Warum verkleiden sich erwachsene Menschen so gerne?
Gerade steigen wieder viele Halloween-Partys mit vielen großen Hexen, Teufeln und anderen bösen Gestalten.
Es wird wieder gar gruslig, wenn kleine Hexen, Skelette oder Teufelchen an der Tür klingeln und Süßes verlangen, weil es sonst Saures setzt. Wer keine Süßigkeiten, einfach keine Lust auf Halloween oder schlichtweg Angst vor den Mini-Schreckgestalten hat, kann immer noch so tun, als wäre er nicht daheim. Das ist zwar nicht sehr nett, aber dunkle Zeiten verlangen finstere Maßnahmen.
Noch viel gruseliger sind aber eigentlich die ganzen Halloween-Partys für Erwachsene, die gerade wieder steigen. Dort hopsen Nicht-Kinder sonder Zahl als große Hexen, Skelette oder Teufelchen herum. Da geht die Lutzi ab – und auch der Luzifer. Warum zur Hölle, ist man geneigt zu fragen, machen Erwachsene so etwas? Dabei haben sich viele doch gerade erst bei Volks- und Oktoberfesten mit folkloristischen und sehr gruseligen Outfits in eine andere Schale geschmissen.
In andere Rollen schlüpfen
Kostümieren zu gewissen Anlässen gibt es schon ein Zeiterl. Die Menschen verkleiden sich, weil es Brauch ist und es andere auch machen. Im Alten Rom setzte man unüblich ausstaffiert während der Saturnalien die bestehende Ordnung aus. Herren bedienten etwa ihre Sklaven. Oder die Kelten gewandeten sich anders, um den Winter zu vertreiben. „Wenn sich viele verkleiden, ist das ein soziales Miteinander. Und wir schlüpfen einfach gerne in andere Rollen“, sagt Johannes Achammer, Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe aus Tirol. „Das ist eine kollektive Auszeit vom normalen Leben, wir können unsere angestammten Rollen des Alltags verlassen.“
Mit Kostüm nehme man bewusst und auch unbewusst gleich eine andere Rolle ein. „Das ist bei einem Anzug nicht anders. Da legt man gleich eine seriösere Haltung an den Tag.“ Kleider machen nun einmal Leute. Und mit Kostümierung fallen auch Dinge leichter. „In der Rolle als Tod spricht man auf der Halloween-Party eventuell eine Frau an, die man sonst eher nicht ansprechen würde“, erklärt Achammer.
Und man müsse eigentlich gar nicht immer alles psychologisieren. „Sich zu verkleiden macht einfach Spaß.“
Frage der Freizeit
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