Aufstrebender Blaublütler: Deshalb sind Leberblümchen Kämpfernaturen
Heldenhaft boxt sich das Leberblümchen als einer der ersten Frühlingsblüher der Sonne entgegen. Nach tristen Wintermonaten ist das ein erfreulicher Anblick.
Monatelang Schnee, gefrorene Böden, wenig Sonne, noch weniger Grün. Umso größer war einst das Hallo, wenn das erste Leberblümchen oder Veilchen entdeckt wurde. Dann wurde das ganze Dorf verständigt, die Menschen ließen für kurze Zeit alles liegen und stehen, um die ersten Blüten zu begutachten. Bei Frühlingsfeiern, wie dem „Aphrodisia“-Fest der Griechen oder dem römischen „Veneralia“ wurden Schneeglöckchen, Forsythien und andere Frühlingsblumen gefeiert.
Später, ab dem 15. Jahrhundert, hat man das Leberblümchen, dessen Name von den dreilappigen, leberförmigen Blättern herrührt, in Europa als Gartenzierpflanze kultiviert. In Asien hat Hepatica nobilis, so die botanische Bezeichnung, überhaupt Kultstatus. In Japan wird es seit dem 17. Jahrhundert in den vielfältigsten Farben und Formen hochgezüchtet. So verzaubert Hepatica nobilis var. japonica heute in Tausenden Sorten, mit Blütenfarben von Violett, Rot bis Weiß und Gelbgrün. Japaner nennen das Leberblümchen „Yukiwarisou“ – die Pflanze, die den Schnee durchbricht.
Abseits dieser Profizüchtungen wächst das blaublühende Hahnenfußgewächs in unseren Breiten – 2013 übrigens zur „Blume des Jahres“ gekürt – natürlich in der Krautschicht alter Buchen- und Eichenwälder. Als geschützte Art darf es weder gepflückt noch ausgegraben werden. Umso glücklicher dürfen sich alle schätzen, die das Leberblümchen jedes Jahr im eigenen Garten begrüßen dürfen. Ein Glücksfall, denn das Leberblümchen hat nicht nur einen hohen Bodenanspruch, es breitet sich auch nur langsam aus. Die fett- und zuckerreichen Samen werden von Ameisen weitergetragen, um sie an ihre Larven zu verfüttern. Am Weg zu ihrem Bau gehen Samen verloren, die dann für die Weiterverbreitung der Blume sorgen. Da der Aktionsradius von Ameisen aber recht klein ist, kann sich das Leberblümchen jedes Jahr nur um wenige Quadratmeter verbreiten. Das ist auch der Grund, weshalb das urwüchsige Leberblümchen meist nur noch an Orten zu finden ist, wo schon lange, oft über 100 Jahre, Wald wächst. Umso mehr sollte man sich am Anblick des „Blaublütlers“ in der Natur freuen – es ist eine Besonderheit.
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