Warum haben so viele Menschen verlernt zu flirten?

Die Kunst des Flirtens stellt viele Menschen heute vor ein Rätsel. Woran das liegt.

Schon die Suche bei Google spricht Bände. Wer lose zum Thema „Flirt“ herumsurft, dem werden schnell verblüffende wie wohlwollend weiterführende Fragen wie diese vorgeschlagen: Wie erkenne ich Flirten? Was ist das Ziel von Flirten? Was löst Flirten aus? 

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Liebe Freunde des Frühlings, solche Fragen beantwortet besser Dr. Sommer. Gleichzeitig sind die Rechercheresultate ein deutliches Signal: Flirten, laut Karl Farkas ein „Trockenkurs der Liebe“, lässt viele ratlos zurück. Es scheint aus der Mode gekommen, dabei ist Flirten, ohne ernste Absichten und doch voller Absicht, doch pure Lebenslust. Zum Anbraten reicht ein Hormonstau, zum Flirten benötigt es Humor. Das kann hohe Kunst sein. Wenn man Sinn hat für Kunst.

Die Schuldigen sind schnell gefunden. Zum einen starren alle nur auf ihr Handy. Kein Wunder, dass da einige die Signale der süßen Kellnerin nicht registrieren. Zum anderen haben sich gerade die Jungen an die digitalen Anbahnungsmöglichkeiten gewöhnt. „Gerade unter 30-Jährige setzen bei der Partnersuche verstärkt auf das Internet“, weiß Parship-Psychologin Caroline Erb. Schüchternen Menschen kommt das zugute, das Pferd wird quasi von hinten aufgezäumt, kommen beide beim ersten Treffen um ein spielerisches Kennenlernen und die Chemie der Liebe ohnedies nicht herum. 

Was ist noch erlaubt?

Oft stecken hinter der Flirt-Faulheit auch soziale Ängste. Die Generation Z fühlt sich bei Kontakten (etwa beim Bestellen im Restaurant) verstärkt gestresst, erledigt lieber alles online. Auch die Nachwirkungen der Corona-Krise spielen da mit hinein. Dazu kommt oft der Schmerz vergangener Trennungen, der manche in Form von Selbstschutz vom Flirten abhält. 

Und auch die Verunsicherung, was heute noch angemessen ist oder welche Komplimente erlaubt sind, ist Thema. „Junge Frauen setzen Grenzen selbstbewusst früher“, weiß Erb. Räumt aber zugleich ein: „Es kann auch hinderlich bei der Partnersuche sein, wenn man zu verkopft an das Thema herangeht.“ Schlechte Witze kann man sich sparen, Charme sei aber immer gefragt: Sieben von zehn Österreichern, weiß eine Studie, wünschen sich eine verbindliche Beziehung. Flirten hilft dabei.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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