Großes Ochsenauge: Der Falter wurde 2021 in heimischen Gärten am häufigsten gezählt.

Land der Schmetterlinge? Warum es immer weniger Überflieger gibt

Die Insekten sind ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Sie füllen die Mägen von Vögeln und Fledermäusen. Die wahre Bedrohung geht vom Menschen aus

Als Florence Converse 1908 für ihren Roman Das Gebetshaus "butterflies in the stomach" notierte, konnte die US-Schriftstellerin nicht ahnen, dass "Schmetterlinge im Bauch" 50 Jahre später auch im Deutschen zur Sprache kommen würden. Seither gelten die geflügelten Worte der Autorin, die ursprünglich ein flaues Gefühl im Magen beschrieb, als Synonym für Verliebtheit und ein angenehmes Kribbeln im Körper, wenn die Herzen höher schlagen.

In freier Natur landen Schmetterlinge häufig im Magen größere Überflieger.

"Vor allem Vögel und Fledermäuse fressen Falter. Sie beißen die Flügel weg und genießen den Rest", sagt Martin Lödl. Der Direktor der insektenkundlichen Abteilung im Naturhistorischen Museum Wien sieht das nüchtern. Er weiß wie andere Experten, dass viel mehr der Mensch für die Bedrohung der bunten Artenvielfalt verantwortlich ist.

4.000 Schmetterlingsarten in Österreich

2. Platz für das Tagpfauenauge.

©APA/dpa/Rolf Vennenbernd

"Österreich ist prinzipiell sehr schmetterlingsreich. Von den Alpen bis ins Pannonikum kommen über 4.000 Arten vor", sagt der Biologe Dominik Linhard von Global 2000. Doch die Zahlen aus 2005 bzw. 2007 zeigen: 50 Prozent der Tagfalter stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, bei den Nachtfaltern sind es rund 38 Prozent. Eine Studie aus Deutschland führt aus, dass heute 75 Prozent weniger Fluginsekten unterwegs sind als vor 30 Jahren.

"Hauptursache für den Rückgang ist das Verschwinden von Lebensräumen", sagt Linhard. Die komplexe Entwicklung von Ei über Raupe, Puppe zum Imago erschwert das Durchkommen. Wird eine Wiese mehrmals im Jahr gemäht, sterben Generationen. Düngemittel wiederum reduzieren die Pflanzenvielfalt, ein Todesurteil für so manchen Nahrungsspezialisten. Die Chemie kann auch den Duft von Blüten so verändern, dass Schmetterlinge den Nektar nicht mehr als ihr Elixier erkennen.

Kaisermantel: Platz 3 unter den häufigsten Arten.

©Kurier/schaffer hans peter

Pestizide, die im Obst- bzw. Gemüseanbau teilweise gezielt gegen die kleinen Raupen Nimmersatt eingesetzt werden, verringern ebenfalls die Bestände. Auch auf den Blühstreifen neben den Feldern ist die Belastung durch Pflanzenschutzmittel groß.

Eine deutsche Studie fand jüngst in toten Insekten selbst aus Naturschutzgebieten Rückstände von bis zu 27 Giftstoffen. Diese schwächen das Immunsystem der Winzlinge und vermindern die Zahl der Nachkommen. Nicht zuletzt verbaut Bodenversiegelung den grünen Bereich.

"Lichtverschmutzung dezimiert die Nachtfalter", zählt Linhard ein weiteres Risiko auf. Die künstliche Beleuchtung stört den Rhythmus der Schwärmer, sie übersehen, dass es Zeit zur Nahrungsaufnahme ist. Manche verhungern gefangen in der Lampe.

Wegen Klimawandel bleiben auch Eindringlinge

Der Segelfalter landete auf dem vierten Platz.

©schmetterlingsapp.at/Walter Ederer

Hin und wieder gibt es aber auch Zuwachs bei den Sechsfüßern. So wurde im Vorjahr im Burgenland erstmals ein Kleiner Wander-Bläuling gesichtet und in Tirol der Alpenrosen-Minierfalter entdeckt. Der Klimawandel trägt dazu bei, dass sich gebietsfremde Arten an hiesige Lebensbedingungen anpassen; vereinzelt bleiben auch Schädlinge wie der Baumwollkapselwurm da.

Doch noch sind die Bioinvasoren die Ausnahme unter Ochsenauge, Tagpfauenauge und Kaisermantel. Die drei Überflieger schafften es 2021 bei der Schmetterlingszählung von Blühendes Österreich an die Spitze der häufigsten Arten im Garten.

Noch unter den Top 5: Zitronenfalter.

©Reinhard Vogel

In Anbetracht dieser Schönheiten wird oft übersehen, "dass es tausende kleine, braune, unscheinbare Falterarten gibt", sagt Lödl. Die Vorstellung von Miniermotten im Bauch trifft denn wohl eher, was Florence Converse ursprünglich ausdrücken wollte.

Valentinstag

Überirdisch
Der Valentinstag gilt weltweit als Tag der Liebenden. Er hat eine jahrhundertealte Tradition – mit umstrittenem Ursprung. Romantiker glauben an die Legende vom Heiligen Valentin, der einst als Bischof Hilfesuchende mit Blumen beschenkt und sich für sie über das Trauungsverbot hinweggesetzt haben soll.

Am 14. 2. 269 bezahlte er dafür mit dem Märtyrertod.

Irdisch
Hierzulande trugen v.a. Besatzungssoldaten nach 1945 zur Popularität des Valentinstags mit (Blumen-)Geschenken bei.

Hedwig Derka

Über Hedwig Derka

Hedwig Derka, geboren 1966 in Wien, seit 1996 Redakteurin beim KURIER. Spezialgebiet: Tiere. Lieblingsthemen: Wissenschaft und nutzloses Wissen. Lieblingsbeschäftigung außer Dienst: Meine kleine und große Familie. Noch Fragen? Interessante Geschichten? Nutzloses Wissen? eMail an mich: [email protected]

Kommentare