Warum fühlen wir uns jünger, als wir sind?
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
Schon komisch: Als Teenie sehnt man sich danach, bald die Schwelle zur Erwachsenenwelt zu überschreiten, und als Oldie will man möglichst lange mit den Teenies mithalten. Siehe Heidi Klum. Die Model-Mutter feierte jüngst jenen runden Geburtstag, der in ihrer Branche soviel wie "So long, Laufsteg" bedeutet. Und was macht sie? Sie haut auf den Putz, als gäbe es kein Morgen. Man mag zum Superstar aus Bergisch Gladbach stehen, wie man will, aber steckt nicht in jedem von uns ein Hauch Heidi?
Laut Umfragen nehmen sich 16- bis 29-Jährige durchschnittlich drei Jahre jünger wahr, 60- bis 74-Jährige acht Jahre und über 75-Jährige gar eine ganze Dekade. Warum auch nicht? Ältere Menschen sind geistig und körperlich jünger, als ihresgleichen es vor ein oder zwei Generationen waren. Die Folge: Je älter die Gesellschaft wird, desto länger wollen die meisten sich jung fühlen. "Downaging" nennt die Soziologie diesen Trend.
Das Streben nach ewiger Jugend ist nichts Neues. Bereits das Jahrtausende alte Gilgameschepos handelt von der vergeblichen Suche eines Königs nach Unsterblichkeit. Und sich beim Blick in den Spiegel ein wenig zu belügen, bringt tatsächlich etwas. Eine Studie der amerikanischen Yale University hat vor Kurzem den Zusammenhang zwischen einer positiven Einstellung zum Altern und einer deutlich höheren Lebenserwartung belegt. Menschen mit einer positiven Selbstwahrnehmung bezüglich des eigenen Alters, so die Forscher, leben im Schnitt 7,5 Jahre länger. Menschen mit negativer Einstellung hätten hingegen ein doppelt so hohes Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden.
Auch eine deutsche Langzeitstudie unter 5.000 Menschen ab dem 40. Lebensjahr ergab, dass an dem Spruch "man ist so jung, wie man sich fühlt" etwas dran ist. Bei Heidi Klum hat man das Gefühl, dass sie neuerdings mit ihrer Teenie-Tochter Leni mithalten möchte. Altersforscher der Universität Wien aber geben zu bedenken: "Kinder können einem viel geben, aber ein Jungbrunnen sind sie nicht." Glücklich also, wer nicht zwanghaft dem Bild der glücklichen Mutter – oder der glücklichen Oma – nacheifern möchte.
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