Helen Mirren

Warum sich Hollywood-Star Helen Mirren jetzt für Oliven stark macht

Der Hollywoodstar besitzt ein Haus im italienischen Apulien und spart nicht mit Kritik.

Als Oscar-Gewinnerin Helen Mirren (77) in einem Golfwagerl zur Eröffnung des ORA! Fests in Monopoli, dem entzückenden Hafenstädtchen in Apulien, ankam, erwarteten alle den großen Auftritt einer Queen. Und wurden nicht enttäuscht, aber überrascht.

In einem knallpinken Kleid mit silbernen Pailletten, flachen marokkanischen Lederslippers und Kopfband, das die nunmehr langen weißen Haare bändigte, betrat sie den Innenhof des Schlosses.

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Aber anstatt eine PR-Kampagne für ihre neue Serie „1923“ zu starten (dazu später), zog sie wortlos einen handgeschriebenen Zettel aus der Handtasche, auf dem stand: „Save the Olives“ – Rettet die Oliven.

Mirren besitzt ein Bauernhaus in Apulien

Der Hintergrund: Mirren hat vor fünf Jahren eine typische apulische Masseria, einen Bauernhof in Tiggiano in der Salento-Region am südlichen Zipfel von Apulien erstanden.

Sie und Ehemann Taylor Hackford (Regisseur von „Ray“, „Ein Offizier und Gentleman“ u. a.) haben die letzten fünf Jahre mit der Restaurierung verbracht. Wie die meisten Farmen in der Gegend ist auch ihre von den berühmten apulischen Olivenhainen umgeben. Bis vor wenigen Jahren produzierten die 60 Millionen Bäume 50 % von Italiens Olivenöl. Bis die Bakterie Xylella die Pflanzen infizierte und es zu einem großflächigen Absterben der Bäume kam.

„Wir hatten selbst 80 Olivenbäume auf unserem Grundstück, die wir ausgraben mussten“, erzählt Mirren. „Wir haben sie mit einer resistenteren Gattung ersetzt, und das scheint zu funktionieren, aber um uns herum sind Tausende Hektar von toten Bäumen. Das ist ein Riesendesaster, und den Italienern ist das viel zu wenig bewusst“, spart sie nicht mit Kritik.

„Wenn dieses wunderbare Gebäude, in dem wir gerade stehen, plötzlich auseinanderfallen würde, dann würde jeder sagen, wir müssen es retten. Wenn das Kolosseum in Rom auseinanderbricht, würden alle darauf bestehen, dass es gerettet wird. Für mich haben die Olivenbäume dieselbe historische Relevanz. Diese Bäume sind 900 Jahre alt, noch vor Garibaldi. Sie sind Teil der Geschichte Italiens. Man kann nicht zu den Einwohnern von Salento sagen, das ist euer Problem. Dafür ist der Schaden zu groß. Den Bauern muss geholfen werden, das Problem ist ein massives. Italien und die Welt müssen hier etwas unternehmen.“

KURIER-Hollywood-Reporterin Elisabeth Sereda mit Helen Mirren

©Privat

Großes Engagement

Die Schauspielerin hat immer schon ihren Namen und Ruhm dazu genützt, sich politisch und karitativ zu engagieren, sei es in der Uganda-Krise, in der Flüchtlingshilfe oder bei Essen auf Rädern. Und sie ist nun Teil der Organisation „Save the Olives“.

Ihr Engagement liegt auf Linie mit dem Motto des ORA! Festes, ein besonders innovatives Filmfestival, das Spielfilme, Kurzfilme und Dokus zeigt, die sich mit der Umwelt auseinandersetzen – einer der Filme ist „Sea of Shadows“ des österreichischen Regisseurs Richard Ladkani. Preise werden hier nicht an Stars vergeben, sondern die Stars vergeben sie an Helden des Alltags, wie Ärzte, die sich im Süden Italiens um die Flüchtlinge kümmern, und eben auch Bauern und Bodenkulturwissenschafter, die die Natur schützen und retten.

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Als Helen Mirren nach unserem Gespräch dann auf die Open-Air-Bühne auf der Piazza Palmieri ging, zog sie einen Vergleich zwischen ihrem apulischen Leben als Naturschützerin und ihrer Rolle als Cara Dutton in „1923“, der Spin-off-Serie von „Yellowstone“.

„1923“ thematisiert den Konflikt zwischen Kapitalismus und Natur: „Die 1920er-Jahre sind sehr interessant, weil sie der Anfang der Auswirkungen des Kapitalismus und der industriellen Revolution sind, wo wir in der westlichen Welt begonnen haben, die Umwelt mit Ignoranz und Dummheit zu zerstören.“

Mirren spielt an der Seite von Harrison Ford

Mirren spielt die starke Ehefrau von Harrison Ford (80) in der Serie und sagt: „Frauen wie sie haben immer existiert, aber sie wurden sehr selten in Büchern und Filmen und TV dramatisiert. Das heißt aber nicht, dass es diese Pionierfrauen nicht gab.“

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Selbst unter Stars ist Mirren eine Ikone: Marisa Tomei, Matthew Modine, Tarantino-Produzent Lawrence Bender und die italienischen Regisseure Edoardo Winspeare und Alessandro Parello hörten ihr gebannt zu bevor sich alle wieder ins Innere des Schlosses begaben, um die Eröffnung des Festivals mit typisch apulischen Köstlichkeiten wie Orecchiette con Cime die Rape und Bruschetta von apulischen Datterini (Datteltomaten) zu feiern und mit viel Rosé, ein Lieblingsgetränkt von Helen Mirren zu feiern.

Zur Party stieß dann auch Schauspielerin und Jury-Präsidentin Alfre Woodard, die es verspätet aber doch nach Monopoli geschafft hatte.

 

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