Warum kratzen wir uns, wenn es juckt, obwohl es nicht besser wird?

Wir wissen alle, dass es nichts hilft. Kratzen macht das Jucken nicht besser. Warum das so ist, haben US-Forscher herausgefunden.

Herrlich, so ein lauer Sommerabend im Freien! Die Seele baumeln lassen. Bsssss. Wie lauschig ist es doch unter den Bäumen. Bsssss. Und der Sundowner schmeckt so gut. Bsss. Wenn nur das blöde Viech verschwinden würde. Bsss. Einfach ignorieren, vielleicht sucht es sich ein anderes Opfer. Pardauz, jetzt sticht es.

Noch lästiger als das Geräusch der Gelse ist das Jucken, das ihr Stich auslöst. Der Reiz, dem Jucken mit beherztem Kratzen zu Leibe zu rücken, ist groß. Und meist siegt er auch, obwohl wir alle wissen, das das nichts bringt. Ein Teufelskreis beginnt.

Denn die Linderung ist keinesfalls von langer Dauer. Der Juckreiz kommt wieder. Ganz sicher. Und je mehr man kratzt, desto heftiger ist wiederum das Jucken. Und das gilt nicht nur für Insektenstiche, sondern für alle Arten von Juckreiz.

Forscher haben den Grund fürs Kratzen gefunden

US-amerikanische Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis haben vor ein paar Jahren eine Erklärung für dieses Phänomen gefunden: Der leichte Schmerz, der beim Kratzen entsteht, überdeckt den Juckreiz, er wird in den Hintergrund verbannt. Aber nur für kurze Zeit.

"Das Problem ist das Gehirn. Wenn es diese Schmerzsignale empfängt, reagiert es mit der Produktion des Neurotransmitters Serotonin. Damit will es den Schmerz kontrollieren", erklärte der leitende Wissenschaftler Zhou-Feng Chen in einer Aussendung. „Aber wenn sich Serotonin vom Gehirn ins Rückenmark ausbreitet, gerät die Chemikalie aus der Bahn.“

Nervenzellen und der Juckreiz

Sie wandere von schmerzempfindlichen Neuronen zu den Nervenzellen, die für den Juckreiz zuständig sind. Und dort macht das Serotonin, das eigentlich als "Glückshormon" einen wirklich guten Ruf hat, alles noch schlimmer. Was für ein Unglück.

Deshalb: Besser die betroffene Stelle mit Heilsalbe einreiben oder kühlen. Denn wenn die Durchblutung gedrosselt wird, lässt auch der Juckreiz nach. Und noch etwas soll helfen: Ablenkung. Ja, die ist immer gut. Bsss. Wie wär’s mit einer Kerze, damit der begonnene Sommerabend stimmungsvoll bleibt? Bsss. Oder doch lieber ein Gelsenspray holen? Das lenkt auch ab.

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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