Warum stehen Uhren im Geschäft und in der Werbung auf 10 nach 10?

Was hinter dem Phänomen aus der Uhrenwerbung steckt - und was ein lächelndes Gesicht damit zu tun hat.

Das Rad der Zeit dreht sich, aber nicht immer und überall gleich schnell. Während die Jahrzehnte vorbeifliegen und mitunter ziemlich turbulent sind, weisen just Uhrenwerbungen eine harmonische Regelmäßigkeit auf. Schnittige Autos, tolle Segeljachten, erfolgreiche Menschen. Und ganz zeitlos: die Uhren, die auf den Armen der Testimonials prangen, stehen auf 10 nach 10. Die Werbungen sind pünktlich wie die Maurer. In seltenen Fällen liegen die Zeiger auch andersherum, also auf 2.50 Uhr. Aber das V, das die Zeiger bilden, bleibt.

Das hat einen guten Grund.

Die Stellung soll an ein lächelndes Gesicht erinnern. Die renommierte Fachzeitschrift „Frontiers of Psychology“ hat im Jahr 2017 die Studie „Why Is 10 Past 10 the Default Setting for Clocks and Watches in Advertisements?“ veröffentlicht. Autorin Britta Lützenkirchen kommt zum Schluss, dass so eine positivere Wirkung auf die Emotionen und die Kaufabsicht erreicht wird als bei jenen Zeigern, die etwa auf 8.20 Uhr oder 11.30 Uhr eingestellt waren.

Frauen sind empathischer

Gerade 8.20 Uhr sei kontraproduktiv, da die Zeit an ein trauriges Gesicht erinnere. „Frühere Studien zeigen, dass das sogenannte Gesichtsareal im menschlichen Gehirn bereits auf minimale visuelle Strukturen reagiert, die einem Gesicht ähneln. Diesen Effekt machen sich Marketingabteilungen zunutze, indem sie positiv konnotierte Gesichtsausdrücke in ihre Produkte integrieren. Man denke nur an das Logo der Firma TUI oder die Motorhaube eines Mini-Coopers“, teilte Lützenkirchen mit. Sie will auch herausgefunden haben, dass 10.10 Uhr stärker auf Frauen als auf Männer wirke, da diese schneller Gesichter erkennen und mehr Empathie mit emotionalen Gesichtsausdrücken zeigen würden.

Dann gibt es noch praktische Gründe: Viele Logos befinden sich in der unteren Hälfte des Ziffernblatts und werden so nicht verdeckt. Dazu erkennt man mehr Details der Uhr. Das hat sich bei einigen digitalen Exemplaren durchgesetzt. Nur Apple will ein bisschen anders sein und stellt auf 10.09 Uhr. Der „Business Insider“ mutmaßte, man wolle den anderen voraus sein. Aber ob das stimmt? Nicht immer gilt: Kommt Zeit, kommt Rat.

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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