Warum streiten wir so gerne über die Rosinen im Kaiserschmarrn?
Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.
Es hat in seiner Verlässlichkeit etwas wunderbar Beruhigendes: Egal ob mit der lang gehegten Freundesgruppe, beim großen Familienfest oder beim privaten Zusammentreffen von zuvor distanzierten Arbeitskollegen. Steht dabei Kaiserschmarrn auf der Karte, wird diskutiert.
Selbst die harmoniebedürftigsten Österreicher erheben dann gerne die Stimme, lehnen sich ein bisschen weiter über den Esstisch, verleihen ihrem Argument wild gestikulierend Nachdruck: Durch Rosinen, rufen die einen mit verklärtem Blick, birgt jeder Biss Überraschung; sie machen den Kaiserschmarrn zum kulinarischen Abenteuer. Blödsinn, kommt es echauffiert zurück. Rosinen sind bloß Störenfriede! Ungefragt mischen sie sich in den fluffigen Teig und ruinieren mit ihrer Intensität den sanften Geschmack der Mehlspeise.
Aber warum verleitet uns eine so unscheinbare Zutat zu derart lauten Ausschweifungen?
"Essen", meint die Wiener Stadtpsychologin Cornelia Ehmayer-Rosinak, "auch wenn es sich einerseits um lebensnotwendige Nahrungsaufnahme handelt, ist immer auch Teil der eigenen Persönlichkeit, Teil der Kultur, aus der man stammt." Spezielle Gerichte und sogar einzelne Gewürze schaffen Verbundenheit mit einer bestimmten Gruppe, kreieren ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Psychologisch, ergänzt Ehmayer-Rosinak, ist das Essen auch mit Emotionen besetzt. Eine einfache Speise kann, wenn man sie mit positiven Momenten aus der Kindheit verbindet, noch als Erwachsener Trost spenden. Um dieses Gefühl bestmöglich heraufzubeschwören sollte das Gericht genauso serviert werden, wie es die Eltern, die Großeltern, die großen Geschwister zubereitet haben – mit jeder einzelnen Zutat.
Und dann geht es beim Streit über die Rosine am Ende vielleicht gar nicht um die Rosine. Sondern darum, dass man mit Menschen über Nichtigkeiten streiten und argumentative Kräfte messen kann, ohne dass man Sorge haben muss, eine Beziehung zu gefährden.
Aber all diese Erläuterungen beiseite: Richtig gehört der Kaiserschmarrn, das seht ihr bestimmt auch so, mit Rosinen.
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
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