermaschine Enigma bis zu einem vergoldeten Schmuckstück stehen viele der Modelle für die spannungsreichen vergangenen 150 Jahre.
„Tom Hanks hat sicherlich viel zum neuerlichen Erwachen eines Kultes um die Schreibmaschine beigetragen“, betont auch die Leiterin des Schreibmaschinenmuseums, Maria Mayr. Dass nun der dänische Spielzeughersteller Lego einen Bausatz für eine funktionsfähige Schreibmaschine auf den Markt gebracht hat, passt zur Wiederbelebung des alten Apparats.
Nostalgie zum Selberbauen
Mit den Worten „Bringe einen Hauch Nostalgie in dein Homeoffice“ bewirbt Lego den exakt 2.079 Teile umfassenden Bausatz einer in Mintgrün gehaltenen Maschine. Ein Papier lässt sich einspannen, aber dennoch weist die Novität ein echtes Manko auf: Sie ist bloß Dekoration.
Wer tatsächlich auf den Trend aufspringen will, sollte sich also nach einer echten alten Schreibmaschine umsehen. Farbbänder gibt es genügend, verspricht der Papierfachhandel.
Schreibmaschinenmuseum
150 Jahre Technik – und Kulturgeschichte - von der Erfindung Peter Mitterhofers im fernen Jahr 1864 bis hin zum digitalen Zeitalter - lassen uns eintauchen in die spannende Geschichte der Enigma, in das Berufsbild Sekretärin oder in die Frage, woher das @ kam…
Das Museum in Partschins in Südtirol besitzt eine der weltweit größten Schreibmaschinensammlungen und hat heuer eine Sonderausstellung zur Erinnerung an ihren 1822 geborenen Erfinder Peter Mitterhofer.
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