Warum hat Wien eine einstellige Vorwahl, andere Städte aber nicht?

Die Hauptstadt Wien trumpft mit einem (0)1 auf. Graz muss sich mit (0)316 begnügen. Das sind die Gründe.

Kärnten is lei ans? Mitnichten! Zumindest nicht, wenn man auf die Ortsvorwahlen schaut. Da ist Wien anders, wie die Tourismuswerbung schon seit Jahrzehnten feststellt. Hier trumpft die Hauptstadt mit einem (0)1 auf, während sich die zweitgrößte Stadt Graz mit einem (0)316 begnügen muss – und nicht mit einem (0)2. Oder der steirischen Vorwahl-Zuordnung entsprechend zumindest mit einem (0)3. Wo waren da die wehrhaften Steirer bei der Vergabe? Steirerblut ist doch kein Himbeersaft.

➤ Hier mehr lesen: Wie das perfekte Salzstangerl zu Hause gelingt

Eh kloar, war schon immer so, Wiener Wasserkopf, würden vor allem jene außerhalb der Hauptstadt sagen. Vor allem jene, die „Wien ist anders“ nicht wohlwollend verwenden.

Man könnte jetzt wieder ein geflügeltes Wort in den Mund nehmen: „Es ist alles sehr kompliziert.“ Aber das wäre falsch. Es ist alles ganz einfach. „Das hat historische Gründe, die mit dem Vierteltelefon zusammenhängen“, erklärt Gerhard Fürnweger. 

Lösung musste her

Der Autor betreut das historische Archiv der A1 Telekom. „Da waren die Rufnummern siebenstellig.“ Inklusive der Vorwahl wurde damit mit der Zeit die für den internationalen Telefonverkehr  notwendige Nummernanzahl überschritten.  Es musste in den Neunzigern Abhilfe geschaffen werden. „Ursprünglich hatte Wien  die Ortskennzahl 222“, erklärt der Experte. Die konnte nicht so einfach auf (0)2 geändert werden. Die gesamte Ostregion, wo die Nummern ebenfalls mit (02) beginnen, hätte ihre Nummern über den Haufen werfen müssen. 

„Die Eins war noch frei, deshalb hat man sich dafür entschieden“, sagt Fürnweger. Praktische Gründe also und nichts mit: Wasserkopf hält sich für so wichtig, dass er   die erste Zahl – einstellig – bekommt.   

So anders ist Wien dann doch  nicht – zumindest wenn es um Änderung der Vorwahl geht. Auch Linz musste nachschärfen. Die Stadt hatte neben (0)732  die alternative Vorwahl 070. Die vielen Nebenstellen der Voest hatten das notwendig gemacht. Lange konnte man sich in Oberösterreichs Landeshauptstadt nicht von der kürzeren Nummer trennen. Nach mehreren Gnadenfristen hieß es erst 2014: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Wie war das mit „In Linz beginnt’s?“

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

Kommentare