Warum beginnt der Fasching schon am 11.11.?

Faschingsbeginn so knapp vor der Adventzeit? Ein freizeit-Leser bat um Erklärung, was es mit der Narrenzeit auf sich hat.

Was macht ein Präsident, besonders in Österreich? Er lenkt und leitet. Er beglaubigt und beschwichtigt. Und er klärt auf, wenn etwas im Lauf der Jahre vernebelt zu sein scheint. Die Sache mit den Sachen zum Lachen zum Beispiel. Anders gesagt: Fasching.

Ein freizeit-Leser wandte sich jüngst an uns, weil ihn eine Frage schon sehr lange beschäftigt: „Warum beginnt der Fasching am 11. 11., wenn doch November und Dezember als Vorweihnachtszeit gelten und sowieso keine Zeit für solche Veranstaltungen ist.“

Stimmt eigentlich. Viele kennen den 11. 11., und da besonders den Zeitpunkt 11:11 Uhr, als exakten Faschingsbeginn. Womöglich, weil Mainz als deutsche Karnevalshochburg den Elfer im Elften regelmäßig als Startschuss zur Spaßsaison hinausposaunt.

Das "Narrenwecken"

Paul Walter Herzog, Präsident der Döblinger Faschingsgilde, versichert uns, dass „der wirkliche Faschingsbeginn erst am Ende der christlichen Weihnachtszeit – am Wochenende nach dem Dreikönigstag – anstehe. Denn dann erst „beginnt die Zeit der Bälle, Gschnase und Faschingssitzungen“. Laut einschlägigen Quellen werden am 11.11. die Narren zwar „geweckt“, also dazu animiert, langsam mit ihrer Arbeit und den Vorbereitungen für den Fasching zu beginnen.

Aber schon da zeigt Wien, dass es anders ist. „Wir von der Döblinger Faschingsgilde“, so der honorige Präsident, „begehen dieses ,Narrenwecken’ am Folgetag, dem 12. November, in der Buschenschank Wolff in Neustift am Walde.“

Ebendort findet traditionellerweise auch die Präsentation des Jungen Weins statt, „bei dessen Lese unsere Gildenmitglieder fleißig mitgeholfen haben“ (Herzog). Falls dieser Tag leicht angeheitert endet, ist das Timing nahezu perfekt, denn Eingeweihten ist die Zeitspanne bis zum 1. Adventsonntag als „kurze närrische Zeit“ ein Begriff.

Gemäß dem alpenländischen Brauch „Kathrein stellt’s Tanzen ein“ markiert der 25. 11., der Tag der Heiligen Katharina, ihr Ende. Der Beginn der „adventlichen Fastenzeit stellt somit das Pendant zum Aschermittwoch als Beginn der österlichen Fastenzeit dar“, klärt der Döblinger Faschingspräsident auf.

Frage der Freizeit

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Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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