Erwachsener, der ein Brief ans Christkind schreibt

Warum schreiben Erwachsene Briefe ans Christkind?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Sollte man sich Sorgen machen, wenn sein über 15 Jahre alter Sohn es sich nicht nehmen lässt, einen Brief ans Christkind zu schreiben, den er dann auch noch brav zwischen den Flügeln des alten Kastenfensters platziert? Immerhin, er ist beinahe ein junger Mann, und die Sache mit dem Christkind ist doch ausschließlich für Kinder, oder? 

Nicht so ganz, wie es scheint. Denn sogar die offiziellen "Christkindlpostämter" in Österreich und Deutschland vermelden einen ausgesprochen hohen Prozentsatz an Briefen von Erwachsenen, die bei ihnen hereinschneien. Aber wieso nur? 

Bevor man sich dem Kern dieser Frage zuwendet, lohnt ein Blick auf die Geschichte des Christkindlbriefs. Denn die ist erstaunlich lang. Die ältesten sind etwa 350 Jahre alt – und wurden von Kindern geschrieben. Natürlich.

Allerdings waren es keine Wunschbriefe, sondern auf teurem Papier in Schönschrift verfasste Dankesworte, die unter strenger Aufsicht der Eltern verfasst wurden. Und die dabei auch darauf schauten, dass sie selbst gut wegkamen. Die Wunschlisten kamen dann erst gegen Ende des 19. Jh. dazu. 

Aber bleiben wir noch kurz bei den ganz alten Briefen: "Vater! Mit Entzücken nenn ich diesen Namen", schrieb etwa ein Hamburger Bub namens Johann Hieronymus Jantzen im Jahr 1782. Zugegeben, das kann was - und das bekommt man heute kaum mehr zu hören. Oder zu lesen...

Bevor wir jetzt der elterlichen Huldigung von damals nachtrauern, sollten wir überlegen, ob die Sache mit den Dankesworten nicht doch Sinn macht. Auch ganz ohne Aufsicht. "Es ist eine Gelegenheit, das Jahr zu reflektieren", sagt dazu auch die deutsche Psychologin Ingeborg Prändl

Und tatsächlich sind einige der Briefe, die in den Weihnachtspostämtern eingehen, von Erwachsenen, die einfach über ihre Hoffnungen, Erlebnisse und natürlich auch Sorgen schreiben. 

Schon im vergangenen Jahr hat mein Sohn seinen Brief benutzt, um dem Christkind – neben den Wünschen – auch einige Dinge zu "gestehen", die ihm am Herzen lagen. Kleinigkeiten, Tricksereien, die ihm das gute Ding natürlich sofort verziehen hat. 

Frage der Freizeit

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Und vielleicht lege ich heuer selbst einen Brief neben seinen ins Kastenfenster. Mit ein paar Sorgen drin, ein paar ’tschuldigungs, einem dicken Danke für große und für kleine Dinge. 

Und ja doch, vielleicht auch einem Wunsch. Man kann ja nie wissen ...

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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