Osterjause

Osterschinken und Co.: Warum essen wir Festgerichte, die vielen nicht schmecken?

Lamm oder Kletzenbrot zu Weihnachten: Sie kommen jedes Jahr aufs Neue auf den Tisch. Da können manche noch so quengeln. Warum sie trotzdem sein müssen.

Die Beine in die Hand nehmen, Haken schlagen und schnell weg wie der Osterhase. Das würden manche gerne, wenn sie den aus dem Siedewasser kommenden Osterschinken sehen und riechen, der zu den Feiertagen auf den Tisch kommt. 

Andere ertragen den Geschmack von Lamm nicht – und würden sich am liebsten in den Osternestern verstecken. Auch zu Weihnachten ist das Kletzenbrot nicht überall Top of the Pops.

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Seltsamerweise tauchen bei großen Festen Speisen auf, die nicht allen schmecken. Und sie kommen jedes Jahr aufs Neue auf den Tisch. Da können manche noch so quengeln. Es ist ein Festtagsparadoxon. Aber das gehört nun einmal zur Tradition. Die Beständigkeit der kredenzten Gerichte – und das Sudern darüber.

Aus Gewohnheit

„So ein Osterschinken ist ein klassisches Festtagsgericht. Der kam nach langem Fleischverzicht in der Fastenzeit auf die Teller“, sagt Michael Brauer. Er ist der Leiter der Gastrosophie an der Universität Salzburg. Dazu war der Schinken die einzige Speise, die „mit Gottes Segen“ verzehrt werden konnte, da er während der Ostermette geweiht wurde.

Der Glaube der Menschen nahm ab, der Schinken blieb. „Das ist Gewohnheit, und die wird nicht reflektiert.“ Zu Ostern kommen die Menschen zusammen, die Verwandtschaft wird besucht und es kehrt manchmal auch etwas Ruhe ein – je nachdem, wie die Verwandtschaft zusammengesetzt ist. Brauer: „Man kann ankommen, sich entspannen. Und dazu gehören traditionelle Gerichte. Sie vermitteln ein warmes, wohliges Gefühl.“ Selbst wenn sie nicht der Favorit aller sind. Aber es mucken auch die wenigsten auf. „Man will ja auch den Festtagsfrieden wahren.“

Dass Schinkenliebhaber mit Vegetariern oder Veganern dennoch zusammenkrachen können, liegt auf der Hand. Aber auch hier könnte man sich der Tradition besinnen. „Früher, als die Menschen an vielen Fastentagen auf Fleisch verzichten mussten, haben sie auch Braten aus veganen Produkten gemacht, etwa mit Mandeln“, sagt Brauer. Auch manche Fleischesser könnten das im nächsten Jahr danken.

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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