Die skurrilen Schlafgewohnheiten der See-Elefanten unter Wasser

Schwimmend schlafen, ohne dabei gefressen zu werden: So kommen die Meeressäuger zu ihren Nickerchen.

Wer kennt es nicht? Nach einem kurzen, aber tiefen Power-Nap mehrere hundert Meter unter der Meeresoberfläche aufwachen. Niemand? Für See-Elefanten, die größten Robben der Weltmeere, ist das ganz normaler Alltag. Während sich die großen Tiere am Land ausgiebig der Erholung und dem Schlaf hingeben, war bisher nicht ganz klar, wie sie auf ihren monatelangen Reisen durch die Ozeane zu ihrem Schlaf kommen.

Denn um ihre beeindruckende Statur zu erhalten - Bullen werden bis zu 3,5 Tonnen schwer, Kühe erreichen ein Kampfgewicht von bis zu 900 Kilogramm - müssen See-Elefanten bis zu sieben Monate im Jahr jagend im Wasser verbringen.

Wie schaffen sie es, unter Wasser ausreichend zu schlafen und dabei nicht von jagenden Orcas oder Weißen Haien gefressen zu werden? Dieser Frage hat sich nun Jessica Kendall-Bar, Forscherin am Scripps Institution of Oceanography in San Diego in ihrer Dissertation angenommen, die auch im Science-Magazin veröffentlicht wurde

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Wie ein Blatt

Dazu entwickelte sie eine Vorrichtung, mit Hilfe derer sie die Hirnströme, Herzfrequenz, Bewegung und die erreichte Tiefe der Tiere überwachen konnte. Diese wurde einigen See-Elefanten wie eine Schwimmkappe aufgesetzt, die danach wieder in die freie Wildbahn entlassen wurden. Die über fünf Tage gemessenen Daten zeichnen ein ungewöhnliches Bild: "Sie tauchen, hören auf zu schwimmen und beginnen zu gleiten", erklärt die Expertin.

Ab einer gewissen Tiefe verlangsamt sich die Hirnaktivität. "Dann gehen sie in dem REM-Schlaf über, stellen sich auf den Kopf, drehen sich spiralförmig im Kreis und fallen wie ein Blatt in die Tiefe." 

Nach etwa zehn Minuten, während denen sie Tiefen von bis zu 377 Metern erreichen, erwachen sie plötzlich und machen sich wieder auf den Weg zurück zur Wasseroberfläche. So können sie sich in relativer Sicherheit wiegen: Ihre Fressfeinde jagen hauptsächlich in höheren Wasserschichten.

Dieses Prozedere wird mehrmals pro Tag wiederholt, insgesamt kommen sie so auf rund zwei Stunden Schlaf. Zum Vergleich: Während ihrer Zeit am Land schlafen See-Elefanten um die zehn Stunden pro Tag.

"Sie zeigen eine beispiellose Flexibilität in ihrer Schlafdauer", sagt die Expertin. "Kein anderes Säugetier schläft 200 Tage lang nur zwei Stunden am Tag und dann plötzlich wieder mehr als zehn Stunden." 

Die Erkenntnisse sollen nun Wissenschaftern dabei helfen, die Ruhezonen der Meeressäuger besser zu schützen.

Anya Antonius

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